Wagners WM-Comeback rückt näher "Nicht zum Sightseeing hier" - Deutschland auf Medaillenkurs
Fünf Siegen in fünf WM-Spielen: Für Deutschlands Basketballer geht es nach dem Umzug aus Japan auf die Philippinen jetzt um die Medaillen. Ein ganz wichtiger Spieler kommt seinem Debüt nach Verletzung endlich näher.
Die Wurfbewegung sieht schon wieder recht flüssig aus, auch beim Laufspiel mit Ball merkt man Franz Wagner die beim WM-Auftakt in Japan erlittene Knöchelblessur kaum noch an. Ins Eins-gegen-eins hat sich der Small Forward von den Orlando Magic allerdings nach Sportschau-Informationen nur gegen Coach Gordon Herbert getraut.
Der kann zwar auch ein bisschen zupacken, wie man in seinem kurzen, aber heftigen Auszeit-Zwist mit Leitwolf Dennis Schröder beim Slowenien-Spiel gesehen hat. Aber die direkten Duelle, die am Mittwoch (06.09.2023 um 10.45 Uhr, Live-Ticker und Audiostream bei sportschau.de) im Viertelfinale gegen Lettland auf die deutschen Spieler warten, die kann Herbert dann doch nicht so ganz adäquat simulieren.
Vielleicht ein paar Wagner-Minuten gegen Lettland
Dennoch besteht inzwischen Hoffnung, dass Franz Wagner bald wieder das ohnehin schon sehr starke deutsche Team noch weiter verstärken kann. Ein paar Minuten sind vielleicht auch gegen Lettland schon wieder drin, Herbert sagt: "Er will spielen. Er ist ziemlich frustriert und enttäuscht, dass er nicht spielen kann. Er will unbedingt zurückkehren. Wir müssen am Dienstag sehen, wie die Lage ist. Es sieht zwar gut aus, aber man weiß nie, wenn jemand aus einer Verletzung zurückkommt."
Manila wird auf jeden Fall eine andere Hausnummer als Okinawa. Nach zwei Wochen auf Japans Trauminsel geht es jetzt in der lauten, stickigen und hektischen philippinischen Haupstadt um alles - vielleicht sogar um Gold. Den Tapetenwechsel nimmt Franz' Bruder Moritz Wagner professionell: "Ich bin nicht zum Sightseeing hier. Ich will zocken, ich will eine Medaille gewinnen. Das heißt: Ich nehme, was kommt. Die Spiele nehme ich sehr, sehr ernst, und den Rest will ich genießen."
Fünf Spiele, fünf Siege, darunter die Basketball-Demonstration gegen Sloweniens Superstar Luka Doncic, waren zum Genießen. Doch ab sofort kann jedes Spiel das Aus im Kampf um Edelmetall und die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris bedeuten.
Herbert: "Do or die"
"Die Gruppenspiele sind vorbei, jetzt heißt es: Do or die", schildert Herbert die Ausgangslage. Und Moritz Wagner stellt klar. "Wir haben viel Vertrauen in uns selbst. Wenn wir uns nicht von unserem Weg abbringen lassen, dann ist viel möglich." 21 Jahre warten die deutschen Fans inzwischen auf eine WM-Medaille, den Titel hat die DBB-Auswahl noch nie gewonnen.
Dennis Schröder, der konstant Deutschlands Top-Scorer ist und auf dem Platz sowie in den Auszeiten der klare Leader, sieht gegenüber dem Slowenien-Spiel sogar noch Steigerungspotenzial: "Wir müssen einen besseren Start haben und von Anfang an bereit sein. Wir müssen in der Verteidigung noch etwas besser werden. Aber großes Lob an alle, die in der Kabine sind. Jeder packt sein Ego für das Team zur Seite. Und jeder lässt mich auch das Team anführen."
Keine Sanktionen für Schröder nach Zwist
Schröders Zwist mit seinem Jugendfreund Daniel Theis und Bundestrainer Herbert vom Sonntag soll im weiteren Turnierverlauf keine Rolle mehr spielen. Schröder erklärt: "Jeder hört jedem zu, und das zeichnet uns aus. Man kann sich auch mal anscheißen. Wenn mir was nicht passt, dann sage ich das, und genauso kann Daniel das auch bei mir machen."
Dem Erfolg hat die sehr spezielle Situation jedenfalls keinen Abbruch getan, nach dem Vorfall und der von Herbert verordneten Abkühlphase auf der Bank glänzten sowohl Schröder als auch Theis. Viel spricht dafür, dass es Schröder bei seinem Rüffel tatsächlich nicht um die eigene Stellung oder Eitelkeit ging, sondern allein um die optimale Performance der gesamten Mannschaft. Für Lettland ist das eher eine schlechte Nachricht.