Fußball-Bundesliga Von neuen Helden und Durchstartern
Julian Brandt, Ellyes Skhiri, Jae-sung Lee - dieses Trio startet in der Bundesliga gerade mächtig durch. Doch auch andere Bundesligaspieler, die sonst nicht unbedingt im Fokus stehen, haben einen Lauf.
Julian Brandt war lange Zeit das Sorgenkind bei Borussia Dortmund. Nach seinem Wechsel aus Leverkusen galt er als ein Versprechen, doch er blieb weit hinter den Erwartungen zurück. So haftete ihm lange das Etikett eines ewigen Talents an.
Terzic über Brandt: "Hat sich extrem entwickelt"
Jetzt kriegt BVB-Trainer Edin Terzic sich kaum noch ein, wenn es darum geht, Brandt zu loben. "Jule hat sich in dieser Saison extrem entwickelt. Er ist einer unserer konstantesten Spieler", schwärmte der Coach.
Brandt ist der neue starke Mann bei den Schwarz-Gelben und ein Gesicht des Aufschwungs. Der 26-Jährige ist plötzlich Führungsspieler. Er übernimmt Verantwortung - auf und neben dem Platz. "Man merkt, dass er vorneweg gehen will", betonte Terzic.
Mit sechs Treffern führt Brandt sogar die teaminterne Torjägerliste an, hinzu kommen vier Vorlagen. Die Offensive war allerdings noch nie das Problem, dem Offensivmann mangelte es aber häufig an der Leidenschaft und Einstellung.
Inzwischen ist er jedoch "viel stabiler, robuster und präsenter", sagte auch Sportdirektor Sebastian Kehl. Brandt hat die Abwehrarbeit für sich entdeckt, er spurtet auch mal in die eigene Hälfte zurück und grätscht an der Mittellinie. Er ist sichtlich gereift. "Er bringt mittlerweile die nötige Härte in sein Spiel ein, da hat er einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Daran haben wir lange gearbeitet. Er ist komplett fit, er ist immer einer der laufstärksten", lobte Terzic.
Skhiri ist Abwehrspezialist und Torschütze zugleich
Wer braucht schon Anthony Modeste, wenn er Ellyes Skhiri hat! Der Tunesier zieht beim 1. FC Köln eigentlich im defensiven Mittelfeld die Fäden. Dort glänzt er durch Zweikampf-, Lauf- und Führungsstärke, ist Abräumer, Mittelfeldmotor und Passmaschine. Über die Winterpause ist er aber auch zum Torjäger mutiert, hat als einziger Bundesliga-Spieler im Kalenderjahr 2023 bereits fünfmal eingenetzt. Das ist umso bemerkenswerter, weil Skhiri an den ersten 15 Spieltagen gar nicht getroffen hatte. Zuletzt gegen Eintracht Frankfurt traf der 27-Jährige sogar doppelt. "Er beeinflusst das Spiel. Er ist immer anspielbar. Er macht viel richtig", lobte Trainer Steffen Baumgart seinen Regisseur.
Lee startet in Mainz durch
Beim FSV Mainz 05 ist Jae-sung Lee der Mann der Stunde. Er ist ein oftmals unterschätzter Spieler. Erst mit 29 Jahren bestritt der Südkoreaner seine erste Bundesliga-Partie, spielte vorher nur in Südkorea und bei Holstein Kiel in der 2. Bundesliga. Nun dreht er mit mittlerweile 30 Jahren richtig auf, erzielte gegen Augsburg zuletzt seinen ersten Doppelpack in der Bundesliga und schoss bereits sechs Saisontore, davon vier in den vier jüngsten Spielen. Und dabei ist er sehr effizient, denn für diese vier Treffer brauchte er auch nur vier Torschüsse.
Auch Karim Onisiwo ist stark wie nie. Lees Teamkollege trug am verganegnen Spieltag erstmals in der Bundesliga die Kapitänsbinde und führte sicher nicht ohne Stolz die Rheinhessen auf das Feld. Mit fast 31 Jahren ist der Österreicher auf dem vorläufigen Höhepunkt seines Schaffens angekommen, hat sich in sieben Jahren Mainz zu einem starken Bundesliga-Angreifer entwickelt. Seine acht Saisontore sind ein neuer persönlicher Rekord. Noch ein Treffer fehlt ihm, um zum Mainzer Rekordtorschützen Robin Quaison aufzuschließen (31 Bundesliga-Tore für den FSV). Zuletzt gegen Bochum gelang ihm erstmals ein Dreierpack.
Berisha mausert sich zum Siegtorschützen
Doch auch andere Bundesligaspieler, die sonst nicht unbedingt im Fokus stehen, haben einen Lauf. Zum Beispiel Augsburgs Mergim Berisha. Der 24-Jährige schoss sein Team bei den jüngsten Heimspielen gegen Bayer Leverkusen und Borussia Mönchgengladbach jeweils zum Dreier (beide 1:0). Zuvor hatte er auch gegen Bayern München den Siegtreffer erzielt. Nach 13 Spielen kommt Berisha auf sechs Tore und vier Torvorlagen.
Hofmann und Coman treffsicher
Beim VfL Bochum ist Philipp Hofmann unersetzlich. Dass der Klub die vergangenen fünf Bundesliga-Heimspiele alle gewann, liegt nicht zuletzt an dem Stürmer, der in all diesen fünf Partien traf und dabei sechs seiner sieben Saisontore erzielte.
Beim FC Bayern hat sich Kingsley Coman in den Mittelpunkt gespielt. Obwohl der Franzose nur in zwei der fünf Partien von Beginn an ran durfte, ist er der Top-Torschütze der Münchner in der Bundesliga seit der Winterpause. Dreimal traf der 26-Jährige in den beiden jüngsten Spielen und erzielte ganz nebenbei noch den Siegtreffer in der Champions League in Paris.
Grifo mit persönlichem Rekord
Oder Vincenzo Grifo. Der stellte beim SC Freiburg einen neuen persönlichen Rekord auf: Erstmals in einer Bundesliga-Spielzeit bringt er es auf eine zweistellige Anzahl an Treffern. In der ligaweiten Torschützenliste belegt der Mittelfeldspieler hinter den beiden Stürmern Niklas Füllkrug (13) und Christopher Nkunku (12) mit elf Treffern Platz drei. Dabei spielt es keine Rolle, dass Grifo am liebsten vom Elfmeterpunkt trifft.
Und bei Bayer Leverkusen ist Florian Wirtz wieder mächtig im Kommen. Nach seinem Kreuzbandriss spielte er in Hoffenheim erstmals seit seinem Comeback wieder über 90 Minuten durch und zeigte dort mit einer Torvorlage sowie auch mit seinem tollen Treffer in der Europa League gegen Monaco, dass mit ihm wieder verstärkt zu rechnen ist.