Kees van Wonderen auf dem Trainingsplatz von Schalke 04

Van Wonderen auf Schalke Kurzfristiger Erfolg mit langfristiger Perspektive gewünscht

Stand: 07.10.2024 18:36 Uhr

Kees van Wonderen hat seine Arbeit beim FC Schalke 04 aufgenommen. Der 55-Jährige muss nun schaffen, woran so viele seiner Vorgänger gescheitert sind.

Von Jörg Strohschein

Die Fülle des Mittagessens hatte Matthias Tillmann eigentlich ermattet - und es ließ sich gut zurücklehnen auf dem Sofa von Kees van Wonderen, erinnerte sich der Vorstandsvorsitzendes des FC Schalke 04 an das Treffen vor ein paar Tagen. Doch von Entspannung war keine Rede.

"Die Energie, die Kees dann bei seiner Analyse über die Mannschaft entwickelt hat, war beeindruckend. Und ich bin eigentlich niemand, der sich so schnell mitreißen lässt", sagte Tillmann am Montagmittag (7.10.2024) bei der offiziellen Vorstellung des neuen S04-Coaches im Bauch der Arena Auf Schalke.

Nicht zuletzt diese energiereiche Eigenschaft des Niederländers hat die Verantwortlichen des Klubs dazu gebracht, sich aus drei verbliebenen Kandidaten letztlich für van Wonderen zu entscheiden.

Intensive Vorbereitung auf den neuen Job

Kaderplaner Ben Manga, der die federführende Rolle bei der Suche nach dieser wichtigen Vereins-Personalie eingenommen hat, sah sich nach den ersten Tagen des Niederländers auf dem Vereinsgelände und der ersten Trainingseinheit am Vormittag bestätigt.

"Dass ein Trainer, der aus dem Ausland kommt, sich schon so gut vorbereitet, alle Spiele von uns gesehen hat, schon alle Namen der Spieler kennt und diese ansprechen kann, ist außergewöhnlich", so Manga.

Die Quadratur des Kreises

Nun zählt der Trainerjob in Gelsenkirchen allerdings zu den unsichersten Arbeitsplätzen in dieser Republik. Gerade einmal neun Monate betrug in den vergangenen zehn Jahren die durchschnittliche Arbeitszeit eines Fußballlehrers am Berger Feld. Zuletzt musste Karel Geraerts frühzeitig die Segel streichen.

Und was die Aufgabe nicht gerade einfacher macht: Van Wonderen soll nicht weniger als die Quadratur des Kreises gelingen. Er soll kurzfristigen sportlichen Erfolg haben mit der Prämisse, die längerfristige Entwicklung junger Spieler zu fördern, die Transferwerte der Profis zu steigern und bis 2026 den Wiederaufstieg in die Bundesliga zu schaffen.

Kein Harry-Potter

"Ich weiß, dass es nicht einfach wird. Aber einfach ist nicht das, was ich suche. Ich bin aber kein Harry Potter und habe keinen Zauberstab", sagte van Wonderen, dessen Statur noch immer so erscheint, als sei er im täglichen Training. "Ich brauche eine Herausforderung und muss mich mit der Aufgabe voll identifizieren."

Wie genau er Fußball spielen lassen will, ließ er offen. Aber eines sei klar. "Wir schauen immer auf das höchste Niveau, da wollen wir hin", sagte er. "Wir gehen täglich zur Arbeit und werden sehen, ob das gelingt und wie schnell. Oder vielleicht auch nicht."

Probleme in der Teamstruktur

Große Versprechungen sind nicht die Sache des Niederländers. Vielmehr geht es jetzt für ihn erstmal darum, das Tagesgeschäft genauestens kennen zu lernen, in den Griff zu kriegen und schnelle sportliche Besserung herbeizuführen.

Schließlich haben die Schalker nach acht Spieltagen in der 2. Bundesliga gerade einmal acht Zähler gesammelt und 19 Gegentore kassiert. "Wir haben ein Problem in der Mannschaftsstruktur in der Arbeit gegen den Ball", sagte Manga. Vor allem daran muss van Wonderen nun in den nächsten zwei Wochen, während der Länderspielpause, arbeiten.

Der Druck bleibt

Van Wonderen will den von den Schalkern eingeschlagenen Weg der größeren sportlichen Nachhaltigkeit mit möglichst erfolgreicher Langfristperspektive mitgehen und mit Leben füllen. "Wir wollen sehen, dass wir uns als Klub weiterentwickeln", sagte Schalke-CEO Tillmann.

Doch auch der kurzfristige Erfolg spielt eine nicht gerade unwesentliche Rolle. "Der Druck ist immer da, ist vielleicht ein wenig größer auf Schalke. Und wir haben auch nicht gesagt, dass wir jetzt acht Spiele in Folge verlieren können", sagte Tillmann.