WDR-Sport Rheinmetall-Sponsoring beim BVB: "Natürlich muss man das Geld mitnehmen"
BVB-Fans diskutierten am Tag nach der Bekanntgabe des neuen Sponsors aus der Rüstungsindustrie: Gute Geldquelle oder Verrat an den Leitlinien des Vereins? Man ist gespalten.
Es gibt sie schon, die ersten Vorboten auf den so wichtigen Samstag für viele Dortmunderinnen und Dortmunder. Manch einer, der im Erdgeschoss wohnt, hat schon BVB-Schals und Deko vor die Fenster gehängt. Große Schilder in der Innenstadt weisen auf eine mögliche Sperrung am Sonntag hin, wenn es denn einen Korso nach Final-Sieg geben sollte.
Einige Fans sind sauer
Die Kriegsgegner:innen waren mit markanten Sprüchen ausgestattet
Die Betriebstemperatur bei den Fans also: ziemlich hoch. Die Nachricht über den neuen Sponsor Rheinmetall lässt einigen dann aber doch die Laune vermiesen. Protest vor der BVB-Geschäftsstelle am Mittwochnachmittag in Dortmund, ein Friedensverein hat spontan zu einer Kundgebung aufgerufen. Eine ziemlich kleine: Rund 15 Demonstranten haben sich am Rheinlanddamm eingefunden.
Spontaner Protest von Kriegsgegnern
"Ich werde echt überlegen, was ich am Wochenende mache", sagt Michael Schulze von Glaßer. Er ist politischer Geschäftsführer der Vereinigung "Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsgegnerInnen" und hat die Demonstration angemeldet. Der Verein organisiert auch politisch umstrittene Ostermärsche im Ruhrgebiet.
Die Vorfreude aufs Wochenende habe der BVB-Fan jetzt nur noch mit "angezogener Handbremse". Obwohl er heute Morgen mit BVB-Bettwäsche aufgewachen sei. Doch seine Meinung ist eindeutig: "Da muss man gucken, was dem BVB verloren geht. Am Ende ist es besser, seine Werte hoch zu halten und ein cooler Club zu sein, als ein Club zu sein, den alle scheiße finden, weil sie nur hinter dem Geld her sind."
Lohnenswertes Sponsoring für den Verein
Medienberichten zufolge dürfte der BVB insgesamt gut 20 Millionen Euro durch den Deal einnehmen. Dabei sind Investitionen im Fußball schon immer umstritten gewesen. Manche sehen darin eine Gefährdung der Fußballkultur.
Michael Schulze von Glaßer hat die Demonstration angemeldet
"Es ist ein Balanceakt in der Bundesliga, aber das ist weit über dem, was akzeptabel wäre", sagt der 38-jährige Schulze von Glaßer, während sich die gut 15 Protestierenden hinter ihm zu einem Foto aufstellen. Von ihnen wollen nicht alle mit dem WDR sprechen, verdecken ihre Gesichter vor den anwesenden Journalisten.
Rheinmetall schon bald sichtbar
Nur einen Steinwurf entfernt am Stadion läuft wie immer Sponsoren-Werbung in Dauerschleife, auf insgesamt drei großen LED-Wänden. Möbelhaus, IT-Dienstleister, Paketzusteller. Rheinmetall läuft hier noch nicht. Trotzdem werde der Düsseldorfer Rüstungskonzern im Rahmen der Vorbereitung aufs Champions League-Finale sichtbar sein, teilt der BVB mit.
Aber auch direkt am Stadion ist der große Finaltag zu spüren, obwohl das Finale in Wembley stattfindet. Der Fanshop nebenan ist gut besucht. Da fällt ein Mann mit blauem T-Shirt direkt auf vor dem schwarz-gelben Stadion. Albert Kneilmann ist mit Herzem Königsblauer und begleitet seinen Sandkasten-Freund Georg ten Voorde trotzdem in den BVB-Fanshop.
Gut 20 Millionen müsse man mitnehmen
Georg ten Voorde und Albert Kneilmann aus Lüdinghausen
Sogar Schalker haben eine klare Meinung zum neuen BVB-Sponsor: "Natürlich muss man das Geld mitnehmen. Wir könnten auch alle den Kopf in den Sand stecken und sagen, wir hätten nichts damit zu tun", sagt der 65-Jährige aus Lüdinghausen. Doch ohne Rheinmetall als deutschen Rüstungskonzern gebe es auch keine Abschreckung für andere Kriegstreiber, sagt Albert Kneilmann im Schatten des Stadions.
Sein Freund findet auch, dass man jeden Sponsor mitnehmen solle. Da habe BVB-Fan Georg ten Voorde kein Problem mit: "Rheinmetall hat natürlich einen faden Beigeschmack wegen Kriegsmachinerie und sowas. Aber andere Unternehmen stecken auch irgendwo drin. Ich sag mal: Wir haben einen Sponsor mehr." Und das trübe seine Vorfreude auf Samstag so gar nicht, immerhin ist er in London als Fan mit dabei.
Fußball-Investments allgemein kritisch gesehen
Und wie blicken junge Fans auf den neuen Sponsor? "Ich habe davon auf Twitter gelesen", sagt Stefan, der mit seinem Kumpel Joel extra aus Wipperfürth im Oberbergischen nach Dortmund gefahren ist. Schnell noch ein Trikot von Marco Reus abgreifen, bevor er beim Champions League-Finale sein letztes Spiel antritt.
Sein Begleiter Josel Waldtinkel hat eine ziemlich klare Meinung - und zwar gegen alle Sponsoren im Fußball: "Borussia Dortmund steht eigentlich für Fan-Liebe und nicht für Investoren oder für Geld", sagt der junge BVB-Anhänger.
"Natürlich ist Geld wichtig für neue Transfers. Aber immer wieder neue Investoren, vor allem wenn sie mit Waffen handeln, ist natürlich abwegig. Gerade für den BVB dann." Ihre "Echte Liebe" lassen sich die zwei aber wohl trotzdem nicht nehmen. Samstag werden auch sie das Spiel verfolgen und für den BVB Daumen drücken.
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