Späte Gegentore und Ärger über Schiedsrichter Bayern scheitert dramatisch bei Real Madrid
Der FC Bayern hatte bei Real Madrid den Finaleinzug in der Champions League vor Augen, scheitert aber dramatisch nach zwei späten Gegentreffern und einer 1:2-Niederlage im Santiago Bernabeu.
Alphonso Davies hatte die Münchner (68. Minute) in Führung gebracht. Doch am Ende jubelte Real Madrid nach zwei späten Treffern des ehemaligen Bundesliga-Profis Joselu (88., 90.+2) über den 2:1-Sieg, der nach dem 2:2-Unentschieden im Hinspiel den Einzug ins Endspiel bedeutete.
Real vereitelte damit die mögliche Neuauflage des Endspiels von 2013 - und trifft nun am 1. Juni im Londoner Wembley-Stadion auf Borussia Dortmund.
Pavlovic von Beginn an für Goretzka
Trainer Thomas Tuchel gab im zentralen Mittelfeld überraschend dem 20-jährigen Aleksandar Pavlovic den Vorzug gegenüber Leon Goretzka. Matthijs de Ligt rückte nach überstandener Verletzung wieder ins Abwehrzentrum. Vorne spielte Serge Gnabry anstelle von Thomas Müller. Gnabry hatte auch die erste gute Chance für die Münchner, setzte den Ball nach feiner Vorlage von Jamal Musiala aber neben den Pfosten (8.).
Die Antwort der "Königlichen" ließ keine fünf Minuten auf sich warten: Vinicius Junior lief sich im Rücken der Münchner Abwehr frei und wurde perfekt bedient. Der Pfosten verhinderte einen frühen Bayern-Rückstand - und Manuel Neuer, der den Nachschuss von Rodrygo parierte.
Verletzungsschock für Bayern - Gnabry muss früh runter
Die Münchner im Glück, dafür gab es schlechte Nachrichten nach einer knappen halben Stunde: Gnabry, der erst im Hinspiel sein Comeback nach Verletzung gegeben hatte, musste offenbar erneut mit Oberschenkelproblemen vom Platz, für ihn kam Alphonso Davies.
Madrid bestimmte das Spiel, doch die Münchner blieben aufmerksam und lauerten auf Konterchancen. Mehr als ein Schuss von Harry Kane knapp neben den Pfosten sprang für die Bayern nicht heraus. Die Gastgeber waren bei ihren Vorstößen weitaus gefährlicher: Fünf Minuten vor der Pause musste erneut Neuer retten, den Freistoß-Schlenzer von Vinicius Junior lenkte der Nationalkeeper mit einer Hand um den Pfosten.
Vinicius Junior und Rodrygo mit Großchancen - Neuer rettet
Der Brasilianer blieb auch nach dem Seitenwechsel der Fixpunkt in Reals Offensive, "Vini" brach immer wieder über die linke Seite durch, nicht zu halten von Joshua Kimmich. Eine seiner scharfen Hereingaben hätte Rodrygo (51.) um ein Haar zur Führung verwertet.
Die Münchner gerieten stärker unter Druck - und durften sich bei Manuel Neuer bedanken: Erst rettete Neuer nach einem Rodrygo-Freistoß, dann parierte er glänzend gegen den erneut durchgebrochenen Vinicius Junior.
Davies trifft im Robben-Style
Die Münchner suchten nach Entlastung, Musialas Schuss nach einem Konter, den Keeper Lunin vereitelte, wirkte wie ein Weckruf: Beim nächsten Angriff, wieder über die linke Seite, zog Davies in Arjen-Robben-Style am Strafraumeck nach innen und versenkte den Ball im langen Eck zur Münchner Führung (68.).
Real konterte - und fünf Minuten später jubelte das Bernabeu über den vermeintlichen Ausgleich: Nach einem Freistoß wurde Nachos Schuss abgefälscht und landete im Netz. Doch Reals Kapitän hatte zuvor Kimmich mit einem Griff an den Hals zu Boden geschickt - Schiedsrichter Szymon Marciniak kassierte den Treffer nach Ansicht der Videobilder ein.
Joselu wird zum Münchner Albtraum
Bayern-Torjäger Kane hätte eine Viertelstunde vor Schluss fast für die mögliche Vorentscheidung gesorgt, traf aber aus kurzer Distanz nur das Außennetz. Die Bayern hatten das Finale vor Augen - doch ausgerechnet ein Aussetzer des bis dahin überragenden Neuer brachte Madrid zurück: Einen tückischen Schuss von Vinicius Junior ließ Neuer nach vorne abprallen - genau vor die Füße des kurz zuvor eingewechselten Joselu, der den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte.
In der zweiten Minute der Nachspielzeit stand Joselu erneut goldrichtig, markierte nach der Flanke von Antonio Rüdiger tatsächlich das entscheidende 2:1-Siegtor - eine Dramaturgie, die bei den Münchnern schmerzhafte Erinnerungen an das Finale von 1999 gegen Manchester United wachrufen dürfte. Der Treffer wurde vom VAR auf Abseits kontrolliert, blieb aber zu Recht stehen.
Umstrittene Abeitsentscheidung gegen de Ligt in der Nachspielzeit
In der Nachspielzeit hatten die verzweifelt stürmenden Münchner nochmals Pech: De Ligt traf ins Tor, der Schiedsrichter hatte aber bereits wegen einer vermeintlichen Abseitsposition des Bayern-Verteidigers das Spiel unterbrochen. Anders als bei Joselus Siegtor ließ Schiedsrichter Marciniak die Szene nicht am Monitor überprüfen.
Bayern-Coach Tuchel nannte die Entscheidung im Anschluss bei "DAZN" ein "Desaster". Auch de Ligt konnte es "nicht verstehen, dass er da nicht durchspielen lässt". Der Schiedsrichter habe sich im Anschluss auch entschuldigt, so de Ligt. Am Münchner Ausscheiden änderte dies nichts, für den Rekordmeister wird eine Saison damit erstmals seit 2012 ohne einen Titel enden.