Kylian Mbappé bei PSG Ohne ihn ist alles nichts
Paris Saint-Germain steht im Viertelfinale der Champions League, weil Kylian Mbappé Mbappé-Dinge machte. Bald wird er seine Tore woanders schießen. Für PSG wird sein Abgang eine Zäsur.
Kylian Mbappé war im Strafraum, aber der Winkel ungünstig. Ihn trennte nicht viel von der Grundlinie. Der Weg zum Ziel war versperrt, fünf Spieler von Real Sociedad San Sebastian befanden sich zwischen ihm und dem Tor. Vielleicht hätte er zurücklegen können. Achraf Hakimi stand 20 Meter vor dem Tor. Er hob zaghaft den Arm. Doch Mbappé regelte das auf seine Art.
Er legte sich den Ball auf den rechten Fuß: Innenseite, Außenseite, Innenseite. Ein Haken und noch einer. Plötzlich war da eine Lücke - und Mbappé schoss. Er traf unten rechts ins Eck. Es war der Führungstreffer für Paris Saint-Germain im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League. Später war Mbappé noch einmal erfolgreich. PSG gewann 2:1 und steht im Viertelfinale.
Ibrahimovic, Neymar, Messi - alle weg. Nur Mbappé ist noch da
Paris Saint-Germain hat in dieser Champions-League-Saison dreizehn Tore erzielt, sechs gingen auf das Konto von Mbappé, 25. In den beiden Spielen gegen San Sebastian traf er insgesamt dreimal. Ohne ihn wäre PSG nicht so locker weitergekommen. Vielleicht wären sie gar nicht weitergekommen.
Für Paris Saint-Germain spielten einst die ganz großen Namen. David Beckham war da, Zlatan Ibrahimovic, Neymar und Lionel Messi. Der Klub hat eine Menge Geld und große Ziele, doch die Champions League hat er auch mit Neymar, Ibrahimovic und Messi nicht gewonnen. Sie alle spielen nicht mehr für PSG. Geblieben ist nur Mbappé.
Er ist der letzte verbliebene Star, der große Hoffnungsträger. Die Mannschaft ist abhängig von ihrem besten Spieler, von seinen Tricks und Toren. Ohne ihn ist bei PSG alles nichts.
Nur läuft im Sommer der Vertrag von Mbappé aus. Er wird Paris nach sieben Jahren verlassen. Über seinen Abschied habe er die Klubbosse bereits unterrichtet, schrieben französische Medien nach dem Hinspiel gegen San Sebastian. Auch die "Süddeutsche Zeitung" und der "Spiegel" berichteten.
Mbappé wollte gehen, aber ablösefrei - und er bekommt seinen Willen
Überraschend ist das nicht. Mbappé wollte vor drei Jahren weg, vor zwei Jahren und auch im vergangenen Sommer gab es Unruhe. Schon damals war zu lesen, Mbappé wolle seinen Vertrag auslaufen und eine Option auf Verlängerung verstreichen lassen, um den Verein ablösefrei verlassen zu können. Bis dahin aber wolle er bei PSG bleiben und nicht vorzeitig wechseln - auch nicht nach Saudi-Arabien. Der Klubboss Nasser Al-Khelaifi sagte: "Wir können nicht den besten Spieler der Welt gratis abgeben, das ist unmöglich."
Am ersten Spieltag fehlte Mbappé im Kader von PSG, das ohne ihn gegen Außenseiter Lorient nur 0:0 spielte. Dann kehrte er zurück. In seinen ersten vier Ligaspielen erzielte er sieben Tore. Insgesamt steht er in dieser Spielzeit bei 34 Treffern in 34 Pflichtspieleinsätzen.
Bald werden sie in Paris auf Mbappé verzichten müssen. Er bekommt seinen Willen. Tore erzielen wird er bald woanders, vermutlich im Trikot von Real Madrid. Nur bestätigt ist der Wechsel noch nicht.
Mbappé sagt: "Ich habe Probleme, aber der Trainer ist keins"
Seine Mannschaft müsse sich nun eben daran daran gewöhnen, ohne Mbappé zu spielen, hat Trainer Luis Enrique kürzlich gesagt. In der Liga hat er Mbappé in den vergangenen drei Spielen deshalb nur 138 Minuten spielen lassen. Zuletzt - beim torlosen Remis gegen Monaco - war nach einer Hälfte Schluss für ihn.
In der zweiten Halbzeit saß Mbappé nicht auf der Ersatzbank, er saß auf der Tribüne neben seiner Agentin Fayza Lamari, die auch seine Mutter ist. Später sprach Mbappé auch über das Verhältnis zu seinem Trainer. "Es gibt kein Problem mit ihm, auch wenn die Leute vielleicht denken, dass es ein Problem gibt", sagte er: "Ich habe Probleme, aber der Trainer ist keins."
In der Liga trifft Paris am Wochenende auf Stade Reims. Womöglich wird Mbappé dann wieder auf der Bank sitzen. Meister dürften sie dort auch ohne seine Tore werden. Doch was in Paris wirklich zählt, ist die Champions League. Da wird es auf Mbappé ankommen, auf seine Tricks und seine Tore.
Für Trainer Luis Enrique ist das eine Herausforderung. Er muss Titel gewinnen und einen Plan entwickeln, wie PSG auch ohne Mbappé funktionieren kann. Es gibt leichtere Aufgaben. Ein wenig Optimismus schadet da nicht. Seine Mannschaft, sagt Luis Enrique, werde in der kommenden Saison "noch stärker" sein. Man darf gespannt sein.