Daniil Medwedew während seines Zweitrundenspiels bei den Australian Open

Australian Open Wüterich Medwedew und sein missratener Saisonbeginn

Stand: 16.01.2025 20:01 Uhr

Aus in der 2. Runde bei den Australian Open: Vorjahresfinalist Daniil Medwedew ist sehr früh ausgeschieden. Schon bei seinem Auftaktmatch hatte der Russe vor einer Blamage gestanden. Ein völlig missratener Jahresstart. Auch diesmal ließ er seine Wut an seinem Schläger und einer Kamera aus.

Von Jo Herold

Bei seinem Erstrundenmatch gegen den Weltranglisten-418. Kasidit Samrej aus Thailand hatte sich der 28- Jährige zum Sieg gequält. Auch dieses Spiel war über fünf zermürbende Sätze gegangen und hatte Medwedew offenbar zur Weißglut gebracht. Mit großer Wut drosch er mit seinem Schläger auf die Netzkante und zerstörte dabei nicht nur seinen Schläger, sondern auch eine kleine Kamera, die am Netz angebracht ist.

Contenance - offenbar ein Fremdwort

Danach hatte er sich mit einiger Süffisanz über die Kamera geäußert: "Sie ist kaputtgegangen, ja. Aber es ist nichts abgebrochen" - im Gegensatz zu seinem Schläger. "Ich denke nicht, dass so eine Kamera sehr teuer ist", meinte der 1,98-m-Hüne, dafür aber könnte eine Strafe für seinen Ausraster sein Preisgeld erheblich verkleinern. Laut "statista" erhalten die Tennisspieler für das Erreichen der zweiten Runde 200.000 australische Dollar (etwa 120.000 Euro) - und die Strafe könnte bis zu 80.000 Dollar betragen.

Auch bei der Niederlage gegen Tien drosch Medwedew den Ball in die Platzumrandung, warf seinen Schläger und trat eine Kamera um - allerdings diesmal, ohne sie zu zerstören. Sympathiepunkte sammelt der Spieler dadurch sicher nicht ein, scheint es offenbar zu brauchen, seinen Frust auf diese Weise rauszulassen. Und diesmal hat es ihm definitiv nicht geholfen.

Mal wieder bis tief in die Nacht

Ein anderes Thema dürfte für die Spieler die Belastung durch die Abendpartien sein, die sich - wie auch schon bei den US Open im vergangenen Jahr - bis tief in die Nacht hinziehen können. Als Tien seinen Matchball verwandelte, war es 2:53 Uhr Ortszeit. Der 19-Jährige bewies gegen den Star großes Durchhaltevermögen und bedankte sich bei den Fans: "Danke, dass Ihr so lange dageblieben seid."

2024 hatte es bei den US Open bereits deutliche Kritik an der Turnierplanung gegeben. Der zurückgetretene britische Tennisprofi Andy Murray hatte geschimpft: "Die Terminplanung im Tennis ist ein totales Chaos. Es sieht so amateurhaft aus, wenn Spiele um 2, 3 oder 4 Uhr morgens stattfinden. Bringt das in Ordnung", schrieb Murray an die Veranstalter der großen Turniere gerichtet.

Auch bei den Frauen gab es schon vermehrt kritische Stimmen. US-Star Coco Gauff sagte vor einiger Zeit: "Ich denke definitiv, dass das nicht gesund ist und nicht fair für die, die so spät spielen müssen, weil es ihren Zeitplan ruiniert." Ex-Profis und Spieler-Gewerkschaft sind die späten Spiele ein großer Dorn im Auge.

Medwedew kennt kurze Nächte

Medwedew indes ist es wohl ein Stück weit gewohnt, spät ins Bett zu kommen oder schlaflose Nächste zu haben. Bereits vor einem Jahr endete sein Match gegen Emil Ruusuvuori erst um 3.40 Uhr. Und kurz vor den Australian Open ist der Russe zum zweiten Mal Vater geworden. Bekanntermaßen können Kinder schon einmal die Nacht zum Tage machen - und Menschen auch anderweitig aus dem Konzept bringen.