LeBron James

Saisonvorschau NBA Zeitenwende in der Western Conference

Stand: 17.10.2024 23:09 Uhr

Die beste Basketballliga der Welt startet am 23.10. in die neue Saison. Zum Saisonauftakt blickt die Sportschau auf die Eastern und Western Conference der NBA. Wer ist Favorit, was hat sich im Sommer getan und wo spielen die absoluten Superstars?

Von Till Kleindiek

Bei Olympia haben es die alten Galionsfiguren der NBA nochmal allen gezeigt. LeBron James, Stephen Curry und Kevin Durant spielten groß auf und führten die selbsternannten "Avengers" zur Goldmedaille.

Doch in der NBA hat der Generationenwechsel längst begonnen und dürfte in dieser Saison noch einmal einen großen Schritt machen. LeBron James wird in dieser Spielzeit 40 Jahre alt und der Leader der Lakers bräuchte, so sieht es zumindest aus, ein hochkarätig besetztes Team, um in titelrelevante Sphären vorzustoßen. Genau dieses fehlt ihm aber wohl.

O Captain! My Captain…

Partner Anthony Davis ist in der NBA trotz aller Stärken, so muss man mittlerweile feststellen, wohl keine titelfähige Nummer-eins-Option, auch er wird das Steuerrad seines alternden Kapitäns nicht übernehmen. Das Play-In-Turnier scheint der nächstgelegene Hafen, in den die Lakers, bei denen auch LeBrons Sohn Bronny im Aufgebot steht, mit ihrem alternden Superstar am Steuer einlaufen werden.

Ähnlich ergeht es LeBrons kongenialem Olympiapartner Stephen Curry. In Golden State fehlt dem besten Dreierschützen aller Zeiten einfach die Unterstützung, um einstige Erfolge zu wiederholen. Noch dazu hat sich Currys langjähriger Partner Klay Thompson nach zähen Vertragsverhandlungen gen Dallas verabschiedet.

Curry wirft

Der letzte im Bunde der Olympiahelden ist Kevin Durant. Der 35-Jährige hat in Phoenix noch die besten Chancen, den Fluss der Zeit stromaufwärts zu kraulen. Gemeinsam mit Devin Booker und Bradley Beal bildet er ein Superstar-Dreigestirn und auch dessen Supporting-Cast kann sich nach sinnvollen Ergänzungen wie Point Guard Tyus Jones durchaus sehen lassen.

Hinter Durants Gesundheitszustand stehen jedoch traditionell Fragezeichen und so verspürt man beim Blick in die Vergangenheit trotz allem den latenten Drang, nicht auf die Suns zu wetten.

Coming of Age bei den (nicht mehr ganz so) "jungen Wilden"

Auf der anderen Seite drehen die jungen Wilden der Liga das Rad der Zeit erbarmungslos nach vorn. Sie alle eint dabei: So jung sind die "jungen Wilden" bei näherer Betrachtung gar nicht mehr.

In Dallas hat Luka Doncic mit nun 25 Jahren seine ersten NBA-Finals gespielt. In seiner siebten Saison dürfte der Slowene sowohl den NBA-Titel, als auch den MVP-Award jagen. Selbst bei halber Ausbeute wäre er aus der Diskussion um den aktuell besten Basketballer der Welt endgültig nicht mehr wegzudenken.

Anthony Edwards stieß mit seinen Minnesota Timberwolves im letzten Jahr bis in die Conference Finals vor. Langsam aber sicher mausert sich der 23-Jährige zum US-Gesicht des Generationenwechsels. Für Ex-Partner Karl-Anthony Towns kamen Julius Randle und Donte DiVincenzo aus New York, ein Angriff auf die Finals scheint für den Shooting Guard und sein Wolfsrudel erneut möglich.

Edwards dunkt

Führt "SGA" Oklahoma City zum Titel?

Der Letzte der gar nicht mehr so jungen Wilden spielt in Oklahoma. Auch Shai Gilgeous-Alexander hat mit 26 Jahren das Alter der Zukunftsversprechen endgültig hinter sich gelassen. 30,1 Punkte und über sechs Assists pro Spiel machten den Kanadier schon in der vergangenen Saison beinahe zum MVP der Liga.

Die Thunder waren schon im vergangenen Jahr die Nummer eins im Westen, doch den Beweis, ein echter Titelanwärter zu sein, blieben sie in den Playoffs schuldig. In diesem Jahr jedoch haben die Thunder, was Talent und Kadertiefe angeht, kaum jemanden, der ihnen das Wasser reichen kann.

Die drei Fragezeichen

Abseits des Generationenkonflikts werfen einige Teams der Conference ebenfalls spannende Fragen auf. In Memphis spielt mit Ja Morant eigentlich auch einer der Thronfolger, doch nach Waffenskandalen und langer Verletzungspause muss der Ausnahmeathlet erst wieder seinen Platz in der Liga finden. Dass die Grizzlies oben anklopfen, ist aber keineswegs ausgeschlossen.

Etwas unwahrscheinlicher ist dies in Sacramento und New Orleans. Die New Orleans Pelicans haben mit Zion Williamson, CJ McCollum, Brandon Ingram und Dejounte Murray viele Spieler auf der Liste, die gern den Ball haben. Hier eine Balance zu finden, dürfte eine große Herausforderung werden.

Sacramento hat mit der DeMar DeRozan zwar einen Star geholt, doch DeRozans Stärke ist die Offensive, während die großen Schwächen der Kalifornier eigentlich in der Defense liegen.

Aderlass in Denver

Schwierig einzuschätzen sind in diesem Jahr ebenfalls die Denver Nuggets. Nikola Jokic ist dreifacher MVP und für nicht wenige aktuell der beste der Welt, doch das Team der Nummer 15 hat wichtige Rollenspieler verloren. Mit dem Serben eigentlich zu allem in der Lage muss die Frage erlaubt sein, ob seine Unterstützer das Format haben, um den Titel mitzuspielen. Ausgang offen...

Im Niemandsland der Conference tappen die Clippers umher. Mit Paul George verlor man Kawhi Leonards Co-Star gen Philadelphia und auch sonst gibt es wenig Gründe, die Clippers nicht im Mittelmaß einzusortieren.

Luka Doncic (l.) dribbelt gegen Kawhi Leonard

Erfreut sich Leader Leonard voller Gesundheit, ist er einer der besten der Welt, doch der schweigsame Forward fällt selbst erst einmal wegen seiner hartnäckigen Knieverletzung einige Zeit aus. Wie gesund und fit er überhaupt noch einmal wird, scheint fraglich.

Projekt Wiederaufbau am unteren Ende der Conference

Im Keller des Westens wird in Houston, Utah, Portland und San Antonio neu aufgebaut. Gerade in Houston ist mit Jalen Green und Alperen Sengün eine der vielversprechendsten Baustellen der Liga im Gange.

Unter Trainerlegende Gregg Popovich reift mit Victor Wembanyama in San Antonio der in vielerlei Hinsicht wohl größte Spieler seiner Generation heran. Der 2,26 m große Franzose bringt bei seiner Länge basketballerische Fähigkeiten mit, die die Welt noch nie gesehen hat.

Victor Wembanyama

Utah und Portland orientieren sich im Wiederaufbau noch. Die Trail Blazers scheinen den Heilsbringer der Zukunft mit Scoot Henderson noch nicht gefunden zu haben und in Utah spielt mit Lauri Markkanen zwar ein mehr als fähiger Star in einer ansonsten jungen Truppe, dessen Hochphase mit 27 Jahren aber eigentlich jetzt schon gekommen ist.

Endgültige Wachablösung steht bevor

Seit Jahren schreitet der Generationenwechsel in der NBA unaufhaltsam voran und die Western Conference könnte in der kommenden Saison der Schauplatz der endgültigen Wachablösung sein. Gewannen die Lakers mit LeBron 2020 und Currys Warriors 2022 noch den Titel, scheint deren Zeit vorüber.

In der kommenden Spielzeit werden die ehemaligen Galionsfiguren wohl vom Schiff der NBA abmontiert werden. Edwards, Doncic und Co. bringen auf und neben dem Feld die nötige Gravitas mit und werden bis in die Haarspitzen motiviert sein, ihr Antlitz an den Bug zu heften.