Beste Bundesliga-Stürmer im Check Guirassy, Kane und Boniface - Tor-Trio mit unterschiedlichen Erfolgsrezepten
Serhou Guirassy, Harry Kane und Victor Boniface haben sich in der Fußball-Bundesliga bislang in Bestform präsentiert. Die Tore der Top-Stürmer sind aber überhaupt nicht vergleichbar.
Mit 26 Toren war der fünfte Spieltag zwar der bisher torärmste in dieser Saison, doch auf ihre besten Torproduzenten konnte sich die Liga wieder verlassen. Der FC Bayern München, Bayer Leverkusen und der VfB Stuttgart führen nicht nur die Gesamttabelle an, sondern haben auch die erfolgreichsten Offensivreihen, die auch am vergangenen Wochenende die meisten Tore erzielten - und die jeweils einen der aktuell besten Knipser in der Liga haben.
Guirassy schon fast auf Füllkrug-Nkunku-Niveau
Reichten in der vergangenen Saison Niclas Füllkrug und Christopher Nkunku zum ersten Mal in der Bundesliga-Geschichte nur 16 Treffer zum Gewinn der Torjägerkrone, deutet sich jetzt schon ein Rennen um den Titel auf weitaus höherem Niveau an. Serhou Guirassy (Doppelpack gegen Darmstadt 98) hat für Stuttgart schon zehn Tore erzielt und damit fast 70 Prozent der Ausbeute von Füllkrug und Nkunku. Dazu sind Bayerns Harry Kane (drei Treffer gegen den VfL Bochum) sowie Leverkusens Neuzugang Victor Boniface (gelang gegen den 1. FC Heidenheim sein dritter Doppelpack) mit sieben bzw. sechs Toren auch auf einem Kurs von mehr als einem Tor pro Spiel.
Was aber auch auffällt: Die drei Stürmer verkörpern ganz unterschiedliche Torjäger-Typen. Sportschau.de analysiert die aktuell besten Bundesliga-Knipser.
Serhou Guirassy - der elegante Alleskönner
Der 27-Jährige ist aktuell in einer derart guten Form, dass seine Tore ein Potpourri aus Szenen für Fußball-Feinschmecker sind. Beim 3:1 gegen Darmstadt drosch Guirassy zunächst einen Fernschuss in den Winkel, später lupfte er den Ball gefühlvoll ins Tor. In den Spielen zuvor hatte der Stürmer aus Guinea bereits zweimal den gegnerischen Torhüter mit einem Lupfer überwunden.
Die meisten seiner Treffer sind ohnehin gelungene Einzelaktionen, drei Guirassy-Tore resultierten aus einem Solo samt gelungenem Abschluss. Am liebsten schießt der Stuttgarter übrigens mit seinem starken rechten Fuß flach ins linke Eck - viermal war das schon der Fall. Nur ein Treffer war in typischer Mittelstürmer-Manier, als er seinen Gegner mit einer Finte stehen ließ und nach Querpass aus drei Metern nur noch ins leere Tor einschieben musste.
Mit dieser Vielseitigkeit hat Guirassy den Bundesliga-Rekord von Robert Lewandowski eingestellt, dem es bisher als einzigem Spieler gelungen war, nach fünf Spielen schon zweistellig getroffen zu haben. "Wir haben die komplette Palette Guirassy gesehen. Dazu gehört auch, dass er merkt, wann es wichtig ist, zu laufen und gut gegen den Ball zu arbeiten. Er nimmt sich nicht zu wichtig", sagte sein Trainer Sebastian Hoeneß nach dem Spiel gegen Darmstadt.
Harry Kane - der eiskalte Vollstrecker
Die "Süddeutsche Zeitung" bezeichnete den Kapitän der englischen Nationalmannschaft nach seinem Dreierpack und zwei Vorlagen beim 7:0 gegen Bochum als "Steinmetz mit Hammer und Meißel". Kane würde "mit seiner Seniorität eine im Vorjahr noch unreife Offensive in die fußballerische Volljährigkeit" ziehen. Angesichts seiner Leistung gegen Bochum eine gerechtfertigte Folgerung, weil Kane dem bayrischen Angriff Struktur und eine Ordnung gibt - und vor allem wieder einen zentralen Mann im Strafraum, zu dem der Ball muss.
All seine bisher sieben Treffer machte der 30-Jährige in der "Box", in sechs Fällen war der Abschluss sein einziger Ballkontakt, einmal nahm er immerhin vorher mit einem Kontakt kurz den Ball an. Zu den Toren gehören auch zwei Elfmeter, außerdem ein Kopfball. Kane braucht also keine große Orientierung, sondern weiß sofort, wie er den Ball platzieren muss, bewegt sich außerdem vor dem Tor richtig.
Ein derart gutes Verhalten im gegnerischen Strafraum dürfte aber kaum reichen, um 100 Millionen Euro wert zu sein, die der FC Bayern für ihn an die Tottenham Hotspur überwies. Mit seinen drei Torvorlagen hat Kane aber auch schon seine Qualitäten im Passspiel unter Beweis gestellt. Was ihm im Vergleich zu Guirassy und Boniface eindeutig fehlt, ist das Tempo - dafür ist er aber mit Abstand der erfahrenste.
Victor Boniface - das unaufhaltsame Kraftpaket
Dass sich Bayer Leverkusen den Stürmer für knapp 20 Millionen Euro von Union St. Gilloise sichern konnte, dürfte bei vielen Topklubs spätestens jetzt sauer aufstoßen. Zuvor war Boniface in Norwegen und Belgien nicht in der Crème de la Crème der ersten Ligen unterwegs, Anpassungsschwierigkeiten an die Bundesliga hatte er dennoch gar keine. Der 22-Jährige besticht durch seine Power, das Kraftpaket aus Nigeria (nach Klubangaben 91 Kilogramm schwer bei 1,90 Metern Körpergröße) ist von den gegnerischen Verteidigern noch gar nicht zu stoppen.
Mit 38 Torschüssen in den ersten fünf Ligaspielen stellte Boniface einen neuen Rekord auf - sechs Tore sind also eine zwar starke Bilanz, bei besserer Effizienz wäre aber mehr drin gewesen. "Wenn du als Spieler 38 Torschüsse hast, solltest du wenigstens 25 Tore gemacht haben", sagte der Stürmer scherzhaft, aber auch mit einem Anteil Ernsthaftigkeit. In dieser Hinsicht macht sich die fehlende Erfahrung im Vergleich zu Guirassy und vor allem Kane bemerkbar.
Seine körperlichen Vorzüge spiegeln sich dagegen in der Art der Tore wieder. Viermal lief Boniface seinen Gegnern schlichtweg davon und blieb allein vor dem Tor cool - die Kombination aus ihm und Assist-Genie Florian Wirtz harmoniert da perfekt. Gegen Heidenheim drehte er sich mit seiner Kraft um den Gegner und traf, dann genoss er als Elfmeterschütze schon das Vertrauen seiner Kollegen. "Er hat einen großen Einfluss auf uns und eine tolle Entwicklung hinter sich. Hoffentlich geht es so weiter", sagte Bayer-Trainer Xabi Alonso.