Boxhandschuhe

Nach Suspendierung durch Weltverband IBA Deutscher Boxsport-Verband reagiert mit Unverständnis

Stand: 23.05.2023 13:02 Uhr

Präsident Jens Hadler hat die Suspendierung des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) durch den Amateurbox-Weltverband IBA mit "Besorgnis und Unverständnis" zur Kenntnis genommen. Der Machtkampf zwischen dem Amateurbox-Weltverband IBA und der neu gegründeten Konkurrenzorganisation World Boxing hatte zuvor mit dem Ausschluss des deutschen Verbandes eine neue Eskalationsstufe erreicht.

"Wir haben in der letzten Woche einen Brief an die IBA geschrieben und darum gebeten, den Sport in den Vordergrund zu stellen und auf das IOC zuzugehen", sagte Hadler am Dienstag (23.05.2023) dem Sport-Informationsdienst (sid). "Dementsprechend waren wir überrascht, dass wir die Suspendierung als Antwort bekommen haben."

Der Machtkampf zwischen dem umstrittenen Amateurbox-Weltverband IBA und der neu gegründeten Konkurrenzorganisation World Boxing hatte zuvor mit der Suspendierung eine neue Eskalationsstufe erreicht. Die vom Russen Umar Kremlew geführte IBA hatte den Deutschen Boxsport-Verband sowie drei weitere Nationalverbände (Neuseeland, Niederlande und Schweden), die ebenfalls der Organisation World Boxing angehören, suspendiert.

IBA-Forderung: Verbände sollen "World Boxing" abschwören

Für eine Wiederbelebung der jeweiligen IBA-Mitgliedschaft solle das betroffene Quartett der neuen Vereinigung World Boxing öffentlich abschwören, hieß es laut einer IBA-Mitteilung.

Welche Konsequenzen der DBV aus der Suspendierung zieht, blieb zunächst unklar. "Der Sport steht für uns im Vordergrund. Zum Glück sind für die Sportler durch die Suspendierung keine Nachteile gegeben. Wie wir uns als Verband dazu stellen, werden wir im Gesamtvorstand diskutieren", sagte Hadler.

Der Weltverband IBA hatte die Suspendierung in einer Mitteilung damit begründet, dass keiner der betroffenen Verbände, die sich World Boxing angeschlossen hatten, ihre "Beteiligung an dem abtrünnigen Gremium entschieden abgelehnt oder sich von der Organisation distanziert haben". Zudem hätten alle Verbände das Recht gehabt, angehört zu werden.

Dem widersprach der niederländische Verbandsvorsitzende Boris van der Vorst: Es habe keine offizielle Anhörung seitens der IBA gegeben, dem Verband sei dafür von der IBA der Beschluss zur Suspendierung zugestellt worden, wurde van der Vorst beim Nachrichtenportal "insidethegames" zitiert.

Die Suspendierung habe keinerlei sportlichen Einfluss, betonte van der Vorst, weil die IBA nichts mehr mit dem olympischen Boxen und den angeschlossenen Wettbewerben zu tun habe. "Die niederländischen Boxer werden wie geplant die Vorbereitungen für die anstehenden European Games fortsetzen, die als Qualifikation für Olympia 2024 in Paris dienen."

Neben Deutschland und den drei anderen Nationen wurden auch Tschechien sowie Liberia und Äquatorial-Guinea suspendiert. Während die beiden afrikanischen Verbände wegen verletzter Berichtspflichten ausgeschlossen wurden, sanktionierte die IBA die Tschechen wegen der Organisation eines Turniers mit Aktiven des aus der IBA ausgetretenen US-Verbandes.

Taskforce organisiert olympische Kämpfe

Die IBA und Kremlew hatten den Boxsport in der jüngeren Vergangenheit zunehmend ins Chaos gestürzt und damit die Zukunft im Programm der Olympischen Spiele extrem gefährdet. Seit 2019 ist die IBA wegen "mangelnder finanzieller Transparenz" und "fehlender Integrität der Schiedsprozesse" suspendiert.

Aus dem Programm für Los Angeles 2028 wurde Boxen bereits gestrichen, in Tokio 2021 organisierte eine vom IOC eingesetzte Taskforce die Wettkämpfe. Gleiches ist für Paris 2024 geplant.

Auch USA und Großbritannien Mitglied bei World Boxing

Im Kampf um die olympische Zukunft hatten Mitte April der DBV und mehrere weitere Nationalverbände World Boxing als neuen Dachverband gegründet. Die neue Vereinigung solle "sicherstellen, dass der Boxsport weiterhin im Mittelpunkt der olympischen Bewegung steht", teilte World Boxing dazu mit.

Auch die USA und Großbritannien gehören World Boxing an, das laut offizieller Erklärung als "Reaktion auf die anhaltenden Probleme im Zusammenhang mit dem bestehenden internationalen Dachverband des olympischen Boxsports gegründet" wurde.

Demnach wolle World Boxing nach IBA-Versäumnissen "die langjährigen Bedenken des IOC in Bezug auf sportliche Integrität, Führung, Transparenz und Finanzmanagement ausräumen".