Gerardo Seoane trainiert seit dieser Saison Borussia Mönchengladbach.

Gladbach empfängt Leverkusen Seoane, Hofmann, Xhaka - Wiedersehen mit Frost und Freude

Stand: 24.08.2023 16:53 Uhr

Wiedersehen macht Freude? Beim Bundesliga-Duell zwischen Gladbach und Leverkusen am Samstag (26.08.2023, ab 18.30 Uhr im Audiostream und Live-Ticker bei sportschau.de) steht diese Floskel auf dem Prüfstand: Mit Gerardo Seoane, Jonas Hofmann und Granit Xhaka trifft ein Trio auf den "Ex".

Für Gerardo Seoane ist es selbst manchmal noch erstaunlich, wie schnell das alles in Leverkusen gegangen ist. Gefühlt hat er Bayer doch gerade erst in die Champions League geführt, mit 80:47 Toren bei 64 Punkten eine grandiose Saison auf Rang drei beendet - und nach gerade mal acht Bundesliga-Partien in der Saison 2022/23 war er seinen Job schon wieder los. Großartig zurückblicken möchte er aber gar nicht, er bezeichnet diese Zeit zwar heute als "lehrreich" und sagt dann nur: "Da sieht man, wie zerbrechlich das alles ist".

Keine Chance zur Krisenbewältigung

Warum die Bosse in Leverkusen am 5. Oktober die Nerven verloren und den bei der Mannschaft nach wie vor sehr beliebten und wegen seiner taktischen Kompetenz hochgeschätzten Schweizer vor die Tür setzten, wirkt bis heute komplett rätselhaft.

Zwar war Seoane im Pokal in der 1. Runde an Elversberg gescheitert und lag in der Liga auf Rang 17, doch die Chance zur Krisenbewältigung wollten Rudi Völler und Simon Rolfes Seoane nicht geben.

Gladbachs Spieler begeistert von Seoane

Nun muss man den Aussagen von Bundesligaprofis in Bezug auf ihre Trainer natürlich immer auch ein gewisses persönliches Kalkül beimessen, doch was sie in Mönchengladbach bisher über Seoane sagen, ist sehr eindeutig. Ob die Sportschau Kapitän Jonas Omlin fragte oder die anderen Führungsspieler wie Julian Weigl, Florian Neuhaus oder Tony Jantschke, der Tenor ist beinahe wortgleich: "Man bekommt von ihm glasklare Ansagen. Er fordert sehr viel, aber bei ihm weiß jeder, was er zu tun und zu lassen hat."

Dass bei Seoanes Vorgänger Daniel Farke das exakte Gegenteil der Fall war, lässt sich aus der Erleichterung, mit der diese Lobeshymnen vorgetragen werden, natürlich auch jedesmal heraushören.

Hofmann war sogar als Kapitän eingeplant

Als einen dieser Führungsspieler, sogar als Kapitän, wie Seoane in dieser Woche verriet, hatte der Gladbacher Trainer Jonas Hofmann eingeplant. Doch auch bei dem 21-maligen Nationalspieler konnte man gerade bestaunen, wie schnell das aktuell im Fußballgeschäft so geht. Am 2. Juli hatte der Rechtaußen noch auf dem Handy von Gladbachs Sportchef Roland Virkus angerufen und nach monatelangen Verhandlungen endlich zugesagt, seinen 2024 auslaufen Vertrag zu verlängern.

Jonas Hofmann spielt seit dieser Saison für Bayer 04 Leverkusen.

Jonas Hofmann jubelt über ein Tor seiner Leverkusener im Bundesligaspiel gegen RB Leipzig.

Virkus war extrem erleichtert, überbrachte die frohe Botschaft auch gleich Seoane, der sich ebenfalls sehr freute. Einen Tag später kam dann die Kehrtwende, inzwischen hatte sich Bayer Leverkusen bei Hofmann gemeldet. Es kam zum erneuten Telefonat der Beteiligten und diesmal war Virkus deutlich weniger erbaut vom Verlauf der Unterhaltung: Hofmann teilte ihm mit, dass er nun doch von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machen würde und sein neuer Arbeitgeber 75,3 Kilometer entfernt auf der anderen Rheinseite liegen würde: BayArena statt Borussia-Park.

Alonso - "Während der 90 Minuten gibt es keine Freundschaft"

Sportschau

Virkus übte Kritik am Wechsel

Virkus machte danach öffentlich mehrfach seiner Enttäuschung Luft, kritisierte die "Art und Weise" und dass man doch auf alle Wünsche und Bedingungen der Gegenseite eingegangen sei. Doch dann gratulierte er am 14. Juli Hofmann zum Geburtstag, und der in Gladbach höchst erfolgreiche Angreifer (48 Tore und 51 Vorlagen in 214 Pflichtspielen) sagte anschließend: "Ich habe dem Verein gegenüber mit offenen Karten gespielt. Es ist alles gut zwischen uns."

Das sah dann letztlich auch Virkus so ähnlich und kündigte an, dass die Gladbacher Jonas Hofmann vor dem Anpfiff des Bundesligaspiels am Samstag noch öffentlich verabschieden werden: "Das gehört sich einfach so, Jonas ist ein sehr verdienter Spieler hier gewesen."

Natürlich drohen mal wieder Pfiffe

Die Gladbacher Fans werden dieser Aussage faktisch nicht widersprechen können, doch Vernunft und Emotion treffen sich in diesem Sport nicht immer auf derselben Seite des Bierdeckels. In den sozialen Netzwerken gab es nach der Wechselbekanntgabe wüste Beschimpfungen, und natürlich drohen am Samstag die offenbar unvermeidlichen Pfiffe.

Hofmann sprach von vielen Statements "unter der Gürtellinie", hat das aber nach eigenen Worten auch schnell wieder abgehakt und spürt vor dem Wiedersehen eine "pure Vorfreude". Seine Hoffnung ist nun, "dass viele Leute das Positive sehen und nicht diesen einen Moment dem Ganzen überordnen. Aber es ist bei vielen leider manchmal so, dass das dann mehr Priorität hat als siebeneinhalb Jahre."

Xhaka ging als Kapitän mit Rekordablöse

Mit dieser Zeit in Gladbach hat Hofmann fast das Doppelte in den Beinen wie Granit Xhaka, doch dessen Wiedersehen am Samstag dürfte das unkomplizierteste werden.

Der ehemalige Kapitän Granit Xhaka im Trikot von Borussia Mönchengladbach.

Granit Xhaka war einst Kapitän bei Borussia Mönchengladbach, jetzt spielt er für Bayer Leverkusen.

Als Xhaka 2016 die Borussia nach vier bewegten Jahren in Richtung FC Arsenal verließ, hatte der Schweizer den Klub als Kapitän in die Champions League geführt und eine Ablöse von 45 Millionen Euro eingespielt, die bis heute mit weitem Abstand Vereinsrekord bei der Elf vom Niederrhein bedeutet. Ihm droht im Gegensatz zu Hofmann wohl selbst von der emotional aufgelandenen Nordkurve nicht ein einziger Pfiff.