WDR-Sport Neuer Meldebutton für Antisemitismus im Sport
Sportvereine können künftig einen roten Meldebutton auf ihre Websites einbauen. Als einer der ersten Vereine wird ihn Borussia Dortmund auf seiner Seite nutzen.
Antisemitismus kommt im Sport seit Jahren immer häufiger vor – unter Fans, aber auch unter Sportlern. Doch nur etwa ein Viertel der Vorfälle wird tatsächlich gemeldet und kommt bei den Meldestellen für Antisemitismus, RIAS, an. Das Dunkelfeld ist sehr groß, Betroffene bekommen daher auch oft keine Hilfe und Unterstützung.
Vereine können Button-Design anpassen
Dieser Button soll künftig auf den Websites vieler Vereine zu finden sein.
Das möchte die RIAS gemeinsam mit dem Projekt "Zusammen1" künftig mit dem neuen Meldebutton ändern. Die weiße Trillerpfeife auf rotem Hintergrund können Sportvereine auf ihre Websites einbauen. Die Vereine können das Design aber auch den eigenen Vereinsfarben anpassen.
Hemmschwellen abbauen
So soll die Hemmschwelle vieler Betroffenen abgebaut werden. "Wir sind überzeugt davon, Mitglieder und Fans werden das Vertrauen in den eigenen Verein auch nutzen und bei dem eigenen Verein auch eher melden, als wenn sie auf eine externe Seite gehen würde", sagt Luis Engelhardt, Projektleiter bei Zusammen1.
Nach einer Meldung wird diese dann von RIAS erfasst. Dadurch werden Vorfälle auswertbar und politische Forderungen erarbeitet. Außerdem gebe es Hilfs- und Unterstützungsangebote für Betroffene, die sich bei RIAS melden.
Sensibilität fehlt
Vielen sei dabei gar nicht bewusst, was alles Antisemitismus sei. "Das ist mehr als nur Hakenkreuz-Schmierereien", so Luis Engelhardt. Doch in vielen Sportvereinen sei gar nicht bekannt, was alles antisemitisch sei. "Es fehlt an Sensibilität. Es wird so auch viel unter den Teppich gekehrt", so Luis Engelhardt bei der Vorstellung des Button. Mit dem Projekt werde eine Schnittstelle mit Substanz geschaffen.
Gleichzeitig wollen die Projektpartner das Begeisterungspotential des Sports nutzen. Insgesamt sind rund 27 Millionen Menschen in Deutschland in Sportvereinen organisiert. Sie, so die Hoffnung, lassen sich mit dem Button erreichen.
Gerade in Zeiten des Nahost-Konflikts nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel Anfang Oktober, sei der Button wichtig. Die Zahl der antisemitischen Übergriffe hat seitdem stark zugenommen. "Jüdinnen und Juden benötigen Solidarität", appeliert Benjamin Steinitz, Bundesgeschäftsführer von RIAS.
"Unsere Mitglieder leben gerade in Angst"
Betroffen von Vorfällen sind nicht nur Jüdinnen und Juden – etwa in den Makkabi-Vereinen, dem jüdischen Sport- und Turnverband. Zum Beispiel bei Makkabi Frankfurt: Rund 80 Prozent der Mitglieder gehören anderen Konfessionen an. "Wir haben etwa so viele muslimische Mitglieder wie jüdische", sagt Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland. Sie alle seien aktuell aber antisemitischen Vorfällen ausgesetzt. "Unsere Mitglieder leben gerade in Angst", sagt Meyer.
Zu den ersten Vereinen, die den Button auf ihren Websites einbauen werden, gehört Borussia Dortmund. Der Verein engagiere sich seit Jahren gegen Antisemitismus, so Geschäftsführer Carsten Cramer. Der BVB hat sein Medienzentrum für die Vorstellung des Buttons zur Verfügung gestellt. "Der Fußball hat Vorbildfunktion. Der stellen wir uns als Borussia Dortmund", so Cramer.
Weitere Prominente-Vereine wollen Button-Projekt unterstützen
Außerdem werden die Makkabi-Vereine den Button schnell einstellen. "Wir sind sehr glücklich, wie viele Vereine sonst schon signalisiert haben, den Button zu übernehmen", sagt Luis Engelhardt von Zusammen1. Welche das sind, wollte er am Montag noch nicht verraten. Darunter seien aber auch sehr promiente Vereine.