Quarterback Mahomes von den Chiefs Das neue Meistergesicht der NFL
Tom Brady ist zurückgetreten. Doch die NFL hat bereits ein neues Erfolgsgesicht: Patrick Mahomes. Der Quarterback führte Kansas City erneut zum Super-Bowl-Sieg - trotz Verletzung.
Die Tür ging kaum mehr zu, so voll war der Interview-Raum, in dem Patrick Mahomes stand. Es war kein gewöhnlicher Raum, keiner wie der knapp zehn Meter weiter rechts, wo all die anderen Spieler der Kansas City Chiefs und der Philadelphia Eagles vor die Presse traten. Nein, dies war der "Super Bowl-MVP-Interview-Raum." So stand es draußen auf einem Schild. Hier ging es um nicht weniger als den "wertvollsten Spieler" dieses Super Bowl LVII von Glendale/Arizona: Patrick Mahomes.
Kansas Citys Quarterback hatte, wie schon im Finale 2020, sein Team zu einem großartigen Comeback und somit zum Meistertitel geführt. Vor drei Jahren hatten die Chiefs gegen die San Francisco 49ers bis zum Schlussviertel 10:20 hinten gelegen, ehe Mahomes eine furiose Aufholjagd einleitete und Kansas City noch 31:20 gewann. Für seine Leistung wurde er damals als MVP geehrt.
Verletzung nie richtig auskuriert
Diesmal betrug der Rückstand zur Pause zehn Punkte. Die Chiefs waren 14:24 hinten. Dennoch darf, nein, muss dieses Comeback als das Beeindruckendere, das Großartigere angesehen werden. Denn dieser Patrick Lavon Mahomes II. hatte sich kurz vor der Pause verletzt. Er hatte, um genau zu sein, seine vor drei Wochen erlittene Verletzung am rechten Knöchel ohnehin nie richtig auskuriert. Dafür waren die Playoff-Spiele einfach zu wichtig gewesen.
Und nun hatte ihn Eagles-Linebacker T.J. Edwards ausgerechnet an seiner neuralgischen Stelle erwischt. Mahomes lag einige Momente auf dem Rasen. Und er hatte, das war für alle sichtbar, große Schmerzen. Er habe in der Pause keine Spritze bekommen, behauptete der 27-Jährige nach dem Spiel. Vielmehr sei sein Knöchel neu getapt worden. Was auch immer es war, es wirkte.
"Einer der zähesten Spieler der NFL"
Mahomes spielte und lief nach dem Seitenwechsel, als hätte er nie eine Knöchelverletzung gehabt. "Wir wussten bereits, dass Mahomes einer der elektrisierendsten Spieler mit einem der stärksten Wurfarme des Planeten ist. Am Sonntag hat er bewiesen, dass er auch einer der zähesten Spieler der NFL ist", schrieb der "Boston Globe".
Mahomes’ herausragendste Aktion war beim Stand von 35:35 ein Sprint über 26 Yards in der drittletzten Minute. Nie hatte er in dieser Saison im Laufspiel einen größeren Raumgewinn erzielt. Kansas beendete den Spielzug elf Sekunden vor Schluss mit dem Sieg bringenden Field Goal von Kicker Harrison Butker zum 38:35.
Patrick Mahomes jubelt mit Wide Receiver Kadarius Toney
In der Umkleide aufgewachsen
"Patrick will der beste Spieler sein - und so arbeitet er auch", meinte Andy Reid. Der Chiefs-Trainer verwies darauf, dass Mahomes quasi in der Umkleide aufgewachsen sei. Vater Pat Mahomes hatte viele Jahre als Werfer in der Major League Baseball gespielt, sein Sohn dadurch schon früh mitbekommen, was nötig ist um Erfolg zu haben.
Jener Pat Mahomes schritt nach dem Triumph seines Sohnes stolz Zigarre rauchend durch die Katakomben der Arena, während Patrick Mahomes seinen Interview-Marathon so routiniert absolvierte, wie er zuvor seine Mitspieler mit Pässen bedient hatte. "Ich wünschte, ich würde es einfacher machen. Aber ich spiele einfach besser, wenn wir in Rückstand sind", meinte Mahomes und sorgte somit für einiges Schmunzeln im Interview-Raum.
Noch keine Dynastie
Trotz des Erfolges, dem Jubel und der Glückseligkeit behielt Mahomes den Blick für die Realität. Ob die Chiefs durch diesen Titel nun eine Dynastie seien, wurde er gefragt. In der Geschichte der NFL hatte es schon einige dieser dominierenden Vereine gegeben. Die Pittsburgh Steelers in die Siebzigern, die San Francisco 49ers in den Achtzigern oder die New England Patriots nach der Jahrtausendwende.
Mahomes betonte, dass die Chiefs "noch keine Dynastie" seien. Allerdings ergänzte er umgehend: "Wir sind noch nicht fertig." Dieser Meistertitel 2023 muss tatsächlich nicht der Letzte gewesen sein. Es ist absolut realistisch, dass die Chiefs in den kommenden Jahren ihr Renommee noch verbessern, mehr Super Bowls gewinnen. Die Säulen wie Trainer Reid, Tight End Travis Kelce und eben Mahomes sind vorhanden. Das Gros der Meistermannschaft wird zusammenbleiben.
Alle Titel bereits zweimal gewonnen - mit 27 Jahren
Mahomes kam 2018 in die Liga. Seitdem ist er mit den Chiefs jedes Jahr mindestens im Halbfinale gewesen. Er hat dreimal den Super Bowl erreicht, ihn zweimal gewonnen und ist zudem zweimal als "MVP" des Finales sowie der NFL-Vorrunde gekürt worden. Und - das kommt bei ihm hinzu - er ist im September erst 27 Jahre alt geworden.
Tom Brady hat Anfang des Monats sein Karriere-Ende bekannt gegeben - diesmal endgültig. Der 45-Jährige war zwei Dekaden lang der personifizierte Erfolgsprofi der NFL. Sieben Super Bowl-Siege, fünf Ehrungen als Super Bowl-MVP. Brady hat mehr Meistertitel als die Rekordmeister New England Patriots und Pittsburgh Steelers (je sechs).
Super-Bowl-Sieger kommt nach Frankfurt
Doch Brady ist nun Vergangenheit. Mahomes hingegen ist Gegenwart und Zukunft. Er ist das neue Gesicht der Liga. Und er wird mit den Chiefs im Herbst in Frankfurt spielen. Deutschland darf sich freuen. Auf Super-Bowl-Champion Kansas City Chiefs - mit seinem Superstar Patrick Mahomes.