Fußball-Bundesliga Darmstadt 98 und die Hoffnung des Tabellenletzten
Der SV Darmstadt 98 trifft als Tabellenletzter auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen. So aussichtslos, wie die Lage scheint, ist sie beim Blick in die Historie der Fußball-Bundesliga gar nicht.
Im Mai und je nach Dramaturgie des Saisonfinales vielleicht auch in den Monaten danach wird wieder die Diskussion aufkommen, wo der eine wichtige Sieg oder Punktgewinn verpasst wurde. So eng, wie es derzeit im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga zugeht, der allerdings mehr ein erbitterter Streit um den Relegationsplatz ist, könnte jedes Tor auf der einen wie der anderen Seite wichtig sein.
Auch jetzt wird schon gerechnet, wie viele Punkte es denn so beim eigenen Verein noch werden, genau wie bei den Konkurrenten. In diesen Rechnungen gibt es einige Partien, in denen felsenfest davon ausgegangen wird, dass sie einen bestimmten Sieger haben. Zumindest die Fans - und vermutlich auch die Verantwortlichen, die es so aber aber nicht sagen sollten - des 1. FC Köln und 1. FSV Mainz 05 gehen davon aus, dass der SV Darmstadt 98 auch nach dem 20. Spieltag bei elf Punkten und auf dem letzten Tabellenplatz bleiben wird.
Leverkusen mit Pflichtsieg vor dem Topspiel
Hoffen werden sie zudem, dass die ohnehin schon schlechteste Tordifferenz der Abstiegskandidaten noch schlechter wird. Bayer Leverkusen kommt ans Böllenfalltor, und deshalb ist die Hoffnung der Kölner und Mainzer berechtigt. Leverkusen hat schon 50 Tore geschossen, noch kein Spiel verloren und führt die Tabelle an.
Zwei Punkte Vorsprung sind es auf den FC Bayern, der dann am 21. Spieltag Gegner der "Werkself" sein wird. Es ist also eine Pflichtaufgabe vor dem Topspiel für die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso, die zuletzt zwar nur zu einem 0:0 gegen Borussia Mönchengladbach kam, sich dabei aber auch sehr viele Chancen herausspielte.
"Xabi Alonso hat eine unfassbare Idee, Fußball zu spielen. Sie haben Maschinen im Kader, die 35 oder 36 Stundenkilometer schnell rennen, dazu Denker und Lenker in der Mannschaft", schwärmte Darmstadts Neuzugang Gerrit Holtmann vom Gegner, bevor er einschränkte: "Aber auch die haben Fehler, die wir ergreifen müssen. In unserem Kessel ist alles möglich."
Pfeifen im Wald
Das hört sich nach Pfeifen im Wald an. Aber so aussichtslos, wie die Lage auf den ersten Blick für die "Lilien" erscheint, ist sie beim Blick in die Historie gar nicht.
Seit Gründung der Bundesliga 1963 kam es bislang 91-mal zu dem Duell zwischen einem Tabellenführer und dem -letzten. Allerdings sind in dieser Betrachtung die ersten fünf Spieltage ausgeklammert, weil die Tabelle zu so frühen Zeitpunkten der Saison noch kein seriöses Bild liefert.
Elf Siege für den Tabellenletzten
Von diesen 91 Duellen gewann der jeweilige Spitzenreiter 57, zuletzt war das im November 2022 der Fall, als die Bayern mit 2:0 beim FC Schalke 04 siegten. Drei Wochen vorher erwischte es letztmals einen Spitzenreiter beim Schlusslicht. Der 1. FC Union Berlin unterlag mit 1:2 beim VfL Bochum. Das war einer von bislang elf Siegen eines Tabellenletzten, aus dem die Darmstädter ein wenig Mut schöpfen dürfen. Vermutlich wären sie auch schon mit einem Unentschieden hochzufrieden, das es folglich 23-mal gab.
Anders ausgedrückt: In weniger als zwei Drittel der Fälle gewann bislang - in Partien ab dem sechsten Spieltag - der Tabellenführer.
Sieg gegen Bayern die Wende für Cottbus
Die beiden jüngsten Siege, die einem Schlusslicht in der Rückrunde gelangen, waren elementar wichtig. Borussia Mönchengladbach gewann am 31. Spieltag der Saison 2010/11 mit 1:0 gegen den späteren Meister Borussia Dortmund, rettete sich unter Trainer Lucien Favre in die Relegation und dann in zwei Spielen gegen den VfL Bochum.
Der FC Energie Cottbus war nach einem 2:0-Sieg gegen den FC Bayern am 24. Spieltag der Saison 2007/08 so beflügelt, dass er letztlich recht souverän die Klasse hielt.
Saarbrücken schafft bis heute Einmaliges
Es war erst der 16. Spieltag der Bundesliga überhaupt, als dem 1. FC Saarbrücken bis heute Einmaliges gelang. Am 11. Januar 1964 gewann er als Tabellenletzter auswärts beim Spitzenreiter, dem 1. FC Köln. Es brachte dem 1. FC Saarbrücken nichts, und es schadete den Kölnern nicht. Sie wurden Meister, Saarbrücken stieg ab - als Tabellenletzter.