Ex-Box-Weltmeister Henry Maske - der "Gentleman" wird 60
Henry Maske machte nach dem Mauerfall das Boxen in Deutschland salonfähig und populär. Am Samstag feiert der "Gentleman" seinen 60. Geburtstag.
Ein Lautsprecher war er nie. Weder im Boxring, der sein Leben prägte, noch außerhalb. Und so feiert Henry Maske auch seinen 60. Geburtstag am Samstag (06.01.2024) eher still, in der Wahlheimat Overath im Kreis seiner Familie und mit einigen Freunden.
Maske ließ lieber die Fäuste sprechen und die erzählten von Anfang an eine extrem erfolgreiche Geschichte. Der im Sportsystem der DDR ausgebildete, gebürtige Brandenburger legte schon eine blitzsaubere Amateurkarriere hin. 163 Siege feierte Rechtsausleger Maske in 181 Kämpfen.
Olympiasieg 1988 als Sprungbrett
Der Höhepunkt: Olympiasieg 1988 in Seoul im Halbschwergewicht. "Der Olympiasieg ist etwas unfassbar Bedeutsames. Der ist in der Brust und im Kopf", sagte Maske kurz vor seinem runden Geburtstag.
Und er kam zum perfekten Zeitpunkt. Der Mauerfall ein Jahr später ermöglichte dem damals 25-Jährigen etwas, das in der DDR nicht möglich gewesen wäre: den Wechsel zu den Profis. Promoter Wilfried Sauerland nahm ihn unter Vertrag. Mit Trainer Manfred Wolke und dem Privatfernsehen nahm die Karriere Fahrt auf.
"Gemeinsam mit Manfred Wolke hatten wir seinerzeit den Mut, einen für uns bis dato völlig neuen Weg zu gehen", erinnert sich Maske. "Am Ende hat sich unser Mut gelohnt."
Amateur-Erfolge Henry Maske |
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Olympiasieger 1988 |
Weltmeister 1989 |
Europameister 1985, 1987, 1989 |
Der "Gentleman" wird Profi-Weltmeister
In seinem 20. Profikampf holte sich Maske 1993 gegen den US-Amerikaner Chris Williams den IBF-Titel im Halbschwergewicht - und gab ihn drei Jahre nicht mehr her. Dabei stand Maske nie für Adrenalin- und Testosteron-Boxen. Mit seiner sehr guten technischen Ausbildung und der starken rechten Führhand war er eher ein Mann für die Punktrichter - ein "Gentleman" eben, wie es sein Kampfname sagt.
1993 - Henry Maske wird Profi-Weltmeister im Halbschwergewicht.
Spektakulärer Kampf gegen Rocchigiani
Richtig spektakulär wurde es eigentlich nur einmal. Am 27. Mai 1995 stellte sich Maske in der Dortmunder Westfalenhalle seinem Landsmann Graciano Rocchigiani. Der 2018 verstorbene Duisburger verkörperte das komplette Gegenteil des "Gentleman". Roh, einfach, brachial.
1995 - Enger WM-Kampf zwischen Maske (r.) und Rocchigiani.
Über 12 Runde lieferten sich die beiden eine Ringschlacht. 18 Millionen Zuschauer waren live im Fernsehen dabei. Am Ende siegte Maske knapp und nicht unumstritten nach 12 Runden nach Punkten. "Ich sage: Ich habe gewonnen." Darauf besteht Maske auch heute noch.
Erste Niederlage im vorletzten Kampf
Den Rückkampf gewann Maske dann knapp ein halbes Jahr später deutlich. Von seinen 32 Profikämpfen verlor er überhaupt nur einen. Aber diese Niederlage tat besonders weh. Ende 1996 musste sich Maske im Vereinigungskampf WBA-Weltmeister Virgil Hill (USA) nach Punkten geschlagen geben. Was der krönende Abschluss der Karriere sein sollte, wurde die größte Niederlage.
Doch auch die bügelte er noch aus. Elf Jahre später, mit 43 Jahren, stieg Maske noch einmal mit Hill in München in den Ring und gewann seinen letzten Profikampf - natürlich nach 12 Runden nach Punkten.
Profi-Bilanz Henry Maske | |
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Kämpfe | 32 |
Siege | 31 |
Siege durch K.o. | 11 |
Niederlagen | 1 |
WM-Kämpfe | 12 |
WM-Siege | 11 |
Vom Boxer zum Geschäftsmann
"Der Sport hat mich unglaublich geprägt. Ich bin damit immer irgendwie verbunden. Dinge, die damit einhergehen, sind nach wie vor Begleiter. Die Persönlichkeitsentwicklung, das Profil, die Art und Weise, sich mit Dingen auseinanderzusetzen", sagt Maske heute.
Aus dem Boxer wurde der Geschäftsmann. Maske betrieb im rheinischen Raum bis zu zehn Fast-Food-Restaurants, unter anderem direkt gegenüber der BayArena in Leverkusen. Nach und nach verkaufte er seine Standorte, den letzten 2019, noch vor der Corona-Pandemie.
Privatier und Investor
Irgendwie lag Maske wie in seiner aktiven Laufbahn auch da mit dem Timing richtig. Mit Blick auf Laufbahn und Leben ist er deshalb heute demütig und meint: "Ich habe weit mehr bekommen, als ich jemals erwartet hatte."
2023 - Henry Maske im Rahmen einer Gala.
Jetzt ist er vor allem Privatier, hält sich fit, so wie er es es sein Leben lang gelernt hat. Und auch einen Bezug zum Boxen hat er noch. Zuletzt investierte er in ein Aachener Start-up, das Technologie für den Boxsport entwickelt, um Bewegungen besser zu messen. Als "Gentleman" in seiner aktiven Zeit wäre er wohl das perfekte Messobjekt gewesen.