Minerva Hase und Nikita Volodin beim Grand Prix de France (Quelle: IMAGO / AOP.Press)

Weltmeisterschaft in Boston Alles Wichtige zur Eiskunstlauf-WM

Stand: 25.03.2025 11:04 Uhr

Am Mittwoch (26.03.2025) beginnen die 114. Eiskunstlauf Weltmeisterschaften in Boston (USA) - mit deutschen Chancen, Favoriten und Superstars. Alle Wettbewerbe werden live oder als lange Zusammenfassung bei sportschau.de, in der ARD-Mediathek und/oder bei One zu sehen sein.

Von Daniel Weiss

Gut elf Monate vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina ist die Nervosität unter den weltbesten Kufenkünstlern deutlich zu spüren. In allen Disziplinen sind die Besten in den US-Bundesstaat Massachusetts gereist, um dort die wichtigen Quotenplätze für die Olympischen Winterspiele zu erlaufen.

Bei den Frauen und Männern werden 24 Startplätze, bei den Paarläufern 16 und im Eistanz 19 Tickets vergeben. Die restlichen Plätze sind dann in einem Qualifikationswettbewerb Ende September in Peking/China zu haben. Um diese "letzte Chance" in Peking dürfen dann in jeder Disziplin auch jeweils ein Teilnehmer/in und ein Paar aus Russland laufen.

Die Stars der deutschen Mannschaft: Hase/Volodin

Deutschland ist in drei von vier Disziplinen vertreten. Die Stars der deutschen Mannschaft sind die Paarläufer Minerva Hase und Nikita Volodin, die in dieser Saison nahezu alles gewonnen haben, was es zu gewinnen gibt. Anfang Dezember das Grand-Prix-Finale der sechs weltbesten Paare, vor allem aber wurden die Berlinerin und ihr russischer Partner Ende Januar zum ersten Mal Europameister.

Nach einigen Eisshows, Fernsehauftritten, Krankheiten und Wehwehchen haben sich Minerva Hase und Nikita Volodin zuletzt konzentriert und professionell auf diesen wichtigen Saisonabschluss vorbereitet und sind schon Mitte März zu einem Trainingslager in die USA aufgebrochen.

"Fühle mich wie ein Rennpferd im Stall"

Gut eineinhalb Autostunden von Boston entfernt haben die beiden schon frühzeitig den Jetleg hinter sich gebracht und ohne größere Ablenkungen fokussiert trainieren können. Der Nachteil des fehlenden Alltags: "Ich kämpfe gerade mit mir, weil ich merke das der Stress gerade deutlich höher ist. Ich spüre den Erwartungsdruck",sagte Minerva Hase gegenüber der Sportschau.

Sie vermisse ihren Lebenspartner und Ratgeber, den Basketballprofi von Alba Berlin, Jonas Mattisseck: "Mit ihm kann ich immer viel reden, auch über mentale Sachen, weil wir ähnlich gestrickt sind. Ich fühle mich gerade wie ein Rennpferd im Stall. Man möchte nur raus, und hofft das es endlich losgeht“.

Annika Hocke/Robert Kunkel und der verlorene Koffer

Mit den Berlinern Annika Hocke und Robert Kunkel hat der deutsche Verband noch ein zweites Top-Paar im Rennen um die Olympiatickets. Ergeben die zusammengezählten Platzierungen der beiden deutschen Paare nicht mehr als 13, dürften bei den Olympischen Spielen sogar drei deutsche Paare an den Start gehen. Das dritte deutsche Paar müsste sich diesen Startplatz dann bei der Olympiaqualifikation in Peking im September erlaufen.

Im vergangenen Jahr waren Hocke/Kunkel mit einer fantastischen Leistung WM-Fünfte geworden. Die Anreise nach Boston erwies sich allerdings als kleines Drama, denn der Koffer von Annika Hocke war verloren gegangen - mitsamt wertvoller Schlittschuhe und dem Kostüm. Seit dem Attentat von 9/11 dürfen die Eiskunstläufer bei Flügen nach Amerika ihre Schlittschuhe nicht mehr mit ins Handgepäck nehmen. "Das war jetzt wirklich etwas Stress, aber es hat glücklicherweise alles noch geklappt. Wir freuen uns jetzt auf den Wettkampf."

Deutsche Eistänzer peilen Olympia-Quali an

Die Weltmeisterschaft wird im "TD Garden" auf dem Eis der Boston Bruins ausgetragen. Wie überall in den USA ist die Eisfläche deutlich schmaler und etwas länger als die genormte olympische Größe von 60 Metern Länge und 30 Metern Breite. Dies erfordert für alle Sportler einige Umstellungen, vor allem aber für die Paarläufer und Eistänzer.

Auch die deutschen Meister im Eistanzen, Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan, mussten seit der EM in vielerlei Hinsicht improvisieren. Zum einen mussten sie ihre Heimat Oberstdorf verlassen, da die Eisfläche saniert wird, zum anderen musste im Trainingslager in Benjamin Steffans Geburtsstadt Chemnitz die Eisfläche verkleinert werden, um sie auf die Choreografie anzupassen.

Im vergangenen Jahr verpassten Janse van Rensburg und Steffan das WM-Kürfinale, dieses Mal ist das Finale der besten 20 das Minimalziel, so die 31-jährige Allgäuerin. "Wir wollen schon die Olympiaqualifikation, also mindestens den 19. Platz erreichen."

Superstar Ilja Malinin aus den USA

Der Topstar bei der WM wird der erst 20-jährige US-Amerikaner und Titelverteidiger Ilja Malinin sein. Der König der Vierfachsprünge wird mit Sicherheit wieder einen neuen Punkterekord aufstellen. Als erster Eiskunstläufer zeigte Malinin alle sechs möglichen Sprünge mit vierfacher Rotation. Dazu als erster Athlet den Axel, denn dieser wird von vorwärts abgesprungen und hat damit unglaubliche viereinhalb Umdrehungen in weniger als einer Sekunde. Dazu versteht es Malinin immer besser, die Kunst in seinen Programmen wirken zu lassen.

Der deutsche Meister Nikita Starostin hat bisher noch nie einen sauberen Vierfachen im Wettkampf gezeigt, der gebürtige Russe hatte in allen Wettkämpfen sogar schon Probleme mit dem dreifachen Axel. Der 22-Jährige wirkte zuletzt so unter Druck, dass selbst seine sonst elegante, leichte Art der Kunst komplett verloren ging. Wenn Starostin das Finale erreicht und einen Olympiastartplatz holt, wäre das schon ein großartiger Erfolg.

Katarina Witt als Ehrengast bei der WM

Der Wettbewerb der Frauen wird ein spannender Kampf zwischen den Spitzenathletinnen aus Japan, Amerika und Südkorea. Die Europäerinnen müssen alles geben, um vorne mitzuhalten. Eine Deutsche wurde erstmals seit 22 Jahren nicht nominiert. Keine erreichte die Mindestanforderungen.

Ein trauriges Kapitel für Deutschlands Eiskunstlauflegende Katarina Witt, die vom US-Verband als "Ehrengast" eingeladen wurde. Sie wird eine von 15.000 Zuschauern sein, die Kür-Finals sind allesamt ausverkauft.