Deutsches Achtelfinale Stadion-Kletterer in Dortmund muss womöglich für Polizeieinsatz zahlen
Der Stadion-Kletterer von Dortmund muss für den durch ihn ausgelösten Polizeieinsatz womöglich bezahlen. Der Vorfall beim EM-Achtelfinale Deutschland gegen Dänemark war allerdings nicht der erste im Turnierverlauf.
Auf den Stadion-Kletterer von Dortmund, einen 21-Jährigen aus Osnabrück, kommen womöglich hohe Einsatzkosten zu. Möglich macht das eine Gebührenordnung, die das Land NRW erst im vergangenen Sommer eingeführt hat. Die Kosten können bis zu 50.000 Euro betragen.
Während des EM-Achtelfinales der deutschen Mannschaft gegen Dänemark war der 21-Jährige in die Dachkonstruktion des Dortmunder Stadions geklettert. Polizei und UEFA arbeiten den Zwischenfall weiter auf. Der Mann ist schon vorher durch ähnliche Aktionen auffällig geworden.
Der Mann hat nicht nur sich, sondern auch die Einsatzkräfte in Lebensgefahr gebracht.
Herbert Reul, NRW-Innenminister
NRW-Innenminister Reul zeigte "kein Verständnis" für die Aktion des 21-Jährigen. "Der Mann hat nicht nur sich, sondern auch die Einsatzkräfte in Lebensgefahr gebracht." Reul halte es für konsequent und richtig, zu prüfen, ob dem Mann die Kosten des Einsatzes in Rechnung gestellt werden können. "Das schreckt Nachahmer ab und führt dazu, dass man sich so eine Aktion lieber zwei Mal überlegt."
Polnischer Fan bereits auf dem "Catwalk"
Wie einige Tage nach dem Vorfall bekannt wurde, hatte es allerdings bereits vier Tage vorher beim Spiel Frankreich gegen Polen (1:1) schon ein Unbefugter in die Dachkonstruktion geschafft. Das bestätigte die Dortmunder Polizei der "dpa". "Während der Fußballbegegnung Frankreich gegen Polen wurde ein Zwischenfall während des Spiels erfasst, als eine unbefugte Person auf dem sogenannten Catwalk unterwegs war. Der Mann wurde durch Ordner zur Stadionwache der Polizei gebracht. Es handelte sich um einen polnischen Fan. Ein Strafverfahren wegen Hausfriedensbruch wurde eingeleitet", so Polizeisprecher Peter Bandermann.
Auf einem Internetvideo ist zu sehen, wie der Mann über den Steg, der eigentlich für Techniker gedacht ist, unter dem Dach entlanggeht. Wie der polnische Fan dort hoch kam, blieb zunächst unklar.
Konzepte auf den Prüfstand stellen
Der Veranstalter sei für das Sicherheitskonzept in den Stadien verantwortlich, so Reul. "Der Stadiondach-Kletterer ist nicht der erste sicherheitsrelevante Vorfall in einem Stadion bei dieser EM und hat gezeigt, dass hier nochmal genauer hingeschaut werden muss. Ich begrüße ausdrücklich, dass die UEFA sich nun entschlossen hat, die Konzepte auf den Prüfstand zu stellen."
Der junge Mann aus Osnabrück wurde nach dem Spiel von der Polizei abgeführt. Unklar ist noch, wie genau er sich Zugang zu dem eigentlich abgesperrten Bereich verschaffen konnte. Zuständig dafür sei die UEFA, heißt es von Seiten der Polizei.
Kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit wurde die Polizei informiert, dass sich ein Unbekannter auf den Streben der Dachkonstruktion des Dortmunder Stadions aufhielt. Wie genau der Vermummte dorthin gelangen konnte, ist noch ungeklärt. Offenbar hatte er sich zunächst auf den begehbaren Plattformen unter dem Stadiondach bewegt und war vorn dort aus weiter nach oben geklettert.
Erst nach dem Spiel, als die meisten Zuschauer das Stadion bereits verlassen hatten, näherten sich vermummte SEK-Beamte mit gezückten Waffen über die begehbaren Plattformen dem Mann und forderten ihn zum Abstieg auf.
Mann lässt sich festnehmen
Wie auf Videos zu sehen ist, folgte der Mann den Anweisungen und ließ sich widerstandslos fesseln und abführen. Während der Aktion wurde der Bereich auch mithilfe eines Helikopters ausgeleuchtet.
Die Polizei erklärte am Montag, dass der Kletterer während der gesamten Zeit "lückenlos" beobachtet worden sei. Dabei seien auch Drohnen zum Einsatz gekommen. Der Einsatz sei um 23.44 Uhr mit der vorläufigen Festnahme des Mannes beendet gewesen. Er wurde mittlerweile aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Auf ihn wartet ein Strafverfahren wegen Hausfriedensbruch.
Bei seiner Vernehmung durch die Polizei erklärte der junge Mann, er habe nur "gute Fotos" schießen wollen. Tatsächlich fanden die Beamten in seinem Rucksack eine Fotoausrüstung. Offenbar gehört der 21-Jährige der "Roofer"-Szene an.
Roofer besteigen ohne Erlaubnis oder besondere Sicherheitsvorkehrungen hohe Gebäude und veröffentlichen Fotos und Filme von ihren Aktionen im Netz. Gegen den 21-Jährigen laufen laut Polizei bereits Strafverfahren wegen ähnlicher Aktionen in Ulm und Herne.
Die Polizei Dortmund betonte am Montag erneut, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Menschen im Stadion bestanden habe. Der Mann habe mit den Spezialkräften kommuniziert. Das "Gesamtbild" der Beobachtung habe ergeben, dass der Mann keine Anschlagsabsichten verfolgt habe, so die Polizei.
Schiedsrichter informiert Kapitäne über Mann auf dem Dach
Der Schiedsrichter hatte die Mannschaftskapitäne laut DFB noch vor dem Anpfiff der zweiten Halbzeit informiert. Das Spiel konnte ohne Einschränkungen beendet werden.
Das müssen die Ermittlungen ergeben: Noch ist nicht geklärt, wie der Mann ins Stadion und anschließend in die gesperrten Bereiche kommen konnte. Auch dass er offenbar einen großen Rucksack bei sich hatte, wirft Fragen auf: Zuschauern ist das Mitführen solcher Taschen aus Sicherheitsgründen verboten.
Der Vorfall war nicht die erste Sicherheitspanne bei der Endrunde. Meist ging es dabei um sogenannte Flitzer, die auf das Spielfeld rannten, um Fotos mit den Spielern zu machen. Beim Eröffnungsspiel in München hatte sich zudem ein Youtuber in einem Kostüm des EM-Maskottchens und mit gefälschter Akkreditierung Zugang zum Innenraum des Stadions verschafft. Auch hier laufen Ermittlungen.
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