WDR-Sport Judo - Wie aus einem Hirngespinst der Meistertitel für Remscheid wurde
Der TV Remscheid ist frisch gekürter Mannschaftsmeister im Judo. Innerhalb kürzester Zeit schafften es die Bergischen bis an die deutsche Spitze - weil Teammanager Cedric Pick eine Idee hatte.
Eigentlich wäre jetzt die Gelegenheit, mal die Füße hochzulegen und ein wenig zu genießen. Schließlich hat es Cedric Pick geschafft, aus einem Hirngespinst Fakten zu schaffen.
Die Judoka des Remscheider TV haben sich am vergangenen Samstag (5.10.2024) beim "Final Four" im Judo-Teamwettbewerb direkt bei ihrer ersten Teilnahme den ersten Meistertitel gesichert. Und damit ist ein ganz persönlicher Traum vom Teammanager Pick in Erfüllung gegangen.
Erster Titel in einer olympischen Sportart
Der TSV Abensberg, 23-facher Titelträger und siebenfacher Championsleague Sieger bekam im Halbfinale in Wiesbaden genauso die Kampfkraft der Sportler aus dem Bergischen Land zu spüren wie die TSG Backnang, die in einem wahren Krimi mit 8:6 bezwungen wurde.
Damit kommt erstmals nach 55 Jahren wieder ein deutscher Mannschaftsmeister im Judo aus Nordrhein Westfalen. Für die Stadt Remscheid war es generell der erste deutsche Meistertitel in einer olympischen Sportart. Ein riesiger Erfolg.
Eigenes Team gegründet
Damals, vor gut zwölf Jahren, musste der heute 37 Jahre alte Pick seine eigene ambitionierte Judo-Karriere aufgrund von mehreren Knie-Verletzungen beenden. Aber wohin mit der ganzen Motivation, mit der ganzen Energie, die ein damals gerade mal 25-Jähriger in sich trägt?
Teammanger Cedric Pick (M.) leidet mit.
"Da habe ich das Team beim Remscheider TV, meinem Heimatverein, gegründet mit dem Ziel, deutscher Mannschaftsmeister zu werden. Dafür wurde ich natürlich vielfach sehr belächelt", erinnert sich Pick.
Ensemble aus Spitzen-Athleten
Doch der Hohn und Spott sollte sich schnell in Be- und Verwunderung verwandeln. In der Kreisliga - vor gut 30 Besuchern bestehend aus Freunden und Familienangehörigen - gestartet, ging es nach sieben Aufstiegen in acht Jahren im Jahr 2021 hoch bis in die Bundesliga. "Und das war nochmal eine ganz andere Welt", sagt Pick.
Um dort mithalten zu können musste sich der Kreis der Sportler erweitern. Aus regionalen Kämpfern aus dem Bergischen wurde über die Jahre ein Spitzen-Ensemble aus Top-Athleten und den besten Olympia-Kämpfern Deutschlands wie Losseni Kone, Johannes Frey, Eduard Trippel.
Aber auch internationale Größen wie der Aserbaidschaner Balabay Aghayev oder den Spanier David Garcia-Torne kämpfen für die Remscheider.
Viel Leidenschaft
"Wir sind ausschließlich Sponsoren-finanziert", sagt Pick. Rund 100.000 Euro beträgt der Jahres-Etat, "damit sind sämtliche Kosten für die Bezahlung der Sportler, Reise- und Hotelkosten und alles andere bezahlt". Die meisten Sportler unterliegen der Sportförderung, sind Berufssoldaten oder -Polizisten, bestreiten damit den Großteil ihren Lebensunterhalts.
Lediglich mittlere dreistellige Beträge erhalten die Sportler für ihre Einsätze, dazu Spesen. "Reich wird man mit dieser Sportart sicher nicht. Das ist vielmehr Leidenschaft", sagt Pick.
Titel soll keine Eintagsfliege sein
Die Leistungen werden anerkannt. Rund 800 Besucher sind mittlerweile regelmäßig bei Kämpfen der Remscheider Judoka dabei, Tendenz steigend. Im Bergischen Land ist der TV Remscheid neben dem Zweitliga-Handballern des Bergischen HC der einzige Profiklub.
Das Ziel des Teammanagers ist eigentlich erreicht. Zeit sich auszuruhen oder gar aufzuhören? Im Gegenteil. Im Dezember kommt es bereits zum großen Showdown im französischen Montpellier in der Champions League.
Und: Der Meistertitel soll keine Eintagsfliege sein. "Wir wollen uns in der Spitzengruppe etablieren. Und wenn man einmal Deutscher Meister ist, dann will man das Ding auch behalten", sagt Pick.