WDR-Sport 1. FC Köln am Abgrund - Versagen auf allen Ebenen
Sparkurs, fehlende Form, nicht funktionierendes Spielsystem: Am Absturz des 1. FC Köln und der Trennung von Steffen Baumgart sind viele beteiligt.
Ratlos ist ein passendes Wort für den 1. FC Köln dieser Tage. Denn der Klub wirkt genau so. Diagnose: Systemabsurz auf allen Ebenen. Das betrifft dabei nicht nur Steffen Baumgart. Dennoch trennen sich Klub und Trainer einvernehmlich, wie der FC am Donnerstag (21.12.2023) bestätigte.
Baumgart. "Es braucht neuen Impuls"
Baumgarts Worte nach der Union-Niederlage ließen bereits aufhorchen: "Wir müssen die Diskussionen führen, bevor wir Antworten erhalten." Das klang nicht nach jemandem, der total überzeugt ist von sich und von seinem Fortbestand als Verantwortlicher an der Seitenlinie.
Einen Tag danach folgte, was folgen musste: Baumgart macht seinen Platz frei für die Wende. "Der FC steht über allem – und obwohl wir in den letzten Wochen und Monaten sehr viel investiert haben, fehlen die Ergebnisse. Wahrscheinlich braucht es dazu dann eben doch einen neuen Impuls", wird er in der Vereinsmiteeilung zitiert.
Spielsystem Baumgarts versagte
Zu gehen falle ihm schwer, hieß es weiter. Der Klub würdigte die Erfolge Baumgarts in der Vergangenheit: "Steffen hat während seiner Zeit beim FC gemeinsam mit seinem Trainerteam hervorragende Arbeit geleistet. Er hat große Identifikation mit dem FC und unserer strategischen Ausrichtung gezeigt. Auch abseits des Platzes war Steffen immer bereit mit anzupacken."
Bei allem Lob für die Vergangenheit, fehlten in dieser Saison letzlich die Ergebnisse. Doch ist der Trainer der alleinige Schuldträger an der Misere? Eher nicht. Sicherlich kann man ihm vorwerfen, dass sein Spielsystem mit hohem Anlaufen und vielen Flanken in dieser Hinrunde nicht funktionierte. Auch, dass er dem durchaus talentierten Nachwuchs zu wenig Chancen gab.
Leistungsträger mit schwacher Hinrunde
Jedoch muss man konstatieren: Dass die Kölner weit unten in Abstiegsgefahr sind, liegt ebenso an anderen Protagonisten wie am Ex-Trainer. Nur zehn Treffer erzielte Köln, die Offensive ist die vielleicht größte Baustelle. Verletzungen wie bei Mark Uth, Florian Dietz oder Jan Thielmann schwächten die FC-Offensive vor allem in der Breite.
Zudem waren viele Führungsspieler außer Form: Bestes Beispiel dafür war Kapitän Florian Kainz - vergangene Saison noch Topscorer der Kölner. Er fand sich die letzten zwei Spiele nicht einmal in der Startelf wieder. Dejan Ljubicic ist derzeit kaum wiederzuerkennen nach seiner starken letzten Saison.
Kritik an der Kaderplanung wird lauter
Gegen Union hatte Köln vor allem in den ersten 60 Minuten dennoch einige Chancen zur Führung. Getroffen hat das Team nicht - die Tore müssen die Spieler auf dem Platz erzielen. Egal, mit welchem Trainer am Seitenrand. Da ist man wieder beim Wort "ratlos" - ratlos innerhalb der Mannschaft, warum es irgendwie nicht klappen wollte.
Unweigerlich kommt neben der Trainerfrage die Frage der Qualität auf: Reicht diese etwa nicht? Bereits im Sommer sahen viele im FC-Umfeld Probleme im Sturm - das bewahrheitete sich bisher. Für die Kaderplanung stand allerdings nicht nur Baumgart in der Kritik. Sport-Geschäftsführer Christian Keller, der mit einem strikten Sparkurs den verschuldeten Klub sanieren will, wird zunehmend lauter vorgeworfen, keinen bundesligatauglichen Kader zusammengestellt zu haben.
CAS bestätigt Transfersperre
Nachbessern kann der FC in den kommenden zwei Transferperioden nicht. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die im Streit um den Transfer von Jugendspieler Jaka Cuber Potocnik der FIFA verhängte Transfersperre für den 1. FC Köln bestätigt. Das Urteil erreichte den Verein am Donnerstag, wenige Stunden nach der Trennung von Trainer Baumgart.
"Wir haben immer gesagt, dass wir das Szenario Transfersperre stets mitbedacht haben und werden unsere Kaderplanung bis zum Ende der nunmehr feststehenden Sperre dementsprechend gestalten. Dabei gilt: In jeder Herausforderung liegt immer auch eine Chance. Genau mit dieser Haltung werden wir nach vorne blicken und diese Herausforderung angehen", sagte Keller.
Wichtiger Start gegen Heidenheim
Der FC geht somit mit vielen Fragezeichen in die Winterpause: Welcher Trainer soll die Wende schaffen? Was passiert mit dem gescholtenen Sport-Geschäftsführer? Dürfen Spieler verpflichtet werden und wenn ja, wer soll und wird kommen? Kommen die Führungsspieler endlich in bessere Form? Ein Erfolgserlebnis würde sicherlich helfen - die nächste Chance dazu bietet sich zum Jahresstart gegen Heidenheim, mindestens mal mit neuem Trainer.