Basketball-WM Philippinen - Basketball-Hochburg mit Potenzial
Die deutsche Basketballnationalmannschaft ist für die K.o.-Phase der Weltmeisterschaft auf die Philippinen gereist. Die Inselgruppe ist seit Kolonialzeiten basketballverrückt.
Wer dieser Tage die Philippinen besucht, ist von Basketball umgeben. Improvisierte Körbe hängen an Laternen, in engen Innenhöfen, manchmal zwischen Wäscheleinen. Ringe mit Netzen finden sich sogar direkt bei den "Apartment tombs", den gestapelten Betonbehältern, in denen Familien die Überreste ihrer Toten aufbewahren.
Zu Kleinbussen umgebaute amerikanische Militärjeeps, die so genannten "Jeepneys", die in der Hauptstadt Manila als Hauptverkehrsmittel genutzt werden, sind bunt bemalt und dekoriert, mit Bildern von Jesus Christus oder bekannten Basketballern wie Michael Jordan oder LeBron James. Oft auch nebeneinander. In der Großstadt, auf dem Dorf, am Strand, sogar in Kirchen: Irgendwo sieht man immer ein Basketballtrikot.
Basketball als Sportimperialismus
Der Basketball hat auf den Philippinen seit der US-amerikanischen Kolonialherrschaft Ende des 19. Jahrhunderts eine lange Tradition. Bei den Fernöstlichen Spielen in Manila 1913, dem Vorläufer der Asienspiele, fand ein erster Basketballwettbewerb statt, den die philippinische Auswahl direkt gewann. Bei den zehn Ausgaben siegte das philippinische Team neun Mal.
1936 qualifizierte sich die Nationalmannschaft für die Olympischen Spiele und schaffte den fünften Platz. 1954 holten die Philippinen Bronze bei der Basketballweltmeisterschaft das bis heute beste Ergebnis, das je ein asiatisches Team bei einer WM erzielen konnte.
San Miguel Beermen und Phoenix Super LPG Fuel Master
1975 wurde die Philippine Basketball Association gegründet, die erste Basketballliga Asiens und nach der NBA die zweitälteste Basketballliga der Welt mit durchgehendem Spielbetrieb. In der philippinischen Liga sind die Teams nicht an Orte gebunden, sie gehören Unternehmen. So spielen dann zum Beispiel die Phoenix Super LPG Fuel Masters gegen die Rain or Shine Elasto Painters. Rekordmeister und einziges verbliebenes Gründungsmitglied sind die San Miguel Beermen.
Die Saison besteht aus drei Tournaments. Neben dem Philippine Cup, der von Juni bis September ausgespielt wird, gibt es den Commisioner’s Cup (September bis Januar) und den Governor’s Cup (Januar bis April). Basketballfans auf den Philippinen können also das ganze Jahr über Spiele besuchen.
NBA und FIBA haben das Potential erkannt
Das reicht vielen Basketballverrückten des Inselstaats aber nicht. Zum Morgenritual vieler Familien gehört es, NBA zu schauen. Aufgrund der Zeitverschiebung kann die Fangemeinde auf den Philippinen die Partien beim Zähneputzen verfolgen. Das darin liegende Potenzial hat auch die NBA erkannt. Vor zehn Jahren ließ sie die Indiana Pacers gegen die Houston Rockets auf den Philippinen spielen, als Teil der Saisonvorbereitung. Und auch NBA-Stars wie LeBron James stoppten dort während ihrer Marketingtouren.
Dass die FIBA mit ihrer Entscheidung, die Philippinen zu Co-Gastgebern der Weltmeisterschaft zu machen, ins Schwarze getroffen hat, zeigten die Reaktionen der Regierung. Für den Tag der Turniereröffnung wurde schulfrei angeordnet, auch Beamte sollten der Arbeit fernbleiben. Die Mannschaften werden mit Polizeiwagen zu den Spielstätten eskortiert, damit sie nicht im allgegenwärtigen Stau steckenblieben.
Zuschauendenrekord beim Eröffnungsspiel
Die Philippinen verloren selbst alle ihre Gruppenspiele. Die alte Basketballweisheit "You can’t teach height" behält eben doch ihre Gültigkeit. Ein Team, bei dem die Hälfte der Spieler 1,95 Meter nicht überragt, ist nur bedingt konkurrenzfähig, auch wenn Jordan Clarkson dabei war. Der NBA-Spieler, dessen Großmutter von den Philippinen stammt, hat zwar noch nie auf der Inselgruppe gelebt, aber mit 26 Punkten im Schnitt die Nationalmannschaft angeführt.
Einen Erfolg haben die Philippinen aber doch eingefahren: Das Eröffnungsspiel pulverisierte den bisherigen Zuschauendenrekord bei einer Basketball-WM – 38.115 Fans kamen zum Spiel der Gastgeber gegen die Dominikanische Republik.