Viertelfinale bei den US Open Zverev gegen Alcaraz - allen Umständen zum Trotz
Alexander Zverev trifft im Viertelfinale der US Open in der Nacht auf Donnerstag (07.09.2023, ab etwa 3 Uhr) auf den Topgesetzten Carlos Alcaraz. Die deutsche Nummer eins muss dabei gegen seinen Kräfteverschleiß und eine schwarze Serie bei Grand-Slam-Turnieren ankämpfen.
Der Traum von Alexander Zverev, erstmals in seiner Karriere ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, lebt nach dem Achtelfinalsieg gegen Jannik Sinner. Die Frage ist: Hat sein Viertelfinaleinzug mehr Kräfte gekostet als er Selbstvertrauen und Sicherheit gebracht hat? Sicher ist, dass die nächste Aufgabe eine für ihn bislang unlösbare war.
Direkte Bilanz wendet sich Richtung Alcaraz
Zwar hat Zverev gegen seinen kommenden Gegner Carlos Alcaraz drei der bisherigen fünf Duelle gewonnen, die Geschichte hinter der Statistik ist aber einen genaueren Blick wert. Auf Hartplatz trafen die beiden zweimal im Jahr 2021 aufeinander, Zverev war da einer der absoluten Topspieler, Alcaraz noch ein Talent. Der Spanier bezahlte in beiden Spielen Lehrgeld, verlor deutlich.
Spätestens seit seinem Wimbledon-Triumph in diesem Jahr ist aber allen klar, wie schnell die Nummer eins der Welt lernt. Und das musste auch Zverev feststellen, 2022 gewann jeder eines der beiden Duelle und in diesem Jahr ließ Alcaraz seinem Kontrahenten beim bisher einzigen Aufeinandertreffen beim Masters-Turnier in Madrid auf Sand beim 6:1, 6:2 nicht den Hauch einer Chance.
Carlos Alcaraz (l.) und Alexander Zverev (r.) geben sich die Hand.
Alcaraz mit 40 Prozent weniger Spielzeit
Zverev war damals jedoch nach seiner schweren Verletzung noch nicht auf dem höchsten Niveau - das hat sich mittlerweile geändert. "Das ist einer der besten Momente in meiner Karriere nach meinem Comeback und allem", sagte der 26-Jährige nach seinem Fünfsatzerfolg gegen Sinner. "Dafür lebe ich. Ich glaube, ich kann jetzt wirklich sagen, dass ich zurück bin."
Nach 4:41 Stunden machte Zverev den Einzug unter die besten acht perfekt - und dort wartete bereits Alcaraz. Der Weg der beiden Spieler bis zu diesem Punkt könnte in seiner Intensität kaum unterschiedlicher sein. Die deutsche Nummer eins stand bei den diesjährigen US Open insgesamt bereits 14 Stunden und 15 Minuten auf dem Platz, Alcaraz nur acht Stunden und 36 Minuten - also etwa 40 Prozent weniger.
Neun Versuche, kein Sieg
Nach seinem Sinner-Sieg beteuerte Zverev: "Ich werde bis zum letzten Moment kämpfen." Die Frage ist aber, wie viele Kräfte er dafür noch hat. Er müsse sich "natürlich jetzt erstmal erholen", versprach aber: "Ich werde bereit sein." Und auch Alcaraz nimmt den vielleicht ausgelaugten Gegner keinesfalls auf die leichte Schulter. "Er spielt wirklich gut. Dieses Jahr findet er sein Topniveau wieder", sagte der 20-Jährige.
Doch bisher war es bei Grand Slams ab einem gewissen Zeitpunkt egal, ob Zverev das hatte oder nicht - gegen einen Top-5-Spieler hat er bei den vier größten Tennisturnieren noch nie gewonnen, auch nicht bei seinem Finaleinzug bei den US Open 2020. Neun Mal traf der aktuelle Weltranglistenzwölfte erfolglos auf einen der fünf am höchsten gesetzten Spieler. Wenn Zverev in diesem Jahr seinen ersten Grand Slam gewinnen will, muss er diese Serie gegen Alcaraz beenden. Allen Umständen zum Trotz.