Eiskunstlauf-WM Paarläufer Hase/Volodin - Entspannt zur WM-Medaille?
Die 113. Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften beginnen am Mittwoch (20.03.2024) in Montreal. Genau dort sollte die WM 2020 schon einmal stattfinden, wurde aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Dieses Jahr darf der kanadische Verband den wichtigsten Wettkampf der Saison nachholen und ist damit bereits zum elften Mal Gastgeber der Welttitelkämpfe.
Montreal wird nach 1932 zum zweiten Mal Austragungsort sein. Damals gewann die legendäre Sonja Henie aus Norwegen ihren sechsten von insgesamt zehn WM-Titeln. Bis heute hält sie damit den Rekord. Bei den Männern holte der Deutsche Ernst Baier Bronze, vier Jahre später feierte er den Olympiasieg. Aber nicht im Einzel, sondern im Paarlauf mit seiner Partnerin Maxi Herber. Die Beiden wurden zu Deutschlands Vorzeigesportlern und gewannen im Paarlauf in den Folgejahren noch viermal Gold bei Weltmeisterschaften.
Die Goldmedaillengewinner im Eiskunstlaufen 1936: Maxi Herber (l.) und Ernst Baier.
Hase/Volodin - unbeschwert in die Titelkämpfe
85 Jahre später ist es wieder Deutschlands "Lieblingsdisziplin", die im Rampenlicht steht. Die Berliner Paarläufer Minerva Hase und Nikita Volodin haben in ihrer ersten Saison bereits bewiesen, dass sie die besten Paare der Welt hinter sich lassen können. Im Grand-Prix-Finale im Dezember gewannen die 24-jährige Berlinerin und ihr gleichaltriger Partner Nikita überraschend Gold. Davor hatten sie schon zwei internationale Grands Prix gewonnen. Die Hoffnung auf eine Medaille bei den Europameisterschaften Anfang Januar ging aber nicht in Erfüllung.
Der Druck von außen, aber auch von uns selbst eine Medaille zu holen, war zu groß. Ich habe daraus meine Schlüsse gezogen und will jetzt bei der WM wieder entspannter rangehen.
Zu groß war die Erwartungshaltung von außen, aber vor allem von den beiden selbst: "Mittlerweile haben wir das abgehakt. Nach der EM war es vor allem für mich schwer", blickt "Mini", wie ihre Freunde sie nennen, auf diese Zeit zurück. "Der Druck von außen, aber auch von uns selbst, eine Medaille zu holen, war zu groß. Ich habe daraus meine Schlüsse gezogen und will jetzt bei der WM wieder entspannter rangehen. Nicht zu sehr auf Platzierung achten, sondern fokussierter und lockerer rangehen."
Training unter Wettkampfbedingungen
Im Eissportzentrum Oberstdorf haben die beiden die letzten Tage vor der Abreise am vergangenen Sonntag mit ihrem russischen Trainer Dimitri Savin und ihrer internationalen Trainingsgruppe hart trainiert. Am Freitagabend gab es noch ein Training unter Wettkampfbedingungen. Wie im "Ernstfall" wurden die Startnummern ausgelost, es folgte ein sechs Minuten langes Einlaufen mit Kostümen - und selbst die Pause vor dem Wettkampf wurde simuliert. Auch beim Wettkampf müssen die Athleten nach dem Einlaufen je nach Startnummer bis zu 25 Minuten warten, ehe sie auf das Eis dürfen.
Hase über Volodin: "Die Show liegt ihm"
Minerva Hase und Nikita Volodin laufen noch nicht lange zusammen, haben sich aber erstaunlich schnell gefunden. Dabei ist die Kommunikation zwischen den beiden nicht ganz einfach. Volodin stammt aus St. Petersburg und spricht kein Deutsch, aber zumindest ein bisschen Englisch. Wenn man der Berlinerin glauben darf, dann hat das aber auch Vorteile: "Manchmal ist es auch gut, dass man nicht in der Muttersprache diskutieren kann, denn das verkürzt manche Diskussionen. Wenn ich dann mal sauer auf ihn bin, lasse ich das mal kurz raus, aber er nimmt sowas auch nicht persönlich."
Durch die Sprachbarriere wirkt der St. Petersburger ruhig, fast schon schüchtern, aber genau das Gegenteil sei der Fall: "Beim Training und auch außerhalb ist Nikita fernab von introvertiert. Er ist ein Sonnenschein und versucht alles, damit alle happy sind. Er ist ein Entertainer. Die Show liegt ihm, da kann er sich zum Affen machen wie sonst was."
Die Aufgaben zwischen den beiden sind klar verteilt. Minerva hat alle Fäden in der Hand und hilft Nikita bei der Eingewöhnung in allen Lebenslagen. Kein Wunder, dass der 24-Jährige dann doch noch einen Satz rausbringt: "She is the boss."
Medaille absolut möglich
Trotz der EM-Enttäuschung ist die Chance auf eine Medaille bei der WM ein durchaus realistisches Ziel. Die starken russischen Paare sind wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine vom internationalen Verband ISU nicht startberechtigt. Die Konkurrenz kommt aus Japan, Italien, Kanada, Ungarn und auch aus dem eigenen deutschen Team mit Annika Hocke und Robert Kunkel. Alles in allem ein sehr ausgeglichenes Feld, das Spannung bis zur letzten Minute verspricht.
Viele Paare teilen nicht nur den Sport, sondern auch das Leben zusammen. Das ist bei Minerva Hase und Nikita Volodin aber nicht der Fall: "Wir haben eine sehr schöne Partnerschaft, wir verstehen uns gut. Es ist nicht zu privat, es ist eine gute Arbeitsgemeinschaft und jeder hat sein Privatleben." Minerva Hase ist mit dem Basketball-Profi Jonas Mattisseck von Alba Berlin liiert. Er verpasst keinen Wettkampf seiner Freundin, und wer weiß, vielleicht sieht er diese Woche den bisher größten Erfolg ihrer Karriere.
Tag | Wettbewerb | In der Sportschau |
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Mittwoch, 20. März | 17 Uhr: Kurzprogramm der Paare | Ab 18.26 Uhr im Stream |
22 Uhr: Kurzprogramm der Frauen | Zusammenfassung: 21. März ab 15.25 Uhr | |
Donnerstag, 21. März | 16 Uhr: Kurzprogramm der Männer | Ab 17.48 Uhr im Stream |
23:10 Uhr: Kür der Paare | Zusammenfassung: 22. März ab ab 15.30 Uhr | |
Freitag, 22. März | 16:20 Uhr: Rhythmustanz Eistanzen | Ab 18.20 Uhr im Stream |
23 Uhr: Kür der Frauen | Zusammenfassung: 22. März ab 15.30 Uhr | |
Samstag, 23. März | 18:30 Uhr: Kür Eistanzen | Ab 18.30 Uhr im Stream |
23:00 Uhr: Kür der Männer |
Zusammenfassung: 24. März ab 15.30 Uhr | |
Sonntag, 24. März | 19 Uhr: Schaulaufen der Sieger | Ab 19 Uhr im Stream |
Wie kann man die Eiskunstlauf-WM bei sportschau.de verfolgen?
Die Sportschau zeigt alle Entscheidungen im Livestream. Die Wettbewerbe in der Nacht laufen am nächsten Tag in der Zusammenfassung bei sportschau.de.