DEL-Abstiegskampf "Totgesagte leben länger": Iserlohn feiert den Klassenerhalt
Die Iserlohn Roosters standen schon mit eineinhalb Beinen in der 2. Liga. Doch dank einer beeindruckenden Aufholjagd feierten die Sauerländer am vorletzten DEL-Spieltag den Klassenerhalt - was folgte, war eine große Party.
Sonntagnachmittag, 16.11 Uhr. Im Spiel der Iserlohn Roosters bei den Löwen Frankfurt sind noch sechs Sekunden zu spielen, als Gäste-Stürmer Tyler Boland den Puck zum 3:0 ins leere Tor schießt. Anschließend ertönt die Schlusssirene und die Mannschaft fällt sich unter grenzenlosem Jubel der rund 1.000 mitgereisten Roosters-Fans in die Arme. Denn nach dem vorletzten Spieltag der DEL-Hauptrunde steht fest: Iserlohn spielt auch in der kommenden Saison in der 1. Liga.
Es ist ein Klassenerhalt, der sich anfühlen dürfte wie eine Meisterschaft, denn zwischenzeitlich hatte kaum noch jemand an die Rettung geglaubt.
Roosters-Profi John Broda
"Es fühlt sich unglaublich an. Wir können es noch gar nicht richtig fassen", sagte Torschütze Colin Ugbekile sichtlich bewegt: "Wir haben alles dafür gegeben. Schweiß und Blut. Dass man dafür belohnt wird, tut unglaublich gut." Und auch Iserlohns Goalie Andreas Jenike war einfach nur unheimlich stolz auf das Team: "Das war eine Riesenarbeit, die wir da reingelegt haben. Organisation, Region und Fans haben so lange hinter uns gestanden. Wir waren abgeschrieben. Was wir nach Weihnachten abgerissen haben, war Wahnsinn."
Niederlagenserie und Trainerwechsel
Rückblick: Die Saison der Roosters begann mit einem 3:2-Erfolg in Frankfurt vielversprechend. Doch was folgte, war ein scheinbar nicht enden wollender Alptraum. Nicht nur, dass die Ergebnisse ausblieben, auch die Defensive zerfiel ohne den verletzten Kapitän Hubert Labrie in ihre Einzelteile: Sechs bis acht Gegentore waren bei Spielen der Iserlohner keine Seltenheit.
Nach zehn Niederlagen aus elf Spielen musste Chefcoach Greg Poss gehen, doch auch unter Interimstrainer Pierre Beauleau lief es nicht wirklich besser. Am 16. Spieltag war die Mannschaft auf dem letzten Tabellenplatz angekommen - mehr als einmal wurde ihr in dieser Phase die DEL-Tauglichkeit abgesprochen. In der Deutschland-Cup-Pause im November folgten weitere personelle Veränderungen: Der Sportliche Leiter Christian Hommel trat zurück, Doug Shedden übernahm als Trainer die Verantwortung.
Sieg in Frankfurt als Initialzündung
Doch es dauerte bis kurz vor Silvester, ehe sich diese Maßnahmen auch in Ergebnissen niederschlugen. Die beeindruckende Aufholjagd der Roosters begann am 33. Spieltag mit einem 4:0-Sieg gegen Frankfurt. Zu diesem Zeitpunkt war das Shedden-Team mit elf Punkten Rückstand abgeschlagenes Schlusslicht. Unter dem Motto "Totgesagte leben länger" eilte Iserlohn von Sieg zu Sieg. Plötzlich stand die Defensive wieder besser und auch von nun selten gewordenen Niederlagen wie gegen Mannheim, Düsseldorf oder Ingolstadt ließ sich das Team nicht mehr aus der Bahn werfen.
Das Team lässt sich von den Fans feiern
Am 45. Spieltag war es dann so weit: Die Iserlohn Roosters gaben nach einem wilden 5:4-Erfolg am 45. Spieltag in Köln die Rote Laterne an die Augsburger Panther ab. Die können die Sauerländer jetzt nicht mehr einholen. "Man muss ehrlich sein: Das war hinten raus schon ein ganz schöner Ritt", war Jenike nach der Rettung erleichtert, fügte aber auch hinzu: "So eng wie die Liga war, hätte es gar keinen Absteiger verdient." Ob es den in diesem Jahr geben wird, hängt vom Meisterschaftsrennen in der 2. Liga ab - die Iserlohner können da jetzt ganz entspannt zuschauen.
Bis dahin genießen alle das "Wunder vom Seilersee". Klub-Boss Wolfgang Brück erklärte den 3. März 2024 kurzerhand zum Feiertag: "Es ist alles frei. Die Fans sollen feiern. Die Spieler können machen, was sie wollen. Es wird nur noch Vollgas gegeben." Das musste man den Fans natürlich nicht zweimal sagen: Nachdem sich bereits die Abreise aus der Mainmetropole wegen einer spontanen Party am Mannschaftsbus verzögert hatte, wurde das Team auch bei seiner Rückkehr in Iserlohn gebührend empfangen. Rund 1.500 Anhänger machten mit Feuerwerk und Fangesängen die Nacht zum Tage.
Jede Party muss mal enden
Am Freitag steht nun noch das letzte Saisonspiel gegen Schwenningen auf dem Programm und danach wartet auf die Verantwortlichen wieder jede Menge Arbeit. Ein neuer Sportlicher Leiter muss her, außerdem ein Ersatz für den nach Frankfurt wechselnden Verteidiger Colin Ugbekilé. Denn so schön das Ende der Saison auch war - so eine Zitterpartie brauchen Spieler und Fans sicher nicht jedes Jahr.