Musiala trifft nach 14 Sekunden Klassenunterschied - FC Bayern zerlegt Holstein Kiel
Wer eine Überraschung hatte kommen sehen, lag schief: Der FC Bayern München zeigte sich im hohen Norden souverän - Holstein Kiel wurde in der Fußball-Bundesliga nach allen Regeln der Kunst mit 6:1 (4:0) auseinandergenommen. Dreifacher Torschütze: Harry Kane.
Der Engländer traf in der 7., 43. und 91. Minute. Jamal Musiala (1.), Nicolai Remberg per Eigentor (13.) und Michael Olise (65.) steuerten die weiteren Münchner Treffer bei. Den Kieler Ehrentreffer erzielte Armin Gigovic (82.). Damit schlossen die Bayern mit nunmehr neun Zählern aus drei Partien zur Tabellenspitze auf, Kiel bleibt ohne Punkt vorerst ganz unten.
"Was wir uns vorgenommen haben, ist halt gar nicht aufgegangen. Und wenn du dann nach acht Minuten 2:0 hinten liegst, kannst du noch froh sein, dass es mit 6:1 noch glimpflich ausgeht", erklärte Kiels Fiete Arp am Sportschau-Mikrofon: "Wenn man sie ins Spiel kommen lässt, ist es unmöglich, das zu verteidigen."
Bayerns Thomas Müller erklärte dagegen: "Ich freue mich vor allem, dass wir gut gespielt haben. Das Spiel ging ja traumhaft los für uns und wir sind bis zum Ende drangeblieben."
David Holstein ohne Chance gegen Goliath FC Bayern
Gibt es ein eindeutigeres Spiel David gegen Goliath im Moment in der Bundesliga? Die Bayern in Kiel, 700 Kilometer von München entfernt, beim Aufsteiger. Zum ersten Mal überhaupt gegen diesen Gegner um Liga-Punkte, nachdem man in der DFB-Pokalrunde 2020/21 spektakulär im hohen Norden verloren hatte: 5:6 im Elfmeterschießen bei eiskalten Minusgraden im Januar. Voraussetzungen diesmal: angenehme Temperaturen, Kiel nach zwei Startniederlagen im Tabellenkeller, der FC Bayern nach zwei Erfolgen vorn mit dabei.
Eine solch klare Ausgangsposition hat vor allem eines: Potenzial für eine Fußballsensation. Allerdings nicht an diesem frühen Septemberabend in Kiel. Holstein erwischte einen Start, wie er für den Underdog schlimmer nicht hätte sein können. Nach 14 Sekunden nahm das Unheil bereits seinen Lauf.
Nach Manuel Neuers langem Ball tauchte Jamal Musiala mutterseelenallein vor Holstein-Keeper Timon Weiner auf und schoss gnadenlos flach ins linke Eck zum 0:1 ein. Es ging rasend schnell. Wobei - andere waren schon schneller: Im Münchner Trikot traf Lothar Matthäus im April 1986 nach 13 Sekunden gegen Borussia Mönchengladbach, im Januar 1998 Giovane Elber nach elf Sekunden gegen den Hamburger SV.
München spielt anfangs wie im Training
Klar allerdings war: Kiels Abwehr war hier unsortiert. Regelrecht chaotisch wurde es sechs Minuten später. Der erfahrene Lewis Holtby spielte vor dem eigenen Strafraum einen fatalen Fehlpass in die Füße von Serge Gnabry, den abprallenden Ball versenkte Kane aus 16 Metern direkt zum 0:2 (7.).
Fünf Minuten später der negative Gipfel aus Kieler Sicht: Musiala tanzte durch die Holstein-Abwehr, passte von der Grundlinie zurück, wo Remberg die Kugel ans Bein und zum 0:3 ins Tor prallte - Eigentor. Das Spiel war entschieden, nachdem es gerade erst begonnen hatte.
Spieler des FC Bayern feiern ein Tor im Bundesligaspiel bei Holstein Kiel
Schön für die Bayern, ganz gut vor allem für 50-Millionen-Zugang Joao Palhinha, der erstmals in der Startelf der Bayern stand. Der Portugiese konnte sich in einer Art Antasten so ganz sanft an das Bayern-Spiel im Wettkampfmodus gewöhnen. Leidtun konnten einem die Fans der Einheimischen, die mit so viel Euphorie ins betagte Holstein-Stadion gepilgert waren. Und die nun einen derart chancenlosen Auftritt ihres Teams durchleiden mussten.
Mehrere Klassen Unterschied zwischen Kiel und München
Es war mehr als ein Klassenunterschied. Die Bayern erspielten sich auch nach dem 3:0 Torchancen nach Belieben. Allein Harry Kane hätte in der ersten Halbzeit sein Torkonto enorm aufstocken können. Wenigstens eine weitere Chance nutzte er noch vor der Pause: In der 43. Minute hatte er nach einem Anspiel von Kingsley Coman an der Strafraumlinie genügend Zeit, um genau zu zielen: Rechts am Innenpfosten schlug die Kugel ein zum 0:4.
Nicht wieder mit raus aufs Spielfeld durften zur zweiten Hälfte Musiala und Serge Gnabry. Vielleicht hatte Vincent Kompany Mitleid mit den Kielern, vielleicht wollte er aber auch nur andere seiner Spieler bei Laune haklten. Mittun durften stattdessen Michael Olise und Thomas Müller. Am Bild änderte sich nichts: Zwar köpfte Kiels Benedikt Pichler einen Ball zum Einstieg auf das Lattenkreuz des Bayern-Kastens, anschließend spielten aber wieder nur die Kompany-Schützlinge.
Bayerns Einwechselspieler schlagen zu
Coman hätte nach 50 Minuten treffen müssen, traf den Ball aber ebenso wenig exakt wie wenig später Olise von der anderen Seite. Der junge Franzose machte es wenig später besser: Nachdem der ebenfalls eingewechselte Alphonso Davies noch an Weiner gescheitert war, versenkte Olise den Rebound zum 0:5 (65.).
Doch noch der Kieler Ehrentreffer
Die Bayern spielten zu diesem Zeitpunkt schon lange im Schongang. Bevor sie ganz eingeschläfert waren, bekamen sie allerdings zehn Minuten vor Schluss einen Weckruf. Über die linke Seite stieß Kiel nach vorn. Die folgende Flanke verwerte Armin Gigovic im Zentrum sehenswert per Kopf zum Kieler Ehrentreffer - 1:5 (82.).
Wenig später fast das zweite Tor der Gastgeber: Fiete Arp - einstiger Bayern-Akteur - drosch die Kugel aus 18 Metern an die Querlatte. So blieb das Schlusswort bei den Bayern: Kane verwandelte einen an ihm verursachten Foulelfmeter zum 6:1 (90.+1).
Kiel in Bochum, München muss nach Bremen
Holstein Kiel muss am kommenden Spieltag gegen den VfL Bochum ran (21.09., 15.30 Uhr), Bayern München spielt gleichzeitig bei Werder Bremen. Vorher steht für die Münchner aber der Auftakt in der Champions League an. Am Dienstag geht's daheim gegen Dinamo Zagreb.