Champions League bei PSG Noch eine Null bis zum Finale - Gregor Kobel als Rückhalt des BVB
Borussia Dortmund geht mit einem knappen Vorsprung ins Rückspiel bei Paris Saint-Germain. Ein zweites Spiel ohne Gegentor, dann wäre das Finale der Champions League erreicht - und Torhüter Gregor Kobel hätte eine Topquote nochmal getoppt.
Es gibt allerlei Möglichkeiten, um die Diskrepanz zwischen den Leistungen aufzuzeigen, die Borussia Dortmund in der Bundesliga und in der Champions League abliefert. Am eindruckvollsten dürfte sein, dass der BVB in Europa zu den besten vier Mannschaften zählt, in der Bundesliga hingegen nicht. Das kann sich zwar bis zum Saisonende noch ändern, wird die Dortmunder aber nicht groß interessieren, denn sie haben eine realistische Chance, eine der beiden besten Mannschaften Europas zu sein.
Das Hinspiel im Halbfinale gegen Paris Saint-Germain gewannen sie mit 1:0, und das sorgte entscheidend dafür, dass auch der Fünfte der Bundesliga in der kommenden Saison in der europäischen Eiliteliga mitspielen darf, die nach der Reform dann tatsächlich im Ligensystem ausgetragen wird.
BVB mit starker Defensive gegen PSG, auch dank eines Offensiven
Bei einzelnen Spielern zeigen sich auch gewaltige Diskrepanzen in den Leistungen zwischen Champions League und nationalem Regelbetrieb. Karim Adeyemi etwa hatte glänzende Auftritte an europäischen Abenden, etwa beim Sieg bei der AC Mailand in der Gruppenphase.
Im Heimspiel gegen PSG war er ebenfalls stark, setzte seine Geschwindigkeit wirkungsvoll auf dem Flügel ein. Bemerkenswerter aber war seine Disziplin dabei, stets den Außenverteidiger in der Viererkette zu unterstützen, wenn der sich in Duellen mit Ousmane Dembélé oder dem manchmal auf die Flügel ausweichenden Mittelstürmer Kylian Mbappé sah.
Indizien für Glück und einen bärenstarken Torwart
Die Dortmunder boten als Mannschaft in der Defensive eine starke Leistung. Dabei reihte sich auch jemand ein, der nicht im Verdacht steht, in der Champions League deutlich besser zu sein als in der Bundesliga: Gregor Kobel. Der Torhüter ist auch in dieser Saison wieder über jeden Zweifel erhaben.
Er sorgte im Wesentlichen dafür, dass der BVB eine für ihn günstige große Diskrepanz bei den sogenannten xG-Werten hat. Damit misst Sportec Solutions, das auch der Sportschau die Daten liefert, die Qualität von Torchancen. Dortmund hat bislang 40 Gegentore kassiert, die Gegner erreichten aber einen xG-Wert von annähernd 52. Kein anderer Bundesligist hat eine so große Diskrepanz bei den beiden Parametern.
Manche Fußballlehrer schwören auf die Aussagekraft von xG-Werten, manche halten sie für reine Spielerei. Werden sie als einer von vielen Indikatoren betrachtet, die der Fußball bereithält, helfen sie zumindest, um ein Bild zu entwerfen.
Nach den Daten der vielgenutzten Plattform "flashscore" hatte der BVB bislang in allen K.o.-Spielen der Champions League gegen die PSV Eindhoven, Atlético und PSG einen geringeren xG-Wert als der Gegner. Das ist ein Indiz für Glück, das ewig ein Faktor im Fußball sein wird. Die Borussia schöpfte es im Hinspiel etwa aus, als zwei Schüsse der Pariser binnen weniger Sekunden am Innenpfosten landeten und ins Feld zurücksprangen.
Die Werte sind aber auch ein Indiz für einen starken Torwart, und diesen Eindruck unterstützen die Beobachtungen Kobels wie auch dessen Daten. In dessen bisherigen zehn Saisonspielen in der Champions League (beim 1:1 in Eindhoven fehlte er verletzt) wehrte er 37 Schüsse ab. Nur Jan Oblak kommt mit 40 auf mehr. Der Slowene von Atlético kassierte allerdings 13 Treffer in zehn Spielen, Kobel nur acht.
Nur Raya und Neuer mit besserem Schnitt
Auf einen besseren Schnitt als Kobel von Gegentoren pro Spiel (0,8) kommen bei Torhütern mit mindestens sechs Einsätzen nur Raya von Arsenal (0,78) und Bayerns Manuel Neuer mit 0,75.
Führend ist Kobel bei den Spielen ohne Gegentor. Bei fünf, also der Hälfte seiner Einsätze, kassierte Kobel keinen Treffer. Diese Topquote würde der 26 Jahre alte Schweizer auf knapp 55 Prozent steigern, sollte der BVB auch am Dienstag (07.05.2024, ab 20.50 Uhr in der Radio-Reportage der Sportschau) ohne Gegentor bleiben.
Das wäre gleichbedeutend mit dem Einzug ins Finale, das am 1. Juni im Wembleystadion in London ausgetragen wird. Es würde auch die Diskrepanz vergrößern, die sogar bei Gregor Kobel in den Daten zu finden ist: In der Bundesliga kommt er in dieser Saison bislang auf sechs Spiele ohne Gegentor - bei 26 Einsätzen.