Leichtathletik | Stabhochsprung Zernikel muss bei Heimspiel passen, Blech gewinnt in Landau
Das 26. Stabhochsprung-Meeting in Landau war ein Heimspiel für Oleg Zernikel. Doch der Bronze-Held von der Leichtathletik-EM in Rom musste zuschauen, wie ein anderer sein Heimspiel gewinnt.
Beim Einlauf von Oleg Zernikel war der Jubel in Landau groß, doch nur wenig später ging ein Raunen über den Platz. Zernikel verkündete den etwa 1.500 Zuschauern, dass er an seinem Heim-Wettkampf nicht teilnimmt. "Ich habe eigentlich seit acht Wochen schon muskuläre Beschwerden im Gluteus, also in der linken Hüfte", sagte der Deutsche mit kasachischen Wurzeln vom ASV Landau. "Die haben sich konstant gehalten bis Rom, und wir haben in Rom auch viel probiert das wieder hinzukriegen. Es hat sich dann aber nicht so gut entwickelt."
Zernikel will bis Olympia schmerzfrei sein
Am 12. Juni übersprang der 29-Jährige 5, 82 Meter bei den Europameisterschaften in Rom und holte sensationell Bronze. Doch nach dem Wettkampf in der italienische Hauptstadt sei seine Verletzung sogar noch schlimmer geworden. Dass er seinen Heimwettkampf auslässt, sei daher eine Vorsichtsmaßnahme. "Lieber jetzt schon herausfinden, was das Problem ist, und dann gezielt daran arbeiten, damit ich bis Paris am besten schmerzfrei performen kann." Kommende Woche will Zernikel bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig wieder antreten.
Zernikels Ziel für Olympia ist klar: "Erst einmal ins Finale kommen. Und dann - man hat in Rom gesehen, dass ich noch höher springen kann, wenn die Hüfte mitspielt." Eine Medaille werde "mit 5,80 Meter jedoch sehr, sehr schwer", weiß Zernikel. Denn erst im April hat der Schwede Armand Duplantis einen neuen Weltrekord aufgestellt: 6,25 Meter.
Zernikel freute sich über die vielen Fans
In Landau war Zernikel auch ohne Wettkampf für seine Fans da, nahm sich Zeit für alle, die ein Autogramm oder gemeinsames Foto wollen - besonders der Nachwuchs war begeistert. "Also ich finde es cool, dass er eine Autogrammstunde gibt", lobte Lasse Held. Auch Emma Müller freute sich über den nahbaren Athleten: "Ich finde den sehr cool. Auch vor seiner Sportart habe ich großen Respekt, ich würde mich das nicht trauen."
Der Bronze-Held hat das Bad in der Menge genossen: "Ich bin gerne für die Leute da. Ich weiß nicht, wie viele mir vorhin gesagt haben, 'ich habe so die Daumen gedrückt'. Ich habe mich sehr gefreut. Da kann ich zumindest ein kleines Dankeschön an sie weitergeben."
Torben Blech gewinnt vor Şaşma und Lita Baehre
Der Wettkampf in Landau war auch ohne Zernikel stark besetzt. Mit 5,72 Meter gewinnt der gewann Torben Blech vor dem Türken Ersu Şaşma und dem Deutschen Meister Bo Kanda Lita Baehre - alles Athleten, die bei den Olmypischen Spielen 2024 in Paris an den Start gehen. In Landau hoffen alle, dass dann auch Oleg Zernikel wieder in Topform ist.
Für Weltmeister Raphael Holzdeppe war es der letzte Auftritt in Landau. Der in Kaiserslautern geborene Weltmeister von 2013 wird seine Karriere nach der Saison beenden. "Es ist nochmal etwas anderes, so ein Meeting zu bestreiten und zu wissen, dass man das allerletzte Mal aktiv daran teilnimmt. Mein Ziel war es einfach, jeden Moment davon zu genießen. Und das habe ich getan", sagte der 34-Jährige.
Raphael Holzdeppe mit großer Freude beim "Heimspiel"
Nochmal in der Heimat anzutreten, war Holzdeppe ein Anliegen: "Ich bin gebürtiger Pfälzer, da springt man natürlich unglaublich gerne bei Meetings in der Pfalz. Es macht immer Spaß, so nah von zuhause zu springen. Da können Familie und Freunde zuschauen kommen. Darum komme ich gerne hierher."
Zu Zernikels Medaillen-Ambitionen sagte der Bronze-Gewinner von Olympia 2012 in London: "Die Weltspitze ist sehr, sehr stark geworden. Aber wenn er nochmal so einen Wettkampf hat wie in Rom - es ist vieles möglich hinter Armand Duplantis. Er soll einfach bei sich bleiben."
Sendung am So., 23.6.2024 19:45 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP