Dortmunds Nico Schlotterbeck

Champions League Kann der BVB seine Ziele ohne Schlotterbeck erreichen?

Stand: 08.04.2025 16:44 Uhr

Diese Nachricht hätte für Borussia Dortmund kaum zu einem schlechteren Zeitpunkt kommen können: Der lange, verletzungsbedingte Ausfall von Nico Schlotterbeck sorgt für Ernüchterung im gerade erst gestarteten Aufschwung.

Von Jörg Strohschein

Diese plötzliche Stimmungsaufhellung der letzten Tage war einfach nicht zu übersehen. Borussia Dortmund hatte sich wieder gefangen, nicht zuletzt nach dem jüngsten, überaus überzeugenden Bundesligasieg beim SC Freiburg. Die Hoffnung aller Beteiligten: Nach Wochen und Monaten der Rückschläge geht es endlich wieder aufwärts mit dem BVB - und der Klub kann seine sportlichen Ziele vielleicht doch noch erreichen.

In der Bundesliga hat die Mannschaft von Trainer Nico Kovac die Kurve bekommen. Der BVB kletterte von Rang elf auf Position acht und verkürzte durch die Siege gegen die direkten Konkurrenten Mainz und Freiburg den Rückstand auf Platz vier von zehn auf fünf Punkte. Die Qualifikation für die Champions League scheint über die Liga wieder möglich. Und dann gibt es ja noch die direkte Chance in der europäischen Königsklasse, ab Mittwochabend (9.4.2025) im Viertelfinale zunächst beim FC Barcelona.

Interner Kurswechsel

Doch diese Euphorie erhielt am Montag einen herben Dämpfer, als der Klub mitteilen musste, das Nico Schlotterbeck mit einem Meniskusriss im linken Knie, den er sich im Training zugezogen hat, längere Zeit ausfallen wird. "Das trifft uns sehr hart", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl nahezu konsterniert. "Er ist ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft und hat in dieser Saison mit konstant guten Leistungen überzeugt".

In der europäischen Königsklasse hatte Schlotterbeck zuvor noch keine Minute verpasst, trug in der Gruppenphase gegen den FC Bologna sogar die Kapitänsbinde. Und: Es war gerade der 25-Jährige, der vor allem als Synonym dieser aktuellen positiven Dortmunder Entwicklung genannt werden konnte.

Umso enttäuschender der Ausfall für ihn selbst. "Es wird eine lange und herausfordernde Reise, aber ich bin fest entschlossen, alles zu tun, um wieder topfit zu werden", schrieb Schlotterbeck bei Instagram.

Angetrieben von Trainer Kovac, dessen Wirken sich erst mit einiger Verzögerung positiv auf das Teamgefüge auswirkt, war es vor allem der Innenverteidiger, der den internen Kurswechsel prägte und seine Leistung verbesserte und stabilisierte. Schlotterbeck versuchte nicht nur in der Abwehr seine besonderen Fähigkeiten wie Zweikampfstärke und Ballfertigkeit einzubringen, sondern schaltete sich auch zunehmend in den Angriff ein.

Besser als unter Nuri Sahin

Beim Heimsieg gegen Mainz 05 schoss allein er vier Mal auf das gegnerische Tor und bereitete zwei Treffer direkt mit einem Eckball vor. Die Bilanz eines Topstürmers. Es war die Idee von Trainer Kovac, seinen Innenverteidiger die Eckstöße ausführen zu lassen - die sich geradezu als brillant erwies.

Der BVB hat sich in nahezu allen wesentlichen Kategorien unter Kovac im Vergleich zu Vorgänger Nuri Sahin recht deutlich verbessert. Das Team erzielt mehr Tore, erspielt sich mehr Großchancen, läuft mehr und intensiver und gewinnt auch mehr Zweikämpfe. Nahezu alle statistischen Werte sprechen für die Veränderungen unter Kovac und seinem neuen Mannschaftsgefüge.

Alternativen vorhanden

Umso tragischer, dass mit Schlotterbeck im entscheidenden Saisonendspurt ausgerechnet eine wesentlicher Erfolgsfaktor fehlen wird. Personell wird der BVB den Innenverteidiger ersetzen können, mit Kapitän Emre Can (31), Niklas Süle (29) Waldemar Anton (28) sowie den flexibel einsetzbaren Ramy Bensebaini (29) und Julian Ryerson (27) stehen einige Alternativen für die zentrale Position in der Abwehrkette zur Verfügung.

Ob es einem von Schlotterbecks Vertretern allerdings gelingen wird, eine vergleichbar selbstbewusste Ausstrahlung und diese ihm eigene Selbstverständlichkeit auszustrahlen, wird sich erst noch erweisen müssen.

Beim BVB haben sie noch Hoffnung, dass Schlotterbeck bis zur neu geschaffenen Klub-WM (14. Juni bis 13. Juli) in den USA wieder einsatzfähig sein könnte. Bis dahin muss die Borussia die sportlichen Hürden wohl in jedem Fall ohne ihren Leistungsträger überwinden.

Schlotterbeck kündigte derweil an, sich während seiner Reha aus der Öffentlichkeit und den sozialen Medien zurückzuziehen, "um mich voll und ganz auf meine Genesung zu konzentrieren - und vor allem, weil ich es für mich und meinen Kopf brauche".