Nuggets in den NBA-Finals Nikola Jokic - auf den Spuren des "Zen-Meisters"
Die Denver Nuggets stehen erstmals in den NBA-Finals - und dürfen auch dank der Konstanz ihres Anführers Nikola Jokic auf den Titel hoffen.
Die Pferde müssen noch ein bisschen warten. Als Nikola Jokic vor gut einem Jahr seinen zweiten MVP-Award erhielt, da wurde er von den Abgesandten aus Amerika zu Hause auf seinem Landgut im serbischen Sombor überrascht. Jokic kam gerade von einer Spazierfahrt mit seinen Pferden, auf dem Jockey-Sitz, zurück. Die Saison war für ihn nach dem Playoff-Aus seiner Nuggets bereits beendet.
Am Montagabend (22.05.2023) bekam Jokic eine weitere Auszeichnung überreicht, diesmal in der Arena der Los Angeles Lakers. Denvers Anführer wurde nach dem vierten Sieg gegen die Lakers und dem Einzug in die NBA-Finals als bester Spieler der Finalserie der Western Conference ausgezeichnet. Dass diese Trophäe nach Magic Johnson benannt ist, eine der größten Lakers-Legenden, machte die Demütigung für den Rekordmeister aus Los Angeles perfekt, der gerade im eigenen Wohnzimmer den "Sweep" erlebt hatte, das Playoff-Aus mit 0:4, ohne einen einzigen Sieg in der Best-of-seven-Serie.
Die Nuggets hingegen zogen erstmals in ihrer Geschichte in die Finalserie ein und befreiten sich damit auch ein Stück weit von den Dämonen ihrer langen, erfolglosen Playoff-Geschichte. Denn auch die großen, hoffnungsvollen Nuggets-Teams der Vergangenheit, mit Stars wie Alex English oder Carmelo Anthony, waren im Westen immer wieder an den Lakers gescheitert. Das Star-Team aus Los Angeles war für die Nuggets so etwas wie der Leibhaftige. Kein Wunder, dass der Kommentator der "Denver Gazette" schon nach dem dritten Sieg in der Serie flehte, die Nuggets mögen bitte endlich den "Exorzismus vollenden" und die Lakers schlagen.
"Fühlt sich nicht real an"
Dass den Nuggets ihr erster Sweep in einer Playoff-Serie überhaupt ausgerechnet gegen die Lakers gelang, verstärkte noch die Genugtuung des Teams aus Colorado.
"Es fühlt sich nicht real an, wir genießen das wirklich", sagte Jamal Murray, neben Jokic das zweite Gesicht von Denvers Erfolg, bei "ESPN". In der NBA bekommt der Gewinner der Conference Finals einen Pokal und T-Shirts übergestreift, eine Zeremonie, die schon schwer nach Meisterfeier aussieht. Doch der einzige Titel, der wirklich zählt, ist die NBA-Meisterschaft, daran erinnerte auch Murray auf dem Parkett in L.A. "Wir können weiter Geschichte schreiben. Das ist unsere Aufgabe. Wir müssen unseren Fokus behalten."
Jokic nährt Hoffnungen der Nuggets auf den Titel
Die Hoffnungen, dass die Nuggets nach vielen vergeblichen Anläufen tatsächlich bereit für den großen Wurf sein könnten, gründen sich vor allem auf ihren Anführer Nikola Jokic. Der Serbe führt sein Team konstant und zuverlässig, auch durch die bisherige Postseason. Mit der Machtdemonstration gegen die Lakers, bei denen LeBron James entschlossen schien, einen letzten großen Titel einzufahren, unterstrichen Jokic und die Nuggets ihre Titelambitionen auf höchst eindrucksvolle Weise.
Nominell ist Jokic auf der Position Center gelistet, er erledigt auch alles, was man von einem "Big Man" erwartet: Dominanz in der Zone, Rebounds. Aber er besitzt eben auch einen gefährlichen Wurf aus der Distanz, zieht damit die Verteidigung des Gegners auseinander, und hat außerdem die Übersicht eines guten Spielmachers. Dass er nicht die dritte Saison in Folge den MVP-Award erhielt, wird von vielen Experten inzwischen als Konzessionsentscheidung gegenüber Joel Embiid angesehen, der auch einfach mal dran war.
Triple-Double-Schnitt in den Playoffs
Embiid ist mit den 76ers aber auch schon im Urlaub. In den Playoffs dominiert Nuggets-Anführer Jokic. Sein Schnitt in den bisherigen Playoffs weist zweistellige Werte in den Kategorien Punkte, Rebounds und Vorlagen auf. Ein sogenanntes Triple-Double, das in Spielberichten fast immer als besondere Leistung eines Spielers hervorgehoben wird. Jokic schafft das, über alle Spiele gerechnet, in jeder Partie, und das in der wichtigsten Phase der Saison.
Auf den Spuren von "Zen-Meister" Duncan
Die "New York Times" huldigte Denvers Anführer während der Serie in einem ausführlichen Porträt und sprach darin von der "Kunst der Langsamkeit", wegen der großen Ruhe und Übersicht, die Jokic im Spiel ausstrahlt.
Der letzte "Big Man", der im Zentrum das Spiel und die Positionen seiner Mitspieler ordnete, im Stile eines Zen-Meisters, war Tim Duncan, der langjährige Kopf der San Antonio Spurs. Duncan holte mit den Spurs fünf Meisterschaften in der NBA.