Australian Open Stefanos Tsitsipas auf dem Weg zum Lebensziel
Stefanos Tsitsipas bestreitet bei den Australian Open sein zweites Grand-Slam-Finale. Für den Griechen könnten mit einem Sieg gleich zwei Lebensträume wahr werden.
Die Psycho-Spielchen haben schon zwei Tage vor dem Finale begonnen. "Ich kann mich auch nicht erinnern", sagte Stefanos Tsitsipas nach seinem Halbfinalsieg gegen Karen Chatschanow als er darauf angesprochen wurde, dass sich Djokovic an rein gar nichts erinnern könne.
Der Serbe hatte auf einer Presskonferenz eine Erinnerungslücke und vergessen, dass er sich gegen den Griechen bereits im Sommer 2021 im Finale der French Open einen harten Kampf geliefert und mit 0:2-Sätzen zurückgelegen hatte. Am Ende hatte sich Djokovic in einem dramatischen Match dann doch noch durchgesetzt.
"Ein Kindheitstraum"
Am Sonntag (29.01.2023, Live-Ticker ab 9.30 Uhr) hat Tsitsipas erneut die Gelegenheit, sich mit Djokovic zu messen - dieses Mal im Finale der Australian Open. Und nicht nur die Aussicht auf den ersten Grand-Slam-Titel sondern auch die auf Weltranglistenposition eins dürften Tsitsipas eine besondere Motivation verleihen.
"Das sind die Momente, für die ich so hart gearbeitet habe", sagte der 24-Jährige. "Es ist ein Kindheitstraum von mir, die Nummer eins zu werden. Und ich bin jetzt ganz nah. Das ist ein besonderes Finale."
Eigenwillige Regelauslegungen
Tsitsipas hat sich in den vergangenen Jahren in diese Ausgangsposition sukzessive vorgearbeitet. Dabei waren seine Methoden, um dorthin zu kommen, nicht immer unumstritten. Seine überaus ausgiebigen Toilettengänge zwischen den Sätzen haben regelmäßig nicht nur für großen Ärger beim jeweiligen Gegner, sondern sogar zu einer Regeländerung geführt. Nun sind diese Pausen eindeutig festgelegt und auch Tsitsipas muss sie einhalten.
Und auch seine Betreuung am Rande seiner Matches sorgte für stetige Unruhe. Schließlich ist Apostolos Tsitsipas Vater und Trainer von Stefanos. Und in dieser Doppelfunktion fühlt sich Apostolos seit vielen Jahren verpflichtet, seinen Sohn mit Anweisungen und Tipps auf dem Court zu helfen - obwohl Coaching im Tennis bis Mitte des vergangenen Jahres strengstens untersagt war. Familie Tsitsipas interpretierte diese Regelung allerdings überaus großzügig - was ebenfalls regelmäßig zu Verstimmungen bei den Gegnern führte.
Negative Matchbilanz
Nicht immer gehen Vater und Sohn aber vorsichtig miteinander um. Beim ATP Cup im Jahr 2020 rastete der im normalen Leben zuvorkommende und höfliche Stefanos aus, schlug mit seinem Schläger um sich und verletzte seinen Vater am rechten Arm.
Allerdings ist Tsitsipas außerhalb des Platzes tatsächlich ein ruhiger Zeitgenosse. Er geht seinem Hobby, dem Fotografieren, nach, betreibt einen Youtube-Kanal, wo er etwa die Schönheiten Islands vorstellt. Auf diese Entspannungsmomente muss Stefanos Tsitsipas aber noch etwas warten.
Denn einmal noch sollte er sein allerbestes Tennis zeigen. 2:10 lautet seine Matchbilanz gegen den Serben. Nun bestreitet Tsitsipas gegen Novak Djokovic aber nichts weniger als das größte Spiel seines Lebens - was ihm womöglich nochmal ganz neue Energie verschafft.