
Snowboarderin mit Down-Syndrom Stefanie Wiegel und ihr Wunsch nach mehr Sichtbarkeit
Noch bis zum 15. März finden in Turin die Special Olympics statt. Mit dabei sind auch fünf Athletinnen und Athleten aus NRW. Eine von ihnen ist Stefanie Wiegel.
Die 33-Jährige aus Langenfeld tritt bei den Welt-Winter-Spielen im Snowboard an. Für die Wettkämpfe hat sich Wiegel einiges vorgenommen, wie sie auf der Homepage der Special Olympics verriet: "Sportlich möchte ich natürlich mit einer Medaille nach Hause kommen", sagt die Athletin, die mit dem Down-Syndrom auf die Welt kam. In erster Linie aber freue sie sich darauf, "meine Freunde, die ich bei den vergangenen World Games schon kennengelernt habe, wiederzusehen".
Wiegel gehört im Team der Deutschen zu den erfahrensten Aktiven. Seit 2002 hat sie bei nationalen und internationalen Wettbewerben für Sportler mit einer geistigen Behinderung schon zahlreiche Medaillen gewonnen. Unter anderem war sie bei den Weltspielen 2011 in Athen, 2013 in Korea, 2017 in Österreich und 2023 in Berlin dabei.
Wiegel: "Hey, ich bin auch ein Mensch"
Sport ist für die Langenfelderin seit jeher ein ganz wichtiger Teil ihres Lebens. "Ich genieße den Moment des Finishs", sagte Wiegel, die bei Sommerspielen auch schon auf Roller- und Inline-Skates dabei war. "Ohne Sport würde ich nur zu Hause hocken. Und das wäre super langweilig. Zudem konnte ich durch den Sport schon viele Freunde kennen lernen und einiges von der Welt sehen."
Raus gehen, Freunde treffen - für die 33-Jährige ist das trotz Down-Syndrom ganz normal. "Manche verstecken sich. Ich zeige mich und sage: Hey, ich bin auch ein Mensch, so wie jeder andere auch", sagte sie im Interview mit dem WDR.
Wiegel, die im rheinischen Langenfeld in der Küche einer Lebenshilfe-Werkstätte arbeitet, hat keine Scheu vor der Öffentlichkeit. So war sie bereits Athletensprecherin des deutschen Olympics-Teams und 2014 das Gesicht der Deutschland-Spiele in Düsseldorf - gemeinsam mit Tischtennis-Star Timo Boll.
Snowboard-Trio aus NRW
In Turin ist Wiegel Teil eines Snowboard-Trios aus NRW. Mit dabei sind auch die Ratingerin Michelle Keller sowie der aus Hilden stammende Steven Wilkinson. Gemeinsam trainieren sie regelmäßig mit ihrer Gruppe der Lebenshilfe Kreisvereinigung Mettmann in der Skihalle Neuss. Zudem übt Wiegel auch regelmäßig im Skiurlaub mit ihren Eltern.
Vor allem ihr Vater, einst selbst erfolgreicher Radsportler, ist für sie eine ganz wichtige Person - und ihr Vorbild: "Er hat früher die Siege geholt, und jetzt hole ich die Siege", sagt sie selbstbewusst. Und der Papa ist einfach nur stolz auf seine Tochter: "Wenn man sie heute sieht, denkt man nicht mehr an Behinderung. Sie ist eine selbstbewusste junge Frau, die vielleicht ab und zu etwas Hilfe braucht, aber mitten im Leben steht. Einfach toll, dass sie das so geschafft hat", sagte er im ZDF.
Special Olympics rücken Menschen mit Behinderung ins Rampenlicht
An den Special Olympics dürfen alle Menschen mit einer geistigen Behinderung und einer Mehrfachbehinderung teilnehmen. Die Spiele sollen den Menschen durch den Sport zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und letztlich zu mehr Teilhabe an der Gesellschaft verhelfen. Für Wiegel eine großartige Idee: "Es ist sehr wichtig, dass es solche Veranstaltungen gibt und dass sie auch vom Fernsehen übertragen werden. So werden wir gesehen und können zeigen, dass wir auch tollen Sport machen können und dürfen."
In Turin komplettiert Luisa Brauswetter die NRW-Delegation. Sie wird gemeinsam mit ihrer Schwester und Unified Partnerin (Menschen ohne geistige Beeinträchtigung) Elena bei den Wettbewerben im Tanzen antreten. Für Luisa ist es die erste Teilnahme an Welt-Spielen.
Für ihre Teamkollegin, aber auch für alle anderen Teilnehmenden hat Wiegel einen Rat: "Glaubt an euch und gebt mutig euer Bestes!" - Ganz im Sinne des Special Olympischen Eides.
Unsere Quellen:
- Homepage der Special Olympics
- Lokalzeit-Interview mit Stefanie Wiegel
- ZDF - einfach Mensch: Stefanie Wiegel