Oakland Athletics Fans Greg Jensen und Marilin Colo schauen sich ein Spiel an

Baseball Oklnd - Jetzt sind auch die A's weg

Stand: 27.09.2024 13:28 Uhr

Das Footballteam der Raiders ist weg, die Basketballer der Golden State Warriors auch. Nun geht das Baseballteam der Oakland A's. Die Fans beweinen Oklnd, auch Tom Hanks.

Der Sport in Nordamerika ist ganz anders organisiert und strukturiert als in Europa. Daher sind Vergleiche schwierig. Aber im vorliegenden Fall ist ein Vergleich zwingend nötig, um die Dimensionen einer Entwicklung zu verdeutlichen, die nun ein Ende gefunden hat. Es ist sicher für viele in Oakland ein trauriges Ende, denn Oakland ist nur noch Oklnd, die A's sind weg.

Ausgeschrieben sind die A's die Athletics, ein Team aus der Major League Baseball (MLB). Oakland ist eine Stadt in Kalifornien mit gut 400.000 Einwohnern, die das in dieser Beziehung etwa doppelt so große San Francisco im Weg hat, um auf den Pazifik zu gucken. San Francisco hat im Football die 49ers, im Baseball die Giants und im Basketball die Golden State Warriors.

Oakland hatte im Football die Raiders, im Basketball die Golden State Warriors, und die A's. Die Raiders wanderten 2020 nach Las Vegas ab. Das Basketball-Team um Stephen Curry war 2019 ins benachbarte San Francisco abgewandert. Und seit Donnerstag (25.09.2024, Ortszeit) sind nun auch die A's weg.

Sentimentalitäten, auch wenn es die Industrie nicht hergibt

Nach dem letzten Spiel im Coliseum, einem 3:2 gegen die Texas Rangers, wurde das Lied "Celebration" von "Kool & the Gang" gespielt, wie nach jedem Heimsieg in den vergangenen Jahrzehnten. Den meisten der 47.000 Zuschauer aber war nach Feiern nicht zumute, manche weinten sogar, es waren sentimentale Momente, das ist auf den Videos zu sehen, die vom Abschied durch die Welt gehen.

Der moderne Profisport hat wenig Platz für Sentimentalitäten, schon gar nicht in Nordamerika, in denen die Milliardenkonzerne MLB, NBA (National Basketball Association) und NFL (National Football League) Franchises vergeben.

Tropähensammeln in Oakland

Diese Lizenzen wechseln häufiger die Standorte. Die Athletics waren auch nicht immer in Oakland, sondern von 1901 an sehr lange in Philadelphia, dann von 1955 an in Kansas City, seit 1968 dann eben in Oakland.

Märchenhafter Aufstieg dank Daten-Scouting

Fünf ihrer neun Triumphe in den World Series feierten sie in Oakland. Einem breiteren Publikum in Europa wurden sie durch den Film "Moneyball" bekannt, der die Geschichte eines erfolglosen Baseballteams nachzeichnet, das Spieler als erstes auf Basis von Daten günstig scoutet und dadurch einen rasanten Aufstieg feiert.

Brad Pitt spielt die Hauptrolle in "Moneyball", dabei wäre Tom Hanks authentischer gewesen, um Billy Beane zu verkörpern, den Teammanager der A's, der die schlummernden Talente in den Daten fand.

Michel Otañez von den Oakland Athletics nimmt nach dem Sieg der Athletics über die Texas Rangers im Oakland Coliseum Erde vom Pitching Mound auf

Andenken an das Coliseum: "Thank you Oakland"

Hanks soll von seinem Elternhaus die Flutlichter des Coliseums gesehen haben. Dass er im Stadion Popcorn verkaufte, um sich ein paar Dollar zu verdienen, ist verbrieft, und dass er um die A's trauert, weil sie seine Stadt verlassen, das hat er dem Portal "The Athletic" per Mail geschrieben.

E-Mail von Tom Hanks: "Sie sollen alle zur Hölle fahren"

"Sie sollen alle zur Hölle fahren", ruft er denen nach, die dafür sorgten, dass nach den Raiders und Warriors nun auch die A's aus Oakland verschwinden. Das alles passierte in gerade einmal innerhalb von fünf Jahren.

Wie die Raiders soll es die A's in die Wüste nach Las Vegas ziehen. Zunächst geht es aber für die nächsten Jahre in ein kleines Stadion nach Sacramento, nur gut 130 Kilometer entfernt. Die Arena in Las Vegas muss noch gebaut werden. Es soll angeblich 2028 fertig werden, 33.000 Plätze haben und 1,5 Milliarden US-Dollar kosten (ca. 1,34 Milliarden Euro).

Verhandlungen mit der Stadt scheiterten

Es gab Pläne, neu in Oakland zu bauen, und es gab Verhandlungen zwischen Stadt und dem Eigentümer der A's. John Fisher heißt der und ist laut Sport-Informationsdienst "milliardenschwer, aber auch geizig". Er habe nur einen Bruchteil beisteuern wollen, den großen Batzen sollte die Stadt zahlen. Die Verhandlungen platzten, Fisher verkündete den Umzug.

Die A's sind jetzt also weg. Oakland ist nun Oklnd, hat damit Identität in Potenz verloren. Und um nun den passenden Vergleich zu bemühen, der das Drama aus europäischer Sicht verständlich macht, sei die Süddeutsche Zeitung zitiert: "Der Fortzug von A's, Raiders und Warriors innerhalb von fünf Jahren ist so, als würde man München den FC Bayern, den Olympiapark und das Oktoberfest wegnehmen."