Zweiter Tag der Australian Open Struff siegt in wahrer Nervenschlacht
Jan-Lennard Struff hat bei den Australian Open als erster Deutscher bei den Herren die zweite Runde erreicht. Der 33-Jährige gewann am Montagabend in Melbourne nach hartem Kampf gegen den Australier Rinky Hijikata mit 3:6, 6:3, 6:2, 6:7 (2:7), 7:6 (10:8).
Struff trotzte auch der besonderen Atmosphäre, blieb in den entscheidenden Momenten cool und verwandelte nach Mitternacht (Ortszeit) nach 3:58 Stunden seinen zweiten Matchball. Er bekommt es jetzt mit dem Serben Miomir Kecmanovic zu tun. "Es war ein unfassbar hartes Match: Ich bin richtig glücklich", sagte der nevenstarke Warsteiner. "Früher habe ich solche Matches im Fernsehen gesehen und geliebt."
Im vergangenen Jahr hatte sich Struff noch durch die Qualifikation kämpfen müssen und dann in der ersten Runde gegen den späteren Halbfinalisten Tommy Paul aus den USA verloren. Danach folgte eine starke Saison des langjährigen Davis-Cup-Spielers, der in Melbourne nun an die Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen will.
Laura Siegemund sorgt für eine Überraschung
Zuvor hatten zwei deutsche Frauen Grund zum Jubeln gehabt. Laura Siegemund schossen Tränen der Freude in die Augen, Tatjana Maria plauderte bestens gelaunt über ihren Quetschie-Trick. Die beiden Grand-Slam-Dauerbrennerinnen strahlten nach ihren Auftaktsiegen bei den Australian Open um die Wette.
Am Tag vor den ersten Auftritten von Alexander Zverev und Angelique Kerber in Melbourne sorgte Siegemund für eine Überraschung. Die Doppelspezialistin aus Metzingen schlug die an Position 17 gesetzte Russin Jekaterina Alexandrowa nach einem Dreisatz-Krimi mit 6:2, 3:6, 7:6 (11:9) - an Selbstbewusstsein mangelt es der Schwäbin aktuell nicht.
Mit viel Kampfgeist weiter: Laura Siegemund
Tatjana Maria hilft das Kompott von den Verwandten
"Ich spiele wahrscheinlich das beste Tennis meines Lebens", sagte Siegemund, die im Alter von 35 Jahren im Einzel und im Doppel nochmal richtig angreifen will: "Ich spiele wirklich eine gute Qualität. Wenn ich physisch fit bin, kann ich mit den Besten mithalten", betonte Siegemund.
Maria hatte in ihrem Auftaktmatch gegen die Kolumbianerin Camila Osorio vor allem mit der Hitze und der unbändigen australischen Sonne zu kämpfen - drehte im entscheidenden dritten Satz beim 7:5, 6:7 (4:7), 6:4 aber nochmal entscheidend auf, nachdem sie zur Verstärkung von den zuschauenden Kindern ihres Bruders ein Apfel-Erdbeer-Kompott erhielt. "Mir war ein bisschen schwindelig, es war ein wirklich hartes Match", sagte Maria.
Nervenstark eine Runde weiter: Tatjana Maria
Schwarzer Tag für drei Männer
Für drei Männer hingegen hätte der Eröffnungstag schlechter kaum laufen können. Daniel Altmaier, Yannick Hanfmann und Maximilian Marterer - alle ereilte das schnelle Aus. "Es tut einfach weh, so früh aus einem Grand Slam herauszugehen", sagte der Kempener Altmaier nach dem 7:5, 3:6, 6:7 (5:7), 6:7 (3:7) gegen den russischen Olympia-Zweiten Karen Chatschanow: "Ich habe so viel Arbeit reingesteckt. Ich sehe positiv nach vorne, aber der Moment ist gerade scheiße."
Hanfmann verlor gegen den französischen Publikumsliebling Gael Monfils deutlicher. Der einstige Halbfinalist von Paris und New York ließ den 32-Jährigen beim 4:6, 3:6, 5:7 nie wirklich in die Partie kommen. "Ich hatte ein paar Chancen, die ich nicht genutzt habe. Ich habe mir zu viel Druck gemacht", sagte der Karlsruher, der auf Platz sechs im Melbourne Park die Zuschauer gegen sich hatte. "Ich wusste, dass das so sein wird."
Früher Abschied aus Melbourne: Yannick Hanfmann.
Am Dienstag steigen Alexander Zverev und Angelique Kerber ins Turnier ein
Das gleiche Schicksal ereilte den Nürnberger Maximilian Marterer. Der 28-Jährige scheiterte mit 5:7, 6:7 (3:7), 2:6 am Portugiesen Nuno Borges, den er im vergangenen Jahr in Antwerpen noch geschlagen hatte. Für Siegemund, Maria und auch Tamara Korpatsch, die am Sonntag bereits in die zweite Runde eingezogen war, geht es in Melbourne hingegen weiter. Die nächste Gegnerin der zweifachen Mutter Maria ist die an Position 26 gesetzte Italienerin Jasmine Paolini.
Siegemund, die nun auf die Australierin Storm Hunter trifft, rechnet sich vor allem im Doppel gute Chancen aus. Die 35-Jährige schlägt in Australien an der Seite der erfolgreichen Tschechin Barbora Krejcikova auf. Am Dienstag steigt dann Deutschlands Ausnahmespieler Zverev (Hamburg) ab 9.00 Uhr MEZ gegen Landsmann Dominik Koepfer ein, die Kielerin Kerber kehrt zuvor nach langer Baby-Pause gegen Danielle Collins (USA/ab 3.00 Uhr MEZ) auf die Grand-Slam-Bühne zurück.
Früher Abschied für Andy Murray und Stan Wawrinka
Am Montag war auch für Andy Murray und Stan Wawrinka der erste Auftritt gleich der letzte: Murray stand in Melbourne fünfmal im Finale, Wawrinka holte 2014 den Titel. Auch deshalb lieben die australischen Fans die beiden Oldies ganz besonders. Doch in diesem Jahr lief es für den 36 Jahre alten Briten und den 38 Jahre alten Schweizer am Yarra River überhaupt nicht gut.
Das hatten sich die beiden Veteranen ganz anders vorgestellt. Doch Wawrinka ging beim 4:6, 6:3, 7:5, 3:6, 0:6 gegen den Franzosen Adrian Mannarino am Ende die Puste aus. Murray fand beim 4:6, 2:6, 2:6 gegen den Argentinier Tomas Martin Etcheverry nie seinen Rhythmus.
Bitter enttäuscht: Andy Murray nach seinem Aus.
Naomi Osaka scheitert beim Comeback
Auch Naomi Osaka hat bei ihrem vielbeachteten Grand-Slam-Comeback in Melbourne das schnelle Aus ereilt. Die 26-Jährige unterlag in ihrem Erstrundenmatch trotz solider Leistung der an Position 16 gesetzten Französin Caroline Garcia mit 4:6, 6:7 (2:7).
Die Japanerin, die sich im September 2022 wegen psychischer Probleme vorübergehend vom Tennissport abgewendet und im Juli 2023 Tochter Shai zur Welt gebracht hatte, zeigte in der Rod Laver Arena zum Abschluss des zweiten Turniertages gute Ansätze, braucht auf dem Weg zu alter Stärke aber noch Zeit. Garcia nutzte gegen die Turniersiegerin von 2019 und 2021 nach 1:27 Stunden Spielzeit ihren ersten Matchball.
Coco Gauff siegt souverän
Am Mittag war US-Open-Champion Coco Gauff souverän in die zweite Runde eingezogen. Die 19-Jährige besiegte in ihrem Auftaktmatch die Slowakin Anna Karolina Schmiedlova 6:3, 6:0 und bestätigte ihre bestechende Frühform. Zum Jahresstart hatte Gauff überzeugend ihren Titel beim WTA-Turnier in Auckland verteidigt.
In der zweiten Runde trifft die US-Amerikanerin auf ihre Landsfrau Caroline Dolehide. "Ich fühle mich gut, ich will einfach Spaß haben. Das hier in Australien ist auf jeden Fall der 'Happy Slam', und das versuche ich auch zu sein", sagte Gauff.
Das frühe Aus ereilte auch Wimbledon-Siegerin Marketa Vondrousova. Die Tschechin, Nummer sieben der Welt, war gegen die überragend aufspielende ukrainische Qualifikantin Dajana Jastremska chancenlos und unterlag 1:6, 2:6. Jastremskas Landsfrau Elina Switolina, an Position 24 gesetzt, zog durch ein ungefährdetes 6:2, 6:2 gegen die Australierin Taylah Preston in die nächste Runde ein.