Luke Littler mit dem Pokal der Darts-WM

Van Gerwen anfangs desolat Luke Littler nach Machtdemonstration neuer Darts-Weltmeister

Stand: 03.01.2025 23:17 Uhr

Ein Teenager ist nun offiziell der beste Dartsspieler der Welt: Luke Littler hat im Alter von nur 17 Jahren den WM-Titel gewonnen. Und das auch, weil sein Gegner an sich selbst scheiterte. Littler gewann am Ende deutlich mit 7:3 gegen den Niederländer Michael van Gerwen - weil er nicht nur wieder mal starke Scores hinlegte, sondern vor allem viel besser auf die Doppelfelder war.

Bei dieser Partie stand so viel auf dem Spiel. Der Sieger würde auf Rang zwei der Weltrangliste hinter Luke Humphries vorrücken, den Sieger-Scheck über 500.000 Pfund erhalten - und van Gerwens Rekord als jüngter Weltmeister, den er sich 2014 im Alter von 24 Jahren sicherte, war in Gefahr.

Von zwölf vorherigen Duellen hatten beide Dartsprofis je sechs gewonnen. Bei der WM lag bei beiden die Satzbilanz bei 22:8, van Gerwen hatte die bessere Doppelquote (43,09:41,05 Prozent), Littler dafür deutlich mehr 180er geworfen (64:43) und einen besseren Drei-Darts-Durschnitt (102,13:99,75). Doch schon recht schnell wurde klar, was an diesem Tag auf der Bühne im Londoner "Ally Pally" passiert.

Van Gerwen patzt zum Start, Littler schnell mit 2:0 vorn

Van Gerwen startete sehr nervös in sein siebtes WM-Finale -- zuvor hatte er drei gewonnen und drei verloren - und musste direkt ein Break hinnehmen, nachdem er drei Doppel verfehlt hatte. Littler gewann den ersten Satz und musste nicht mal ansatzweise an sein Maximum gehen, sein Average war mit 93 pro Aufnahme für seine Verhältnisse sehr niedrig, van Gerwen unterbot ihn mit 91 aber. Noch wichtiger: Littler war beim Check-Out auf die Doppelfelder bärenstark.

So lief es auch im zweiten Satz, in dem van Gerwen kein Leg für sich entscheiden konnte. Erst 15 Minuten waren in dem Finale gespielt und der Weg für Littler offenbar geebnet. Van Gerwen hatte vorher getönt: "Luke war im vergangenen Jahr im Finale und hat nur am Pokal geschnuppert. Ich werde dafür sorgen, dass er weiterhin nur daran schnuppern kann." Doch seine Pfeile sprachen eine andere Sprache.

Nach seiner Finalniederlage ein Jahr zuvor gegen Humphries war Littler voll da - vor allem, weil sein Lieblings-Doppel eine Bank war. Von seinen ersten sechs gewonnen Legs beendete er vier mit der Doppel-10 und verfehlte sie kein einziges Mal.

Die Doppelfelder sind der große Unterschied

Stellvertretend für van Gerwens Auftritt war dann das zweite Leg im dritten Satz. Der Niederländer hatte die Chance zu seinem ersten Break, er verpasste aber dreimal die Doppel-20. Littler konterte und glich mit seinem dritten Versuch zum 1:1 aus - und schaffte danach selbst das Break. Und erneut machte Littler dann mit der Doppel-10 auch den dritten Satz zu.

Auch in Durchgang Nummer vier war Littler schnell mit 2:0 und einem Break vorne, van Gerwen schaute verzweifelt in das recht ruhige Finalpublikum. Es war ein emotionsloses Endspiel, weil der einstige Darts-Dominator zu schwach war, um für Spannungsmomente zu sorgen. Van Gerwen hatte sogar die Chance, auf 2:2 auszugleichen, er vergab aber wieder drei Doppelgelegenheiten und ging deswegen mit 0:4-Sätzen in Rückstand.

Van Gerwen meldet sich zurück - aber nur kurz

Das Scoring von Littler war nicht überragend mit einem 98er-Durchschnitt, der große Unterschied lag in der Doppelquote: seine 48 Prozent waren finalwürdig, die 17,65 Prozent von van Gerwen dagegen ganz weit davon entfernt. Doch dann meldete er sich im fünften Satz zurück. Van Gerwen konnte seinen Anwurf erstmals behaupten und dann breakte er mit einem 132-Checkout zum Satzgewinn. Das Comeback des dreifachen Weltmeisters?

Die Antwort gab Littler. Der 17-Jährige konterte mit immer besserem Scoring, schraubte seinen Average auf über 100 hoch und hielt so seinen stärker gewordenen Gegner in Schach. Im sechsten Satz ging es erstmals in ein fünftes Leg - Littler beendete es zum zehnten Mal mit der Doppel-10.

Littler bleibt cool

Das Spiel hatte jetzt dennoch echten Finalcharakter, es war eng und meist hochklassig, sowohl das Publikum als auch van Gerwen wurden emotionaler. Der Niederländer konnte sich auch den siebten Durchgang sichern, nachdem sich keiner der beiden Kontrahenten breaken ließ. Doch Littler war nicht zu stoppen, er breakte seinen Gegner zum 2:0 und machte den Sack dann zum 6:2 zu. Der junge Engländer war nur noch einen Satzgewinn von seinem großen Triumph entfernt.

Und das machte sich bemerkbar, Littler verkrampfte und traf die Triplefelder nicht mehr. Van Gerwen verkürzte mühelos zum 3:6. Doch seine Leistungssteigerung auf einen Average von an die 100 und über 30 Prozent Doppelquote kam zu spät. Littler legte vor und breakte dann sofort zum 2:0. Und nach etwa 100 Minuten Spielzeit beendete er die Partie mit seinem dritten Matchdart.