Protest auf der Dortmunder Südtribüne gegen die Reform der Champions League

Häufig hohe Siege Neue Champions League - Kantersieg wird zum Normalfall

Stand: 02.10.2024 13:11 Uhr

Die Champions League wird nun in einem anderen Format mit noch mehr Mannschaften gespielt. Das dürfte zum Ende der Ligaphase zu spannenden Tabellenkonstellationen führen. Viele Spiele haben hingegen - anders als in europäischen Topligen - kaum Wettkampfcharakter.

Latte, und dazu eine ganz knappe Entscheidung, ob der AC Mailand nicht vielleicht einen Elfmeter in der Schlussphase hätte bekommen müssen. Es war jedenfalls spannend in der Leverkusener Arena, und damit bildete die Partie zwischen dem Deutschen Meister und dem zuletzt wieder in Form gekommenen Team aus der Serie A am Dienstagabend (01.10.2024) die Ausnahme.

Fünf der neun Spiele gewann eine Mannschaft mit vier oder mehr Treffern Vorsprung. Borussia Dortmund gewann gegen Celtic Glasgow sogar mit 7:1.

In der Höhe war der Sieg gewiss überraschend, anders als etwa das 5:0 des FC Barcelona gegen die Young Boys aus Bern und das 4:0 von Manchester City bei Slovan Bratislava. Der Klub aus der Slowakei hatte sein erstes Spiel bei Celtic schon mit 1:5 verloren.

In der heimischen Liga ist Slovan mit 21 Punkten aus acht Spielen Tabellenführer. Celtic ist Spitzenreiter in der Scottish Premiership mit 18 von 18 möglichen Punkten bei einem Torverhätnis von 20:0.

National top, in der Champions League nur sehr bedingt wettbewerbsfähig: Solche Mannschaften waren laut Hans-Joachim Watzke einer der Gründe, warum die Wettbewerbe des Europapokals reformiert worden seien.

Proteste in Dortmund, Watzke findet es "deutlich interessanter"

Er habe häufig schon nach der Auslosung vorhersagen können, wer eine Gruppe gewinne, Zweiter, Dritter und Vierter wurde, sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund im November 2023 bei der Aktionärsversammlung des börsennotierten Fußballunternehmens. "Deutlich interessanter" und "deutlich spannender" werde die neue Champions League, argumentierte er, und er glaube, dass "die Fans das in zwei, drei Jahren" auch so sehen würden.

Die Fans des BVB - und mit ihnen die aktiven Szenen weiterer deutscher und internationaler Klubs - prangern seit Jahren die Reform an. Sie behaupten: "Paradox erscheint die Begründung der UEFA, weshalb die Reformierung der europäischen Wettbewerbe dringend erforderlich sei: Sie diene dazu, die Vorrunde aufzuwerten und der Eintönigkeit in der Gruppenphase zu begegnen. Gerade das Gegenteil ist jedoch zu erwarten."

Proteste der Fans in Dortmund gegen "UEFA Mafia"

Am Dienstag, vor dem ersten Heimspiel in der reformierten Champions League, wurde die Ablehnung auf der Südtribüne nochmal deutlich gemacht. "UEFA MAFIA" war zu lesen, und darunter in kleiner Schrift, dass es dem europäischen Verband nicht um den Sport, sondern allein um Geld gehe.

Hans-Joachim Watzke sitzt seit 2023 im Exekutivkomitee der UEFA, bei der Entscheidung zur Reform 2021 stimmte er nicht mit ab. Sie gefällt ihm aber, wie auch die vom Weltverband aufgeblähte Klub-WM, die 2025 erstmals mit 32 Mannschaften ausgetragen werden wird. Das neue Format der Champions League sei "ein großer Wachstumstreiber", sagte der Boss des BVB, der sich "18 bis 20 Millionen Euro mehr" von der reformierten Version für seinen Klub versprach.

Mehr Teams, mehr Spiele = mehr Geld

Für mehr Geld brauchte es mehr Mannschaften und mehr Spiele. Es wird nun in einer Liga mit 36 Teams gespielt, die jeweils nur acht Spiele austragen. In der Abschlusstabelle gibt es zwei sehr wichtige Trennlinien. Der Tabellenachte wird sich wie die sieben vor ihm platzierten Klubs noch direkt für das Achtelfinale qualifizieren.

Der 24. darf noch in den Playoffs mitspielen, in denen acht weitere Teilnehmer am Achtelfinale ermittelt werden. Die Klubs vom neunten bis 16. Platz haben in den Playoffs den leichten Vorteil, das Rückspiel im eigenen Stadion austragen zu dürfen.

Angesichts der drei Bruchstellen in der Tabelle, der großen Anzahl an Mannschaften und geringen Anzahl an Spielen (in der Conference League sind es sogar nur sechs pro Team) ist mit einem höchst spannenden letzten Spieltag zu rechnen, an dem 18 Spiele parallel ausgetragen werden und einzelne Tore zu großen Verschiebungen führen können.

Ein Weiter in der Europa League gibt es nicht mehr

Es dürften allerdings auch schon früh einige der zwölf Mannschaften feststehen, für die im Januar die Europapokalsaison beendet ist, denn einen Abstieg in die Europa League - wie in den Jahren zuvor für den Gruppendritten - gibt es nicht mehr.

Wie groß die Leistungsunterschiede zwischen der europäischen Elite und den finanziell abgehängten Klubs sein dürften, deutet sich schon nach wenigen Spielen an. Acht der bisherigen 27 Partien gewann eine Mannschaft mit vier oder mehr Toren Unterschied. Das entspricht einer Quote von 30 Prozent, die im Vergleich mit den europäischen Topligen sehr hoch ist, wie die Tabelle zeigt.

Deutliche Siege in Champions League und Topligen 2024/25
Liga Spiele 3 Tore + 4 Tore + Quote 4 + (in &)
Champions League 27 11 8 30
Bundesliga 54 8 5 9
Premier League 60 9 2 3
La Liga 80 9 3 4
Serie A 60 9 4 7

In der Bundesliga, in der bislang exakt doppelt so viele Spiele ausgetragen wurden, liegt die Quote bei 9 Prozent, und die ist damit schon wesentlich höher als in der Premier League, in der nur zwei von 60 Partien mit einer Differenz von vier oder mehr Toren ausgingen. In der spanischen La Liga sind es drei bei schon 80 Spielen.

Obwohl in den vier zum Vergleich stehenden nationalen Ligen mindestens doppelt so viele Spiele ausgetragen wurden wie in der Champions, ist dort auch die absolute Zahl an Spielen, die mit drei oder mehr Toren Unterschied ausgingen, höher.

Auf dem Papier ausgeglichenere Partien am Mittwoch

Die Sportschau wird die Tabelle während der kompletten Saison 2024/25 fortschreiben, um eine solidere Basis an Daten zu erhalten. Auf dem Papier erscheinen die anstehenden Spiele am Mittwoch, unter anderem mit Aston Villa gegen den FC Bayern München und RB Leipzig gegen Juventus Turin, ausgeglichener zu sein (Beide Spiele ab 21 Uhr live in der Radio-Reportage und im Ticker bei der Sportschau). Sollte keine Partie mit einem Unterschied von vier oder mehr Toren enden, würde die Quote auf 22 Prozent sinken.