Topspiel Paderborn gegen Elversberg 2. Liga - Scheinriesen und ihre Nutznießer
In der 2. Liga kommt es zum Gipfeltreffen des Ersten und Dritten. Dass das der SC Paderborn und die SV Elversberg sind, ist ein schlechtes Zeugnis für die Klubs, die die Liga angeblich attraktiv machen.
Vor der Saison hat jeder, der in der 2. Liga spielt oder dessen Wohl irgendwie von der zweithöchsten deutschen Fußball-Spielklasse abhängt, wieder ganz tief in der Kiste der Superlative gewühlt. Es sei wieder mal die beste 2. Liga aller Zeiten - wie so häufig. Der Grund für diese Annahme: Mit dem 1. FC Köln hat sich ein weiterer Traditionsklub dazugesellt. Doch die Realität sieht durchaus anders aus.
Düsseldorf will "nicht auf den Friedhof der Traditionsvereine"
Alexander Jobst, Vorstandsvorsitzender bei Fortuna Düsseldorf, hat vor kurzem bei der Mitgliederversammlung des Klubs etwas gesagt, das darauf hindeutet, dass die vielen großen Vereine in der Liga nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal sind. "Wir wollen nicht auf dem Friedhof der Traditionsvereine landen", sagte der 50-Jährige und untermauerte damit seine Aufstiegsambitionen.
Die Formulierung bleibt jedem selbst überlassen, aber Fakt ist: Schalke 04, Hertha BSC, der 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Nürnberg, Hamburger SV, 1. FC Köln, Hannover 96 und auch Düsseldorf sind nicht mehr die Klubs, die sie einmal waren. Sie machen die Liga mit durchschnittlich 36.000 (Nürnberg) bis 61.000 (Schalke) Stadionbesuchern zum Zuschauermagneten - aber sie laufen ihren alten Erfolgen und sportlichen Ambitionen schon lange hinterher.
Die "Großen" lassen zu, dass Paderborn und Elversberg vorne sind
Die Riesen der 2. Liga sind sportliche Scheinriesen. Was das am besten belegt: Am kommenden Wochenende bestreiten der SC Paderborn und die SV Elversberg das absolute Spitzenspiel, das von der Tabellensituation her kaum besser sein könnte. Es trifft der Erste auf den Dritten - es sind allerdings zwei Vereine, die eher als Provinzklubs belächelt werden. Sie sind jedoch nicht die ersten "Kleinen", die den "Großen" zeigen, wie es funktioniert.
Der 1. FC Heidenheim, FC St. Pauli und Holstein Kiel sind drei vergleichbare Vereine, die in den vergangenen beiden Saisons ebenfalls die Konkurrenz - die wegen der Fan-Power und den finanziellen Möglichkeiten übermächtig sein müsste - düpiert haben und aufgestiegen sind. Und der HSV, Schalke und Co. geben nun mit ihren Schwächen Paderborn und Elversberg die Möglichkeit, es ihnen nachzumachen.
Hannover und Fortuna patzten als Tabellenführer
"Wir sind nicht allein. Egal, wo du hinschaust, alle haben ihre Probleme", sagte Hannovers Sportchef Marcus Mann der "Bild". Zwei Wochen lang hat 96 die Tabelle angeführt, Platz eins unter anderem wegen einer deutlichen Niederlage in Elversberg (1:3) aber mittlerweile wieder verloren. Davor war Düsseldorf Spitzenreiter, holte zuletzt aber nur einen Punkt aus den vergangenen vier Partien.
Auch Fortuna-Sportvorstand Klaus Allofs hat festgestellt: "Wer sich mit der Liga beschäftigt, weiß, dass es vielen Mannschaften so geht wie uns. Mehrere Teams durchlaufen schwierige Phasen." Das gilt aber vor allem für die Teams, deren Anspruch es nicht ist und sein kann, noch länger Zweitligist zu bleiben. Weil das Selbstverständnis aufgrund der glorreichen Vergangenheit ein anderes ist.
Aber: Fast alle dieser Mannschaften haben noch die Chance, es unter die Top 3 zu schaffen. Vor allem Köln befindet sich nach schwachem Start im Aufwind, hat seine offensive Spielweise so angepasst, dass es jetzt Siege statt Spektakel gibt. Beides gibt es derzeit in Paderborn, wie beim Last-Minute-3:2 in Unterzahl am vergangenen Wochenende gegen Nürnberg, oder in Elversberg, wie bei den dominanten Siegen bei Hertha BSC (4:1), gegen den HSV (4:2), Hannover und in Düsseldorf (2:0).