Die Top 7 eng beisammen Eigenwerbung ohne superlative Slogans - Hochspannung in der 2. Liga
Statt angepriesen werden zu müssen, liefert sie mittlerweile selbst: Die 2. Liga präsentiert sich in dieser Saison wieder auf Topniveau. Gerade der Kampf um den Aufstieg verspricht jetzt schon Dramatik.
Es gibt gewisse Slogans aus Fernsehwerbungen, die für viele Jahre in den Gedächtnissen hängen bleiben. Das gilt aber nicht nur für Produkte, die beispielsweise im Supermarkt zu erwerben sind, sondern auch für Ankündigungen von Sportübertragungen. So gab es auch eine Zeit, in der die 2. Fußball-Bundesliga Jahr für Jahr mit neuen Superlativen angepriesen wurde: "Beste 2. Liga der Welt", "Beste 2. Liga aller Zeiten", "Spannendste 2. Liga aller Zeiten".
Dicht gedrängte Spitze
Tatsächlich ist das Unterhaus mittlerweile aber so stark besetzt und sorgt für so viel Spannung, dass es solche Slogans nicht mehr benötigt. Allein der Blick an die Spitze reicht für ein großes Maß an Interesse. Vor dem achten Spieltag trennten Tabellenführer Fortuna Düsseldorf und den Siebten Holstein Kiel nur zwei Punkte, Hertha BSC ist auf dem Weg in die Spitze und ein anderer Aufstiegskandidat ist weit von ihr entfernt.
Düsseldorf verlor durch das 0:1 beim Hamburger SV den ersten Platz, das Topspiel zeigte aber auch, wie eng die Mannschaft an der Spitze beieinander sind. Erst ein Platzverweis und wenig später ein Foulelfmeter entschieden die Partie zugungsten des HSV, der an den Fortunen vorbeiziehen konnte.
Die Hamburger hatten zuvor bei den Aufsteigern SV Elversberg und VfL Osnabrück verloren und sorgten mit dem Sieg sowohl für den sportlichen als auch für den emotionalen Umschwung. Fünfmal ist der einstige Bundesliga-Dino schon an seinem Rückkehrvorhaben gescheitert, im sechsten Versuch soll es endlich klappen.
St. Pauli unter Hürzeler ein echter Favorit
Ganz anders ist es etwa acht Kilometer südöstlich vom Volksparkstadion. Am Millerntor zeigte der FC St. Pauli beim 3:1 gegen Schalke 04 eine herausragende Leistung und ist in dieser Saison als einziges Team in der 2. Liga ungeschlagen, hat dazu die beste Abwehr aller 18 Mannschaften. "Wir sind ein Verein, der sportliche Ambitionen hat, da mache ich kein Hehl draus. Die Liga ist so eng, jedes Spiel ist 50/50. Da tun wir gut daran, mit harter Arbeit voranzugehen", sagte Fabian Hürzeler.
Seit Beginn des Jahres ist der 30-Jährige Trainer auf St. Pauli - und der Lauf seiner Mannschaft seitdem ist beeindruckend. In 25 Spielen holte Hürzeler mit seinen Spielern einen Punkteschnitt von 2,28 Zählern pro Partie und verlor erst zweimal. Halten die Kiezkicker diese Form auch nur annhähernd über die gesamte Saison, ist ihnen der Aufstieg nicht zu nehmen.
Traditionsvereine an der Spitze - und bald auch Hertha
Um den könnten auch Klubs spielen, mit denen nicht unbedingt zu rechnen war. Der 1. FC Kaiserslautern hat 13 von 15 möglichen Punkten aus den vergangenen fünf Spielen geholt, der 1. FC Magdeburg hat sich nach einer starken Rückrunde in der vergangenen Saison auch im oberen Drittel etabliert und gilt als eines der spielstärksten Teams der Liga. Dazu haben es Hannover 96 und Holstein Kiel ins Rennen um die besten Plätze geschafft..
Dirk Schuster
Bei den Kielern war vergangene Woche mit Hertha BSC eine Mannschaft siegreich, die man auch oben erwartet hatte - und nun auch mit großen Schritten auf dem Weg dorthin ist. Drei der vergangenen vier Partien hat der Bundesliga-Absteiger gewonnen. "In der Mannschaft gibt es eine bestimmte Qualität, wenn die Spieler einfach und gemeinsam spielen. Vorher hat jeder irgendetwas gemacht", sagte Hertha-Trainer Pal Dardai und verwies auf den schlechten Start mit drei Niederlagen und 0:5 Toren.
Schalke holt die Realität ein
Während Hertha die Wende geschafft hat, ist Schalke weit davon entfernt, eine Rolle im Rennen um den Aufstieg zu spielen. "Als Erstliga-Absteiger und mit diesem Umfeld zählst du automatisch mit zu den Favoriten. Es soll gar nicht arrogant klingen, aber du musst dir hohe Ziele setzen - und natürlich wollen wir zurück in die Bundesliga", hatte Ex-Trainer Thomas Reis, der unter der Woche entlassen wurde, noch vor der Saison gesagt.
Die Realität: Schalke war nach sieben Spielen mit nur sieben Punkten Sechzehnter und ging am achten Spieltag beim SC Paderborn (1:3) unter. Dazu die vielen internen Probleme inklusive Trainersuche - Schalke droht in dieser Form sogar der Abstieg.
Zweites Topspiel am Wochenende
Nach den beiden brisanten Freitagsspielen gibt es in der 2. Liga auch am Samstag (30.09.2023) noch ein hochkarätiges Duell. Die aufstrebende Hertha aus Berlin trifft auf St. Pauli, das dem Stadtrivalen HSV die Tabellenführung wieder abnehmen kann. Es dürfte wieder ein Spiel werden, das für Eigenwerbung ganz ohne superlative Slogans sorgt.