Halbfinale in der Champions League Bayern verpassen bessere Ausgangslage gegen Real Madrid
Der FC Bayern hat im Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid eine gute Ausgangsposition fürs Rückspiel verspielt. München musste am Dienstagabend (30.04.2024) spät den 2:2-Ausgleichstreffer hinnehmen.
Einen Präzisionspass von Toni Kroos verwertete Vinicius Junior frei vor Bayern-Keeper Manuel Neuer flach zur Führung ins rechte Eck (24. Minute). Die Bayern erholten sich in der zweiten Hälfte von dem äußerst überraschenden Gegentreffer. Leroy Sané stellte kurz nach der Pause das Unentschieden mit einer fantastischen Einzelleistung her (53.). Wenig später traf Lucas Vázquez Jamal Musiala im Real-Strafraum am Schienbein, Harry Kane verlud Madrids Keeper Andriy Lunin beim fälligen Elfmeter (57.). Vinicius Junior verwandelte dann aber später einen Foulelfmeter ebenso souverän (83.).
Tuchel: "Real hat gemacht, was sie mit allen machen"
"Es war gut, dann wieder nicht so gut, dann wieder gut, dann wieder nicht so gut", meinte der starke Konrad Laimer bei "Amazon Prime", "aber es ist Real Madrid. Im Großen und Ganzen war das ordentlich." "Die Tore sind jeweils gefallen, wenn die andere Mannschaft besser war", sagte Madrids Kroos, "Vini hat mir das Zuspiel beim 1:0 sehr einfach gemacht. Das 2:2 war am Ende gerecht."
"Wir hätten nach 10, 15 Minuten führen müssen, und haben dann unseren Plan nicht mehr durchgezogen", so Bayerns Trainer Thomas Tuchel, "ich weiß gar nicht warum. Und dann hat Real das gemacht, was sie mit allen machen: Sie machen aus zwei Chancen zwei Tore."
Ancelotti warnt vor Sané und Musiala
Real-Trainer Carlo Ancelotti sprach nach seiner Rückkehr nach München von einem "guten Ergebnis für das Rückspiel. Aber es ist noch nichts entschieden. Bayern hat eine hohe Qualität. Sie haben Spieler wie Musiala oder Sané, die uns wehtun können."
Tuchel konnte auf die zuletzt angeschlagenen Sané und Musiala für die Startelf zurückgreifen, auch Thomas Müller stand von Beginn an auf dem Feld - zum 150. Mal in der Champions League. Der frühere Bayern-Coach Ancelotti musste Dani Carvajal (Gelbsperre) und die weiter verletzten David Alaba und Stammkeeper Thibaut Courtois ersetzen.
Bayerns furioser Beginn
Sané (1.), Harry Kane (6.), wieder Sané (7.), allesamt mit Schüssen aus der Mitteldistanz, und erneut Kane mit einem Versuch von der Mittellinie aus (9.): Die Bayern erarbeiteten sich in der ersten Viertelstunde eine ganze Reihe guter bis sehr guter Torchancen. Doch kein Versuch schaffte es ins Real-Tor. Die Gastgeber wirkten gedankenschneller, aggressiver in den Zweikämpfen und gieriger. Aber dann spielte Kroos seinen ersten Traumpass.
Kroos mit dem "chirurgischen Eingriff"
Nach 20 Minuten blieb ein Diagonalball von Kroos noch folgenlos. Der Angriff der Madrilenen war noch nicht gefährlich, aber der Rückkehrer in die deutsche Nationalmannschaft zeigte seine Pass-Präzision erstmals in Perfektion. Als der 34-jährige Real-Regisseur einen freien Ball in den Lauf auf Vinicius Junior platzieren konnte, stimmte einfach alles: Ballweg, Druck, Geschwindigkeit - ein Meisterstück beim ersten ernstzunehmenden Vorstoß der Gäste.
Passgeber Toni Kross (l.) und Doppeltorschütze Vinicius Junior jubeln in München.
Bis zur Pause gelang den Bayern nicht mehr viel, außer ihre Ballbesitzquote weiter zu vergrößern. Ausnahme: Ein Freistoß von Kane wurde zwar von Müller und Sané hübsch inszeniert, aber vom Engländer links neben das Tor gesetzt.
München plötzlich effizient
Nach der Pause probierte es Real Madrid weiter mit der Taktik aus Spielabschnitt eins: Münchens Spielaufbau und eventuelle Angriffe "aushalten" und dann blitzschnell zuschlagen. Kroos tauchte links im Strafraum auf und fand seinen Meister in Manuel Neuer (51.).
Doch Sané erlöste die Bayern und ihre Fans: Mit einem Antritt von der rechten Seite aus zog der Dribbler nach innen und wuchtete den Ball mit aller Gewalt flach ins kurze Eck. Lunin war genauso überrascht wie machtlos. Und mit der nächsten Einzelaktion - diesmal erarbeitet von Musiala - verteilten die Bayern wenig später die zweite Watsch'n. Lucas Vázquez konnte Musiala im Strafraum nur per Foul stoppen, Kane verwandelte den Strafstoß nervenstark.
2:1 ist nicht genug
München drängte in der Folge auf die nächsten Treffer. Antonio Rüdiger fälschte einen Kane-Schuss zur Ecke ab (66.), danach scheiterte Innenverteidiger Eric Dier zweimal per Kopf (67., 71.).
Doch Real blieb wachsam: Der inzwischen für Kroos eingewechselte Luka Modric chipte den Ball auf Vinicius Junior., der allerdings den Ball diesmal nicht an Neuer vorbeischlenzen konnte. Doch in der Schlussphase zeigte der Brasilianer beim Strafstoß erneut seine Abgezocktheit, nachdem Min-jae Kim Rodrygo ungeschickt zu Fall gebracht hatte. Kim hatte schon beim ersten Gegentreffer nicht besonders gut ausgesehen und sich gegen die Laufrichtung von Vinicius Junior bewegt. "Kim war heute zweimal zu gierig", kommentierte Tuchel nach der Partie. Münchens Innenverteidigung bleibt in der Saison 23/24 die Achillesferse des deutschen Rekordmeisters
Das Rückspiel wird in der kommenden Woche (08.05.2024) um 21 Uhr im Stadion Santiago Bernabéu in Madrid angepfiffen. Für die Münchener ist nach wie vor alles möglich, die Ausgangslage hätte aber auch durchaus besser sein sein können.