Torjäger vom FC Bayern und RB Leipzig im Vergleich Harry Kane und Lois Openda: unterschiedliche Wege, ein Ziel
Harry Kane und Lois Openda sind die besten Torschützen der Bundesliga in diesem Jahr. Das Duell zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig am Freitag zieht auch daraus seinen Reiz.
Eines hat der FC Bayern ungeachtet aller Alarmrufe schon sicher: Die Spitzenposition ist dem Rekordmeister vor dem letzten Bundesligaspiel in diesem Jahr gegen RB Leipzig (am Freitag, 20.12. ab 20.30 Uhr inder Radioreportage und im Live-Ticker der Sportschau) nicht mehr zu nehmen.
Die Münchner standen bereits 26 Mal zum Abschluss eines Fußballjahres ganz oben und werden auch diesen Jahreswechsel als Tabellenführer erleben. Doch die Harmonie würde empfindlich gestört, sollte der Vorsprung auf Bayer Leverkusen weiter schmelzen.
RB Leipzig kommt mit guten Erinnerungen
Anführer Joshua Kimmich hatte deshalb nach der Niederlage beim 1. FSV Mainz 05 (1:2) von einem "gefährlichen, entscheidenden Moment" gesprochen. Der Nationalmannschaftskapitän trifft im Mittelfeld mit Xaver Schlager auf einen zurückgekehrten Leistungsträger bei den Sachsen, der jetzt betont hat: "Meine letzten Erinnerungen an München sind nicht die schlechtesten."
Da wären zum Beispiel ein Leipziger Erfolg (3:1) auf der Zielgeraden 2023 oder die Gala im Supercup nur wenige Monate später (3:0). Auch beim letzten Aufeinandertreffen im Februar dieses Jahres (1:2) hatte es lange nach einem Remis ausgesehen, ehe Harry Kane wieder zuschlug.
Die Nummer neun gibt den Hoffnungsträger, dass die Münchner wieder in die Erfolgsspur zurückfinden. Sein Comeback nach einem Muskelfaserriss wird händeringend erwartet. Insbesondere gegen die griffigen Mainzer klappte das Wechselspiel zwischen Thomas Müller und Jamal Musiala im Angriff überhaupt nicht: Beide blieben blass, kamen kaum einmal in Abschlusssituationen. Kane ist eben der Zentrumsspieler, der Bälle festmacht, weiterleitet und verwertet.
Die Abhängigkeit von Harry Kane ist belegt
Die Abhängigkeit vom 31-Jährigen ist seit dessen frenetisch gefeierter Ankunft vor anderthalb Jahren bei den Bayern immens groß. Seine Absenz verändert die Statik und Spielweise, und das nicht zum Vorteil des deutschen Rekordmeisters. Seit der englische Nationalmannschaftskapitän unter Vertrag steht, haben die Bayern vier der acht Pflichtspiele ohne ihn verloren.
Aktuell sind es schon wieder 23 Scorerpunkte, die Kane in zwölf Bundesligaspielen gesammelt hat. Ihm genügten 44 Bundesligaspiele, um 50 Tore zu erzielen. Eine einzigartige Quote. Sportvorstand Max Eberl stellte zuletzt erneut klar, dass sich der FC Bayern keinen zweiten Mittelstürmer dieser Kategorie leisten könnte. "Der FC Bayern ist eben auch kein Geldscheißer." Überdies: "Wir haben trotzdem genug Qualität, um auch ohne Harry Tore erzielen zu können. Das haben wir in den letzten Wochen gezeigt."
Max Eberl hat den besten Lepziger Torschützen noch verpflichtet
Eberl hat in seiner Zeit bei RB Leipzig noch dafür gesorgt, dass jetzt der zweitbeste Bundesliga-Torjäger aus dem Kalenderjahr beim Gegner spielt. Der Transfer von Lois Openda fiel im Sommer 2023 noch in seinen Tätigkeitsbereich. Nur kostete der Belgier nicht wie Kane rund 100 Millionen Euro Ablöse, sondern knapp 40 Millionen Euro gingen als Entschädigung an RC Lens.
Für diesen Deal waren dicke Bretter zu bohren, weil die Franzosen um die Kassenlage des Brauseklubs wussten: Die Abgänge von Christopher Nkunku, Dominik Szoboszlai und Josko Gvardiol hatten annähernd 240 Millionen Euro eingebracht. Die Investition in Openda hat sich rückblickend mehr als gelohnt.
Mit seinen 30 Toren in 48 Bundesligaspielen ist der 24-Jährige für die Roten Bullen eine Bank. Sein Marktwert ist auf 60 Millionen Euro gestiegen. Kane erzielte im Kalenderjahr 2024 die meisten Bundesligatreffer (29), dahinter kommt der flinke Stürmer von RB Leipzig (19).
Spieler | Tore |
---|---|
Harry Kane | 29 |
Lois Openda (RB Leipzig) | 19 |
Omar Marmoush (Eintracht Frankfurt) | 18 |
Jonathan Burkardt (1. FSV Mainz 05) | 18 |
Serhou Guirassy (Stuttgart/Dortmund) | 17 |
Benjamin Sesko (RB Leipzig) | 16 |
Jamal Musiala (FC Bayern) | 15 |
Tim Kleindienst (Heidenheim/M'gladbach) | 15 |
Dabei kommen die Torgaranten auf unterschiedlichen Wegen ans Ziel. Kane ist der klassische Knipser, der im Strafraum über unnachahmliche Qualitäten verfügt. Der Mittelstürmer lässt sich bisweilen nur mal zurückfallen, um besser am Spiel teilzunehmen und Gegenspieler zu verunsichern. Seine Bilanz aus 961 Einsatzminuten: 383 Ballkontakte, 46 Torschüsse, 18 Torschussvorlagen. Zum Vergleich Opendas Bilanz bei 1.168 Einsatzminuten: 446 Ballaktionen, 40 Torschüsse, 15 Torschussvorlagen.
Allerdings hat Leipzigs Nummer elf bisher schon 379 Sprints angezogen, Kane nur 143. Der bisweilen auch als Außenstürmer nominierte Openda bildet aktuell mit Benjamin Sesko ein Sturmduo, das mit großem Aktionsradius besticht und gar nicht auf eine Position festgelegt ist. Beide liefen wochenlang in der Schaffenskrise der Sachsen ihrer Form hinterher, zuletzt zeigte der Trend in die richtige Richtung.
Die Statistik spricht für die Bayern
Gegen Eintracht Frankfurt (2:1) trafen beide Stürmer. Der Slowene erzielte in drei der jüngsten vier Pflichtspiele je ein Tor, Openda jubelte vier Mal. In der vergangenen Saison trafen die beiden Angreifer in der Bundesliga zusammen 38 Mal (Openda 24, Sesko 14 Tore). Heißt: Leipziger Gegner müssen sich auf zwei Angreifer einstellen, die in Topform beide Beachtung verdienen. Entsprechend selbstbewusst gibt sich der RB-Angreifer vor dem Gastspiel bei den Bayern: "Wir haben dort zuletzt ein paar gute Spiele gezeigt. Wir reisen mit einem guten Gefühl nach München."
Dagegen spricht allerdings die Statistik: Seit 2013 gewannen die Bayern immer das letzte Bundesliga-Spiel des Jahres. Letztmals nicht der Fall war das 2012 beim 1:1 bei Borussia Mönchengladbach. In Mönchengladbach kassierten die Münchner 1984 (2:3) auch ihre bislang letzte Bundesliga-Niederlage zum Jahresabschluss. Damals noch am alten Bökelberg, und das ist sage und schreibe 40 Jahre her.