RB Leipzig gegen Borussia Mönchengladbach Eberls brisantes Wiedersehen am 100. Arbeitstag
Was erwartet Max Eberl? Geschmacklose Plakate? Beleidigende Fangesänge? Vermutlich beides.
Es wäre nichts, das der Geschäftsführer Sport von RB Leipzig nicht gewohnt wäre. Seine Reise in die Vergangenheit am Samstag (11.03.2023, ab 15.20 Uhr live in der Radio-Reportage bei sportschau.de) wird aber besonders pikant sein. Beim ersten offiziellen Wiedersehen mit Borussia Mönchengladbach wird Eberl genau 100 Tage beim sächsischen Bundesligisten angestellt sein.
Die Fans seines ehemaligen Klubs werden kaum gratulieren. Im Gegenteil. Besonders deutlich wurde die Gladbacher Ultragruppierung Sottocultura, die Eberl auf ihrer Webseite als "charakterlose Person" bezeichnete, die "auf die böse Seite des Fußballs" gewechselt sei. Gleichzeitig schrieb die Gruppe mit Verweis auf Eberls selbst verkündeter Burn-out-Diagnose, deretwegen er Gladbach im Januar 2022 nach 23 Jahren als Spieler und Sportdirektor verlassen hatte, von "seiner erfundenen 'Erkrankung', die ihm dann zufällig und passenderweise den Weg nach Leipzig ebnete".
Hasserfüllte Banner gegen Eberl waren schon im Februar 2023 bei Leipzigs Auswärtsspiel beim 1. FC Köln und daheim gegen Union Berlin auf den Tribünen zu sehen gewesen. Auch beim Hinspiel gegen Gladbach im September 2022, als Eberl noch in seiner selbst gewählten Auszeit weilte, hatte es im Borussia-Park ähnliche Spruchbänder gegeben.
Die Anhänger der Traditionsklubs lehnen das Konstrukt RB ab - im Fall der Borussia kommt die persönliche Enttäuschung hinzu, dass sich ein Ur-Gladbacher für den von einem Getränkeriesen gelenkten Emporkömmling entschieden hatte.
Folglich rief Sottocultura dazu auf, Trillerpfeifen ins Stadion zu schmuggeln und dem Protest in den ersten 19 Minuten lautstark Ausdruck zu verleihen. Gladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers appellierte an die Anhängerschaft: "Wir wollen niemandem das Recht zur Meinungsäußerung absprechen, aber wir erwarten, dass dies oberhalb der Gürtellinie stattfindet."
Besänftigungsversuche aus Gladbach
Eberls Nachfolger Roland Virkus forderte fast wortgleich: "Emotionen gehören im Fußball dazu, jeder darf seine Meinung sagen. Aber es muss alles oberhalb der Gürtellinie bleiben."
Leipzigs Trainer Marco Rose, der Gladbach von 2019 bis 2021 betreut hatte und in der Vergangenheit ebenfalls angefeindet worden war, schien sich in den Worten der Gladbacher Bosse noch mehr Klarheit zu wünschen. "Mir würde es besser gefallen, wenn nicht das 'aber' hintendran käme: Meinungsfreiheit ist erlaubt und friedliche Proteste. Dieses 'aber' immer hintendran, wenn es um uns geht. Aber auch damit können wir umgehen", so der Coach.
Sinneswandel nach Engagement in Sachsen
Inhaltlich durchaus nachvollziehbarer Kritik musste sich Eberl in den vergangenen Tagen stellen - und seine jüngsten Aussagen über Leipzigs Transfergebaren könnten am Samstag noch einmal auf den Tisch kommen. Schließlich war Eberl kürzlich ins Schlingern geraten, als er mit seinen Worten aus dem Jahr 2016 konfrontiert wurde. Dieses "Geschiebe von Spielern" von RB Salzburg zum Schwesterklub Leipzig, hatte Eberl damals gesagt, "hat einen faden Beigeschmack".
Mittlerweile hat sich seine Meinung geändert. "Die Welt hat sich weitergedreht", sagte Eberl nun, nachdem der einstige Kritiker bei der Verpflichtung von Mittelfeldspieler Nicolas Seiwald von genau dieser Verbindung bei seinem ersten Transfer Gebrauch machte. "Ich habe damals als Kontrahent etwas dazu gesagt - wir sind sieben Jahre weiter", so Eberl. Doch die Fans vergessen nicht so leicht.