Wiedersehen in der Bundesliga Füllkrug und Ducksch - Vögel auf Zeitreise
Niclas Füllkrug kehrt zu Werder Bremen zurück - aber als Spieler von Borussia Dortmund. Er trifft dort auf Marvin Ducksch. Auch für ihn wird es ein besonderes Spiel. Über das Wiedersehen zweier Fußballer, die zuletzt ganz unterschiedlich gespielt haben.
In den Tagen vor dem Wiedersehen hatte Niclas Füllkrug ein Anliegen. Er wollte sich entschuldigen. "Es tut mir wirklich leid: Ich habe diese tolle Geste im Hinspiel leider im Stadion nicht gesehen", sagte Füllkrug dem Portal "Deichstube". "Das wäre ein schöner Moment für mich gewesen. Den würde ich gerne nachholen."
Entschuldigen wollte sich Füllkrug, weil ihm im Oktober in all der Aufregung ein Liebesbeweis entgangen war. Als Werder Bremen im Herbst nach Dortmund gereist war und dort knapp verloren hatte, hatten Fans im Gästeblock ein Banner entrollt. Darauf stand: "Danke für deinen Einsatz, Lücke".
Der Spitzname "Lücke" hat sich etabliert. So nannten ihn die Menschen in Bremen, wo er schon in der Jugend spielte. Wo er als Profi einen Umweg über Fürth, Nürnberg und Hannover nahm, um sich ab 2019 als Angreifer bei Werder zu etablieren. In vier Jahren erzielte er in 88 Spielen 45 Tore, heute ist er Nationalspieler. "Lücke", so rufen sie Füllkrug, 31, manchmal auch in Dortmund, wo er seit dem vergangenen Sommer spielt.
Füllkrugs Wiedersehen mit Ducksch
Am Samstag (09.03.2024, ab 18.30 Uhr im Live-Ticker und in der Audio-Vollreportage) tritt Füllkrug mit dem BVB in Bremen an. Für ihn ist es eine Zeitreise in die Vergangenheit. Und ein Wiedersehen mit Marvin Ducksch. Er war in Bremen Füllkrugs Partner im Angriff, sie harmonierten prächtig, auf und neben dem Platz. Sie hatten sogar einen gemeinsamen Spitzname. Sie waren die "hässlichen Vögel".
Im November, als Füllkrug längst in Dortmund spielte und Ducksch weiter in Bremen, ist das mit dem Spitznamen noch einmal ein Thema worden. Füllkrug war da länger schon Nationalspieler, ein Hoffnungsträger auf einer Position, für die es in Deutschland kaum Hoffnung gegeben hatte. Irgendwann saß Füllkrug bei einer Pressekonferenz der Nationalmannschaft, er sollte auch etwas über den Neuen beim DFB sagen. Er kannte ihn ja.
Der Neue, das war natürlich Ducksch, 30, ihn hatte der Nationaltrainer Julian Nagelsmann für die Testspiele gegen die Türkei und Österreich nominiert. Füllkrug sagte: "Hässliche Vögel goes international jetzt." So kam es dann auch. Ducksch wurde in beiden Spielen eingewechselt, einmal spielte er acht Minuten gemeinsam mit Füllkrug. Doch das war nicht Bremen, es war die Nationalmannschaft. Ein Tor gelang ihnen nicht. Deutschland verlor beide Spiele.
Ducksch bei der EM? Es wäre eine Überraschung
Wenn im Sommer die Europameisterschaft in Deutschland stattfindet, dürfte Füllkrug seinen Platz im Kader von Nagelsmann sicher haben, er trifft in der Nationalmannschaft eigentlich immer: 13 Länderspiele, 10 Tore. Ducksch hat nur Außenseiterchancen. Zuletzt wurde sein Name selten genannt, seltener jedenfalls als der von Deniz Undav. Oder der von Maximilian Beier.
In den Tagen nach dem Spiel in Bremen wird Nagelsmann verkünden, welchen Spielern er für die Testländerspiele Ende März gegen Frankreich und die Niederlande vertraut. Es wäre schon eine Überraschung, sollte der Name von Ducksch fallen. Dabei spielt er keine schlechte Saison, ganz im Gegenteil: In 23 Ligaspielen für Bremen hat er neun Tore erzielt und fünf Treffer vorbereitet.
Doch in diesem Jahr hat er erst zweimal getroffen. Zuletzt, als die Mannschaft von Ole Werner in Hoffenheim verloren hatte, wurde Ducksch nach knapp einer Stunde ausgewechselt. Zufrieden sah er nicht aus. Er sagte: "Ich glaube, ich war heute gut im Spiel. Der Trainer hatte eine andere Idee."
Ducksch ist ein Spezialist für das 1:0
Gegen den BVB wird Werner mit einiger Sicherheit wieder auf Ducksch setzen. Auch für ihn ist es ein besonderes Spiel. Ducksch wurde in Dortmund geboren, schon als Kind spielte er für den BVB, später debütierte er dort in der Bundesliga. Da hieß der Trainer noch Jürgen Klopp. Doch der Durchbruch gelang Ducksch erst, nachdem er Dortmund verlassen hatte. In Kiel und Hannover traf er regelmäßig in der 2. Bundesliga. In Bremen zeigt er seine Klasse nun auch eine Liga höher.
Nach dem Weggang von Füllkrug ist Ducksch Werders bester Angreifer. Selbst wenn er nicht in Topform ist. Auch weil er nicht einfach nur irgendwelche Tore erzielt. Ducksch traf per Strafstoß und mit einem Freistoß, auch köpfen kann er. Fünfmal erzielte er das wichtige 1:0, einmal traf nur er und sicherte Werder drei Punkte. Einmal glich er spät aus und verhinderte eine Niederlage.
Es liegt auch an ihm, dass sie in Bremen gerade ganz gerne auf die Tabelle gucken. Die weist Werder als Siebten aus. Ihren ehemaligen Torjäger Füllkrug vermissen sie dort natürlich trotzdem. Er sei eine prägende Figur gewesen, sportlich und auch als Anführer in Kabine, sagte der Trainer Werner. "Es ist anders ohne ihn. Auf ihn war vieles zugeschnitten."
Füllkrug trifft oft, zumindest in der Bundesliga
Werner wird seine Spieler in den Tagen vor dem Wiedersehen an die Stärken von Füllkrug erinnert haben, an den Kopfball und die Schüsse, oft hart und doch platziert. Vielleicht wird er ihnen auch davon erzählen, wie Füllkrug sich nach anfänglichen Schwierigkeiten immer besser im System des BVB zurechtgefunden hat. Dass er in den acht Ligaspielen in diesem Jahr sechs Tore erzielt hat. Aber wahrscheinlich wird das gar nicht notwendig sein. Sie kennen ihren "Lücke" in Bremen.
Am Anfang der Saison war Füllkrug in Dortmund manchmal nur Joker. Zuletzt war die Frage nicht, ob er spielt. Die Frage war nur, wer an seiner Seite spielt. In 30 Pflichtspielen für den BVB hat er zwölf Tore erzielt und neun Treffer vorgelegt - es ist keine schlechte Quote. Sie könnte besser sein, doch in der Champions League fremdelt Füllkrug noch (7 Spiele, je 1 Tor und 1 Vorlage).
Natürlich ist Füllkrug zuletzt manchmal auf seine Rückkehr nach Bremen angesprochen worden. Er werde "immer Fan dieses Vereins" bleiben, sagte Füllkrug der "Deichstube". Über ein Tor gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber werde er deshalb nicht jubeln. Den Konjunktiv vermied er.