Unaufhaltsam an die Tennisspitze Jannik Sinners beängstigende Überlegenheit
Jannik Sinner zieht auch in Miami unbeirrt auf seinem Erfolgsweg weiter. Der italienische Tennisprofi ist seit Wochen zu stark für die Konkurrenz auf der ATP-Tour - und will sich weiter verbessern.
Maximal drei, vier Tage Pause wird sich Jannik Sinner nun gönnen. Solch einen Masters-Sieg muss man schließlich auch mal genießen. Zumal die Stadt Miami ja eine Menge zu bieten hat. Nach 22 Siegen in den vergangenen 23 Partien in diesem Jahr darf und muss schließlich jeder mal durchschnaufen.
"Ich weiß, es gibt vielleicht Spieler, die so etwas länger genießen. Aber ich weiß, dass ich nicht so viel Zeit habe, mich auf Monaco vorzubereiten. Deshalb muss ich mich fit machen für die rote Asche", sagte der 22-Jährige nach seinem Triumph. Das nächste Masters findet bereits ab nächsten Sonntag (7. April) in Monte Carlo statt.
Beängstigend überlegen
Sinners bereits dritter Turniersieg nach den Australian Open und dem ATP-Turnier in Rotterdam ließ Experten und Gegner ob dessen derzeitiger Überlegenheit nur noch staunen. Im Finale hatte er den Bulgaren Grigor Dimitrov mit 6:3, 6:1 deklassiert, im Halbfinale zuvor den Russen Daniil Medvedev, immerhin die Nummer vier der Welt, mit 6:1, 6:2.
Nahezu fehlerlos, für jede schwierige Aufgabe eine Lösung: Sinners derzeitige Überlegenheit dürfte geradezu beängstigend für die Konkurrenz sein.
"Er ist im Moment der beste Spieler der Welt, keine Frage", sagte der sichtlich ernüchterte Dimitrov später, der ebenfalls bestens in Form in Miami war und auf seinem Weg ins Finale den Spanier Carlos Alcaraz, bis dahin Nummer zwei der Welt, sowie den Deutschen Alexander Zverev geschlagen hatte.
Djokovic im Herbst seiner Karriere
Sinner ist mit seinem neuerlichen Turniersieg seinerseits zur Nummer zwei der Welt aufgestiegen. Und die Vorhersage, dass er bald auch als der beste Spieler der Welt geführt wird, ist sicher nicht allzu optimistisch.
Novak Djokovic steht mit seinen 36 Jahren im Herbst seiner Karriere und zeigte in den vergangenen Monaten bereits ungekannte Form- und Motivationsschwächen. Vor allem Alcaraz (20) dürfte derjenige sein, mit dem er sich in der näheren Zukunft intensiv um die Spitze streiten dürfte.
Intensives Training mit Rafael Nadal
Es geht für Sinner - und das ist bei ihm keine der üblichen Floskeln, die Spitzensportler bei jeder Gelegenheit in die Welt herumposaunen - tatsächlich darum, sich stetig weiter zu entwickeln: das eigene Spiel anzupassen, die Details auf höchstem Niveau zu verfeinern - den Aufschlag, die Bewegung ans Netz, die psychische Stabilität.
Die intensive Arbeit mit dem Willen, von den Besten zu lernen, zeichnet den Südtiroler seit jeher aus. Zwei Wochen lag trainierte Sinner unter anderem im Januar 2021 in der Corona-Quarantäne im australischen Adelaide intensiv mit Rafael Nadal, um sich auf die damalige Hartplatzsaison vorzubereiten - und um sich überaus wertvolle Tipps eines Weltstars geben zu lassen. Eigentlich unbezahlbar, einen besseren Lehrmeister gibt es wohl kaum.
Trainer Cahills Vorbild André Agassi
Sinners Coach, Darren Cahill, weiß natürlich um die Beflissenheit seines Schützlings. "Er spielt großartig, und sein Niveau ist fantastisch. Aber er kann noch besser werden", sagte der 58 Jahre alte Ex-Profi, der einst den US-amerikanischen Weltklassespieler André Agassi in seinen späteren Jahren betreute und eine Parallele zog.
"In dem Moment, in dem ich mit André den Platz betrat, ging es nur noch ums Geschäft, und er wollte mit 32 Jahren ein besserer Tennisspieler werden als mit 22", sagte Cahill. "Diese Generation hat also das Privileg, dass die vorherigen Generationen auf Verbesserungen gedrängt haben, egal wie alt man ist. Genau das wird Jannik tun."
Probleme auf Sand
Es geht für Sinner also weiter, als wäre nichts passiert, außer, dass sein Selbstvertrauen weiter angewachsen sein dürfte. "Ich habe ein tolles Team hinter mir, das mich antreibt. Wir wissen, was wir zu verbessern haben", sagte Sinner. "Jetzt kommt die Sandplatzsaison, und normalerweise habe ich dort Probleme. Mal sehen, was ich dieses Jahr erreichen kann." Es klingt wie eine Drohung an die Konkurrenz.