2. Bundesliga Greuther Fürth im Teamcheck - zu viel Aderlass für die Spitze?
Die SpVgg Greuther Fürth hat durchaus das Potenzial, eine Überraschung in der 2. Fußball-Bundesliga zu werden. Aber die Abgänge dürften dafür zu schwer wiegen. Die Franken im Sportschau-Teamcheck.
So lief die vergangene Saison
Vor rund einem Jahr sorgten die Fürther zum Auftakt für einen Paukenschlag: Nach dem 1. Spieltag war das Team von Trainer Alexander Zorniger nach einem 5:0-Sieg gegen den SC Paderborn Tabellenführer - und auch in kommenden Monaten sah es lange so aus, als könnte die Spielvereinigung eine Rolle im Kampf um den Aufstieg spielen. Nach der Winterpause befand sich Fürth zwischenzeitlich noch auf dem zweiten Tabellenplatz, dann kam aber der Einbruch und am Ende ein ernüchterndes Abschneiden als Achter.
Der Trainer
Das letzte Saisondrittel war zwar nicht allzu gut, die Zusammenarbeit mit Zorniger läuft nach Meinung der Klubverantwortlichen aber derart gut, dass sie trotzdem um zwei weitere Jahre verlängert wurde. In der Saison 2022/23 führte der 56-Jährige das Team aus der Krise, die damals jüngste Mannschaft der Liga schaffte unter seiner Leitung die Wende und kletterte von Tabellenplatz 18 auf Platz zwölf.
Zorniger gilt als Mann der klaren Worte - auf und neben dem Platz. Als im August 2023 sein Spieler Julian Green bei einem Pokalspiel beim Hallenschen FC rassistisch beledigt wurde, holte der Fürth-Coach zum verbalen Rundumschlag aus - und nahm jeden Menschen, der Zeuge solcher Taten wird, in die Pflicht.
"Das Stadion war zu 95 Prozent ausverkauft. Da hat jeder gehört, was der andere gesagt hat. Wenn dann jemand das dritte oder vierte Mal Affe zu einem Spieler sagt, dann muss ich sagen: Halt die Klappe. Ich kann es nicht mehr hören", sagte Zorniger damals auf der anschließenden Pressekonferenz: "Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass wir tatsächlich noch in einer Zeit leben, wo irgendeiner denkt, er sei mehr wert als ein anderer. Wenn wir das nicht machen, dann kriegt das braune Gesocks, das auch noch im Bundestag sitzt, immer mehr Oberwasser. Das darf nicht passieren. Das ist unser Job und nicht der irgendwelcher Regierungen oder Institutionen."
Auch sportlich setzt Zorniger auf Klarheit. Fürth ist seine achte Trainerstation, seine RB-Vergangenheit (von 2012 bis 2015 Trainer in Leipzig) hat die offensichtlichste Prägung hinterlassen. Auch von den Franken fordert er hohe Ballgewinne und schnelles, geradliniges Spiel nach vorne.
Neuzugänge und Abgänge
Elf Abgänge - und einige davon tun richtig weh. Jonas Urbig, Tim Lemperle (beide 1. FC Köln) und Robert Wagner (SC Freiburg) sind nach Ausleihen zu ihren Stammvereinen zurückgekehrt und waren ebenso wichtige Stützen in der vergangenen Saison wie Armindo Sieb, den der FC Bayern München dank einer Rückkaufklausel für 1,5 Millionen Euro zurückgeholt und zu Mainz 05 weiter verliehen hat.
Große Namen sucht man auf der Liste der Neuzugänge vergeblich, dafür aber wie gewohnt talentierte Spieler, die in Fürth den nächsten Schritt gehen sollen. Sechs der acht neuen Profis sind 21 Jahre alt oder jünger. Die anderen beiden sind auch erst 23 - aber könnten durchaus für Aufsehen sorgen.
Marlon Mustapha kommt vom Serie-A-Aufsteiger Como 1907 und will es besser machen als bei seiner Sechs-Monats-Leihe zu Fortuna Düsseldorf in der vergangenen Rückrunde. Und Roberto Massimo hat das Ziel, nach eher ernüchternden Jahren beim VfB Stuttgart wieder durchzustarten.
Marlon Mustapha bejubelt einen Treffer im Trikot von Fortuna Düsseldorf
Ziele in der neuen Saison
Fürth ist der Klub, der die meisten Spiele in der 2. Liga bestritten hat und vieles spricht dafür, dass er seine Rekordmarke noch über die kommende Saison hinaus aufbessern wird. Der Kader dürfte zu stark sein, um in den Abstiegskampf zu rutschen, aber ob es für das Aufstiegsrennen reicht? Wahrscheinlich eher nicht, aber das Potenzial, eine Überraschungsmannschaft zu werden, ist durchaus da.
Vieles hängt dafür wieder von den erfahrenen Topspielern Branimir Hrgota und Green ab. Sollten dann noch Mustapha und Massimo an ihre Leistungen aus der Vergangenheit zurückfinden und einige der jungen Spieler einen Sprung nach vorne machen, könnte einiges drin sein. Auf dem Papier gibt es jedoch mehrere Teams, die stärker besetzt sind.