Jayson Tatum Jaylen Brown

Saisonvorschau NBA Schwergewichte in der Eastern Conference

Stand: 17.10.2024 10:37 Uhr

Die beste Basketballliga der Welt startet am 23.10. in die neue Saison. Zum Saisonauftakt blickt die Sportschau auf die Eastern und Western Conference der NBA. Wer sind die Favoriten, was hat sich im Sommer getan und wo spielen die absoluten Superstars?

Von Till Kleindiek

Geht es um die Frage, wer aus dem Osten am Ende der Saison ein Wörtchen um den Titel mitreden kann, ist die erste und einfachste Antwort wohl klar: Der aktuelle Champion kommt aus Boston und hat in der Offseason auf dem Papier nichts von seiner Stärke eingebüßt.

Rüttelt Brown an Tatums Thron?

Mit Jayson Tatum und Jaylen Brown spielen zwei absolute Superstars in der Hafenstadt, auch wenn die Konstellation mit beiden durchaus Brisanz bringen könnte. Der eigentlich unangefochtene Anführer des Teams ist Tatum, doch die wichtigsten individuellen Auszeichnungen um den Finals-MVP gingen an seine rechte Hand Brown.

Ansonsten hängt viel von Kristaps Porzingis' Gesundheit ab: Bleibt Boston bis auf potenziell angeknackste Egos verletzungsfrei, ist es mit ihrer Defense und Starpower wieder ein absoluter Anwärter auf den Titel.

Aufbruchsstimmung im Madison Square Garden

In New York spielt das Team, das sich wohl am deutlichsten auf die Fahne geschrieben hat, die Celtics vom Thron zu stoßen. Nach Jahren der Tristesse hat sich im Madison Square Garden eine Mannschaft formiert, die durchaus das Potenzial besitzt, nach den Sternen zu greifen.

Mit Karl-Anthony Towns und Mikal Bridges haben die Knicks sich über Trades noch einmal verstärkt und einen ausgeglichenen Kader mit Größe, Defense und gefährlichen Distanzschützen zusammengestellt.

Jalen Brunson

Jalen Brunson ist in New York der Durchbruch als Superstar gelungen. Ob die Knicks mit ihm jedoch wirklich einen absoluten Top-Ten-Spieler der Liga haben, muss sich noch zeigen. Dieser war in den vergangenen Jahren in der NBA für den Titelgewinn stets unabdingbar. Ein leichtes Fragezeichen steht zudem hinter der Kadertiefe.

Philadelphia ist stark - und muss doch auf Embiids Gesundheit hoffen

Das Quartett der echten Schwergewichte im Osten komplettieren die Philadelphia 76ers und die Milwaukee Bucks. In Philadelphia spielt mit Joel Embiid einer der ganz großen Stars der Liga. Der MVP der Saison 2023 ist auf dem Zenit seines Schaffens und sein Team hat auf dem Papier wenig bis gar keine Schwächen.

Ein guter Mix aus Shooting, Erfahrung und personeller Tiefe machen "Philly" extrem gefährlich, zudem kam mit Paul George ein mehrfacher All-Star als Free-Agent aus Los Angeles. Auch Embiids junger Partner Tyrese Maxey hat sich mittlerweile als Unterschiedsspieler etabliert.

Alles in Philadelphia steht und fällt jedoch mit Embiids Gesundheit. Wurde es für die 76ers in den Playoffs ernst, konnte man in der Vergangenheit mit beinahe tragischer Sicherheit die Uhr nach einer Verletzung des Star-Centers stellen. Nur wenn der Körper des Superstars in den Playoffs mitspielt, hat "Philly" eine Chance.

Schonzeit für Milwaukee ist vorbei

In Wisconsin ist die Schonzeit für die Hirsche aus Milwaukee abgelaufen. Im vergangenen Jahr bekamen Giannis Antetokounmpo und Co. Verstärkung von Star-Guard Damian Lillard aus Portland, doch das Projekt, ein Superstar-Duo aus dem Griechen und dem US-Amerikaner zu formen, lief nicht so an wie erhofft.

Giannis Antetokounmpo

Giannis Antetokounmpo war bereits zweimal MVP der Liga.

Jetzt, in Jahr zwei, ist die Zeit der Ausreden vorüber. Lillard und Antetokounmpo müssen zusammenfinden. Auch der Supporting Cast mit Gary Trent Jr., Brook Lopez und Khris Middleton sieht auf dem Papier stark genug aus, um den Weg an die Spitze zu bestreiten, der Schlüssel zum Erfolg wird es aber sein, vor allem auf dem Court die nötige Chemie zu erzeugen.

Enges Verfolgerfeld

Hinter den Schwergewichten wartet ein enges Feld im Kampf um die direkte Playoff-Qualifikation. Miami hat (mal wieder) eine unangenehme Mannschaft zusammengestellt, und auch wenn sich die Wechselgerüchte um Anführer Jimmy Butler häufen, wird sich keine Mannschaft der Conference über ein Playoff-Matchup gegen die Heat freuen.

Die Indiana Pacers erreichten im vergangenen Jahr etwas überraschend die Conference-Finals. Die Pacers beschleunigten ihren Wiederaufbau um Point-Guard Tyrese Haliburton kurzerhand und akquirierten All-Star Pascal Siakam aus Toronto. In Indiana ist man immer für eine Überraschung gut, das Team ist aber wohl eher eine Stufe unter den echten Schwergewichten der Conference einzuordnen.

Miami Heat-Forward Jimmy Butler (l) bewegt den Ball, während er von Denver Nuggets-Guard Jamal Murray verteidigt wird.

Miami Heat-Forward Jimmy Butler (l) stand mit seinen Miami Heat bereits zweimal in den Finals.

Gleiches gilt für die ambitionierten Cleveland Cavaliers. Mit Darius Garland und Donovan Mitchell spielen zwei Ausnahme-Guards in Ohio, die Unterstützung vom spielintelligenten Evan Mobley erhalten.

Der vor allem defensiv hochbegabte "Big Man" muss jetzt aber zeigen, dass er sich offensiv weiterentwickeln kann, um sein Team auf die nächste Stufe zu heben. Sonst scheint die zweite Playoffrunde das höchste der Gefühle für die drei Musketiere zu sein.

Wagner in neuen Dimensionen

Die vierte und wohl letzte ernstzunehmende Kraft im Verfolgerfeld ist Franz Wagner mit seinen Orlando Magic. Der Berliner ist auf dem Weg, ein echter Star der Liga zu werden und stößt nun auch finanziell in derartige Sphären vor. 224 Millionen Dollar in fünf Jahren sind ein nie dagewesenes Salär für einen deutschen Sportler und in Orlando eine berechtigte Wette auf die Zukunft.

Franz und Moritz Wagner

Kann Wagner seinen Distanzwurf verbessern, ist er ein nahezu kompletter Basketballer und wird mit seinem Partner Paolo Banchero eines der gefährlichsten Star-Duos der Zukunft bilden. In der Gegenwart dürfte eine direkte Playoff-Qualifikation aber schon als Erfolg gelten. Das Team ist immer noch sehr jung.

Quo vadis Chicago, Toronto und Co.?

In Toronto, Chicago, Washington und Atlanta sucht man den Wegweiser zum sportlichen Erfolg derweil vergebens. Zum "Tanking", dem Einleiten einer sportlichen Misere, um potenziell einen höheren Draft-Pick zu erhalten, ist ein Stück zu viel Talent und Substanz im Kader oder die dazu nötigen Draftrechte befinden sich in fremder Hand.

Um die Playoffs direkt zu erreichen, geschweige denn eine Runde zu überstehen, reicht es aber wahrscheinlich ebenfalls nicht. Mit Trae Young spielt in Atlanta zwar ein Superstar, doch das Niveau seiner Gefolgschaft scheint für ernsthafte Ambitionen einfach zu schwach.

Frischer Wind in der Autostadt

Den spannendsten Wiederaufbau im Osten treiben derweil die Detroit Pistons voran. Um Franchise-Player Cade Cunningham tummelt sich durchaus einiges an Talent. Ein Schnuppern in Richtung der Playoffs scheint keineswegs ausgeschlossen.

Rote Laterne für Brooklyn? Was ist mit Schröder?

In Brooklyn hat man den Wegweiser im Gegensatz zu den Teams im Niemandsland gefunden und der sagt ganz klar: Umkehren, bitte! In der Barclays Arena deutet alles darauf hin, dass es hier um gute Draft Picks geht. Ein paar Spieler könnten die Franchise während der Saison noch verlassen, ein Kandidat ist sicher auch Point-Guard und Weltmeister Dennis Schröder.