Ausgerechnet jetzt zum Rekord-Starter Abwehrchaos - Bayer-Alarm vorm Bayern-Showdown
Mit akuten Abwehrproblemen gegen Bayern München anzutreten, kann momentan äußerst unangenehme Risiken und Nebenwirkungen haben. Spannend wird, welche Lehren Xabi Alonso vor dem Gipfeltreffen am Samstagabend (28.09.2024, ab 18.30 Uhr live in der Radio-Reportage und im Ticker bei der Sportschau) in der Münchener Arena aus dem aktuellen Defensiv-Chaos bei Bayer Leverkusen zieht.
Gerade mal 24 Gegentreffer in der gesamten vergangenen Saison haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Werkself am Ende 18 Punkte Vorsprung auf Bayern hatte und total souverän die Meisterserie der Münchener beendete.
Nach vier Spielen der laufenden Saison musste Lukas Hradecky bereits neunmal hinter sich greifen. Hochgerechnet auf eine gesamte Spielzeit wären das 76,5 Gegentore. Die Prognose ist nicht allzu gewagt, dass Leverkusen den Titel damit nicht verteidigen würde.
Bayer-Trainer Xabi Alonso ist als Problemlöser bekannt
Es war aber in der bisherigen Bundesliga-Zeit eine herausragende Stärke des Trainers Xabi Alonso, Probleme sehr schnell durch Lösungen zu ersetzen. Er gilt als absoluter Meister des "In-game-Coachings", durch taktische Umstellungen und Auswechslungen hat er schon vielen komplizierten Partien die entscheidende Wende verpasst.
Diese Fähigkeit muss der Spanier nun auf eine komplette Trainingswoche ausdehnen, und es sind definitiv Änderungen zu erwarten: Bayer braucht ein Break. Sollte das bis Samstagabend nicht gelingen, könnte schon ein sehr wegweisendes Spiel in Sachen Meisterschaft 2024/25 anstehen.
Tor- und Rekordflut bei den Bayern
Denn wer nicht gut verteidigt, hat aktuell mit Bayern München den ganz falschen Gegner erwsicht: 6:1 in Kiel, 9:2 gegen Zagreb, 5:0 in Bremen lauteten die spektakulären Schützenfeste innerhalb von nur einer Woche, dazu hat Bayern einen Bundesliga-Startrekord aufgestellt (vier Siege mit 16:3 Toren). Eine weitere (vereinsinterne) Bestmarke sind die 29 Tore, die für Vincent Kompany in seinen ersten sechs gewonnenen Pflichtspielen zu Buche stehen.
Dass Leverkusen die Lage ernst nimmt, war schon unmittelbar nach Schlusspfiff des wilden 4:3 gegen Wolfsburg zu beobachten. Anstatt die beeindruckende Last-Minute-Mentalität des Teams zu loben, schlug Granit Xhaka Großalarm, kritisierte "Naivität" im Defensivverhalten und den fehlenden letzten Biss: "Das muss ein Riesenweckruf für uns sein. Es hat etwas mit dem Kopf zu tun, ob man den letzten Meter nach hinten machen will oder nicht."
"Meine Spieler sind nicht dumm"
Auch der natürlich mit angesprochene Abwehrchef Jonathan Tah gab sich schuldbewusst und meinte zu den vielen Gegentoren: "Das stört mich extrem. Natürlich ist das nicht unser Anspruch. Wir müssen verstehen, dass mehr von uns kommen muss, wir dürfen nicht schlafen."
Xabi Alonso fand die kollektive (Selbst-)Kritik vor allem von Xhaka "total korrekt" und räumte ein, dass man ohne eine Änderung des Zustands "in dieser Saison nichts Großes gewinnen" werde. Eine kleine versteckte Drohung in Richtung der Bayern schob er aber noch hinterher: "Meine Spieler sind nicht dumm. Sie wissen, was wir tun müssen. Natürlich können wir es besser, und das Ziel ist, mit einem Sieg aus München nach Hause zu fahren."
Alonso rotiert extrem viel
Was er selbst durch taktische oder personelle Änderungen konkret dazu beiträgt, wird sehr interessant zu beobachten sein. Was Alonso und Kompany bisher beispielsweise unterscheidet, ist ihr Umgang mit dem Thema Rotation.
Bei den Bayern gab es schnell eine zentrale Achse, Kompany tauschte bisher eher spärlich und vorzugsweise auf den Außenpositionen. Den insgesamt 15 Aufstellungs-Änderungen in den fünf Pflichtspielen seit dem Pokal-Auftakt stehen 28 von Alonso in sechs Partien seit dem Supercup gegenüber.
Palacios oder Andrich drängen in die Mannschaft
Auch die defensive Mittelfeld-Besetzung könnte ein Thema werden. Mit den beiden spielstarken Akteuren Xhaka und Aleix Garcia, die gegen Wolfsburg begannen, funktionierte schon gegen Leipzig die Rückwärtsbewegung nicht: Leverkusen verlor 2:3 nach 2:0-Führung. Es drängt sich also die Hereinnahme von Robert Andrich oder Exequiel Palacios auf, und gerade Palacios verbindet mit München eine besondere Geschichte - die der ganz späten Bayer-Tore.
Der Siegtreffer jetzt gegen die "Wölfe" von Victor Boniface in der 93. Minute war allein in diesem Kalenderjahr Bayers neuntes Bundesliga-Tor nach Ablauf der 90 Minuten. Begonnen hatte dieses Phänomen in der vergangenen Saison am 4. Spieltag in München, als Palacios in der 94. Minute einen Elfmeter zum 2:2-Endstand verwandelte. Das war ein Meilenstein auf dem Weg zur ersten Meisterschaft.