Jonathan Johansson

Champions-League-Quali KI Klaksvik - wo der Elektriker die Elfmeter hält

Stand: 08.08.2023 22:41 Uhr

Eigentlich arbeitete Jonathan Johansson als Elektriker, dann kam ihm der Fußball dazwischen. Nun spielt er mit KI Klaksvik Champions-League-Qualifikation und hat Geschichte geschrieben.

Vor einigen Tagen, als KI Klaksvik von den Färoer-Inseln in der zweiten Qualifikationsrunde zur Champions League Schwedens Meister BK Häcken rausgeworfen hatte, ist auch Jonathan Johansson manchmal um eine Einschätzung gebeten worden. Johansson, 31, stand im Tor, obwohl er eigentlich gar kein Torhüter mehr sein mochte. Und dann hielt er den fünften Schuss im Elfmeterschießen. Er sagte: "Das ist so verdammt surreal."

Und so mag sich das nicht nur für ihn angefühlt haben, es war ja schon eine Sensation, ein kleines Fußballmärchen. Sogar der färöische Rundfunksender KVF schrieb: "Eine Sensation. Ja, das kann man wohl sagen."

Für Klaksvik spielen Halbprofis, sie sind Studenten und Schreiner, und der Flügelspieler Arni Frederiksberg, der im Rückspiel in Schweden zweimal traf, ist CEO einer Firma in der Fischindustrie. Und nun spielen sie in der dritten Qualfikationsrunde zur Champions League, es ist eine Premiere. Nie zuvor war ein Klub von den Färoer-Inseln so weit gekommen. Damit nimmt zum ersten Mal überhaupt ein Team von dort an der Gruppenphase eines großen europäischen Wettbewerbs teil.

Das mit der Qualfikation für die verschiedenen Europapokalwettbewerbe ist mitunter eine komplizierte Angelegenheit, das schon. Aber in diesem Fall, im Fall von KI Klaksvik, dem aktuellen Meister der Färoer, ist es gar nicht so kompliziert: Der Klub hat die Gruppenphase in der UEFA Conference League sicher, es könnte aber auch die Europa League werden oder gar die Champions League.

"Das Größte, was mir passiert ist"

Auch das mag der Torhüter Johansson gemeint haben, als er die Zustände bei KI Klaksvik vor einigen Tagen surreal nannte. Er sagte auch: "Das ist das Größte, was dem Verein je passiert ist. Und bei weitem das Größte, was mir passiert ist." Und tatsächlich war es ja so: In einer Mannschaft voller unwahrscheinlicher Helden war Johansson noch mit Abstand der unwahrscheinlichste gewesen.

Im vergangenen Jahr hatte er seine Karriere eigentlich beendet, und wie aus diesem Ende dann doch noch ein Anfang wurde, das ist schon eine besondere Geschichte.

Wenn ein Anruf alles verändert

Im Juni, als Jonathan Johansson Urlaub auf der griechischen Insel Rhodos machte, bekam er einen Anruf, mit dem er eher nicht gerechnet haben wird. Johansson ist im Hauptberuf Elektriker, er ist aber auch kein ganz schlechter Fußballer. Er hat als Torhüter in Norwegen und seiner Heimat Schweden gespielt, immerhin zweite Liga. Zuletzt aber hat Johansson Fußball nur noch zum Spaß gespielt, in der 5. Liga in Norwegen. Er war dort Innenverteidiger.

Jedenfalls klingelte irgendwann im Urlaub sein Handy, und es meldete sich Magne Hoseth, ein ehemaliger Nationalspieler Norwegens, der heute Klaksvik trainiert. Hoseth hatte ein Problem, ihm waren die Torhüter ausgegangen. Beide hatten vor einigen Jahren zusammen in Norwegen gespielt, als Hoseth im Herbst seiner Spielerkarriere war und Johansson Torhüter und Elektriker zugleich. Offenbar hat Johansson dabei keinen verkehrten Eindruck gemacht, denn Hoseth hatte eigentlich nur eine Frage.

Ob er, Jonathan Johansson, sich das vorstellen könne: Fußball spielen auf einer Insel, auf der es mehr Schafe als Menschen gibt, als Halbprofi, aber mit der Aussicht auf Einsätze in der Champions-League-Qualifikation. Johansson konnte sich das vorstellen. So hat es angefangen.

Champions-League Qualifikation als "bester Urlaub der Welt"

Seitdem sind nicht einmal zwei Monate vergangen, und das mit Johansson und KI Klaksvik, es läuft nun wirklich nicht schlecht an. Sechs Spiele hat er bestritten, vier davon in der Champions-League-Qualifikation, dreimal blieb er dort ohne Gegentreffer.

Als ihnen die Überraschung gegen Häcken gelungen war, als sie tatsächlich die nächste Runde erreicht hatten, sagte Johansson: "Es ist, als wäre ich noch im Urlaub. Der beste Urlaub der Welt."

Die Spieler von KI Klaksvik jubeln über den Sieg im Elfmeterschießen gegen BK Häcken in der Champions-League-Qualifikation

Aber Urlaub ist erstmal nicht mehr für Johansson, er wird es verschmerzen können. Am Dienstagabend traf KI Klaksvik im Hinspiel auf Molde FK aus Norwegen, auf den Klub also, bei dem einst auch Erling Haaland begeisterte. Und Klavsik gewann nach zwei Toren von Arni Frederiksberg mit 2:1.

Sollte Klaksvik auch diese Runde überstehen, stünde der Klub in den Playoffs zur Champions League und hätte auf diese Weise sogar die Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League sicher.

KI Klaksvik und der Traum von mehr Exotik

Molde ist auch der Ex-Klub des Trainers Hoseth, auch der Abwehrchef Vegard Forren, 35, hat viele Jahre dort gespielt. Für sie ist es womöglich ein besonderes Spiel, aber Johansson, der Elektriker, der in Klaksvik die Elfmeter hält, war gar nicht so zufrieden mit dem Los.

Er erinnerte an Häcken, den Stadtteilverein aus Göteborg, er sprach über Molde und über sein ganz persönliches "europäisches Abenteuer". Johansson sagte: "Es hätte durchaus etwas exotischer sein dürfen."