Jaden Agassi in Aktion

Interview Jaden Agassi - "Tennis ist ein sehr einsamer Sport"

Stand: 28.02.2025 12:58 Uhr

Wenn die Mama Steffi Graf ist und der Vater Andre Agassi, dann kann ja nur die kommende neue Nummer 1 im Tennis dabei rauskommen. Dachte man. Doch Jaden Agassi (23) hat anderes im Kopf: Baseball. Ab Sonntag (02.03.2025) läuft er zum ersten Mal im Trikot der deutschen Nationalmannschaft aufs Feld, bei der WM-Qualifikation in Tucson /Arizona.

Sportschau: Sie geben ihr Debüt für Deutschland, wie haben sich die ersten Tage mit dem Team angefühlt?

Jaden Agassi: Es war bislang fantastisch. Alle sind super freundlich, und ich denke, wir haben eine wirklich gute Truppe beisammen. Wir freuen uns darauf, die Qualifikation für die WM anzugehen.

Sportschau: Können Sie kurz zusammenfassen, was in den letzten Jahren in Ihrem Baseball-Leben passiert ist?

Agassi: Ich war an der University of Southern California in Los Angeles. Letzten Sommer kam ich darüber in die MLB Draft League, da spielen die größten Talente, die später mal in der Major League Baseball spielen sollen. Mehr war’s bisher eigentlich nicht. Und ich hab natürlich viel Training reingesteckt, um am Ende hier bei der Nationalmannschaft dabei zu sein.

Sportschau: Wie kam der Kontakt zur Nationalmannschaft zustande?

Agassi: Ich erinnere mich, dass ich eines Tages aus dem Fitnessstudio nach Hause fuhr und einen Anruf von Jendrick Speer, dem deutschen Bundestrainer, bekam. Er sagte: "Komm spiel für uns", und ich sagte "unbedingt"! Ich war total aufgeregt nach dem Anruf.

Jaden Agassi - "Ich bin total aufgeregt"

Sportschau

Sportschau: Was bedeutet es für Sie, jetzt für das Heimatland Ihrer Mutter zu spielen?

Agassi: Es bedeutet mir sehr viel, und ich kann es kaum erwarten, Deutschland stolz zu machen.

Sportschau: Und Ihr Vater ist einverstanden, dass Sie nicht für die USA spielen?

Agassi: Ja, absolut! Er freut sich sehr für mich.

Sportschau: Ist das für Ihre Eltern keine große Sache, dass Sie Baseball dem Tennis vorgezogen haben?

Agassi: Nein. Seit ich ein kleines Kind war, wollten sie nur, dass ich glücklich bin und das tue, was ich liebe. Und das ist Baseball.

Jaden Agassi mit Papa Andre Agassi und Mama Steffi Graf bei den Las Vegas Motor Speedway 2011

Jaden Agassi mit Papa Andre Agassi und Mama Steffi Graf bei den Las Vegas Motor Speedway 2011

Sportschau: War es immer Baseball oder gab es auch eine Zeit, in der Sie einen Tennisschläger in der Hand hatten?

Agassi: Ja, ich hab in der Tat früher auch mal ein bisschen Tennis gespielt. Für mich war es aber irgendwie schwer, den Ball innerhalb der Linien zu halten. Ich wollte ihn einfach immer so weit wie möglich schlagen. Außerdem muss ich sagen, Tennis ist doch ein sehr einsamer Sport. Das ist nichts für mich. Beim Baseball haben wir bis zu 40 Leute dabei. Es geht um Brüderlichkeit und viel mehr als nur den Sport selbst.

Sportschau: Wissen Sie etwas über Baseball in Deutschland?

Agassi: Ehrlich gesagt, nur ein bisschen. Ich habe mein ganzes Leben lang hier in den Staaten gespielt und noch nie in Deutschland. Ich weiß also wirklich nicht viel, aber ich hoffe, dass wir Baseball in Deutschland etwas populärer machen können, wenn wir uns für die WM qualifizieren.

Sportschau: Kennen Sie irgendwelche deutschen Wörter?

Agassi: (antwortet auf Deutsch) Ja, ich kann ein bisschen deutsch sprechen. Ich kann alles verstehen, aber ich spreche nicht so gut.

Sportschau: Lassen Sie uns noch über die Quali sprechen. Es geht gegen China, Brasilien und Kolumbien, die ersten beiden Länder fahren zur WM. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?

Agassi: Ich schätze unsere Chancen sehr hoch ein. Wir haben jetzt ein paar Trainingseinheiten absolviert. Wir haben ein paar wirklich gute Arme (Pitcher/Werfer, Anmerkung d. Red.) und ein paar wirklich gute Schlagmänner, und wir freuen uns darauf, es krachen zu lassen.

Das Gespräch führte Matthias Ondracek.