
Mitgliederversammlung am Samstag Wird Bernadette Martini als erste Frau ins Präsidium des VfB Stuttgart gewählt?
Am Samstag findet beim VfB Stuttgart die Mitgliederversammlung statt. Mit Bernadette Martini hat eine Kandidatin gute Chancen, ins Präsidium gewählt zu werden - als erste Frau überhaupt.
Als ihr schönstes VfB-Erlebnis gibt Bernadette Martini in den Unterlagen zur Wahl-Vorstellung den 12. Mai 2001 an. Damals sicherte Krassimir Balakov dem VfB mit einem Traumtor einen 1:0-Sieg gegen den FC Schalke 04 und gleichzeitig den Klassenerhalt.
Knapp 24 Jahre später könnte auf Martini erneut ein schönes VfB-Erlebnis warten. Die 43-Jährige kandidiert auf der Mitgliederversammlung (Samstag, ab 11 Uhr) als eine von fünf Personen für einen der Posten der weiteren Vorstandsmitglieder. Dem Vernehmen nach hat Martini, die neben dem Profifußball einen Fokus auf die Stärkung des Breitensports legen will, gute Chancen, als erste Frau ins VfB-Präsidium gewählt zu werden. Die Hoteldirektorin macht sich dafür stark, dass in Zukunft alle drei Präsidiumsmitglieder automatisch einen Sitz im Aufsichtsrat des Klubs garantiert bekommen.
Neben Martini stellen sich Andreas Grupp, Stefan Jung, Michael Reichl und Dr. Bertram Sugg zur Wahl. Grupp ist aktuell das einzige weitere Präsidiumsmitglied neben Interimspräsident Dietmar Allgaier. Der 41-Jährige war bei bei der Mitgliederversammlung 2024 als Nachfolger des zurückgetretenen Christian Riethmüller gewählt worden. Grupp möchte wie bereits in den letzten acht Monaten für Ruhe, Stabilität, Glaubwürdigkeit und eine klare Ausrichtung stehen.
Jung bringt die Erfahrung als erfolgreicher Unternehmer und Aufsichtsratmitglied in diversen Unternehmen mit. Er setzt sich für eine Einbindung der Mitglieder mit "offener und ehrlicher Kommunikation" ein, zudem will er die 50+1-Regel stärken. Reichl ist seit mehr als 20 Jahren als selbstständiger Unternehmen tätig. Der 54-Jährige ist der Initiator der Satzungsinitiative #wirvfb. Sie zielt auf die Überarbeitung der Satzung, um den Einfluss bestimmter Gruppen oder Personen hin zu den Mitgliedern zu verlagern. Seit seiner Nominierung lässt Reichl seine Tätigkeit für #wirvfb ruhen. Sugg ist Gründungsmitglied und Geschäftsführer des VfB-Fanclubs Courage Gerlingen. Von 2017 bis 2022 saß er bereits im Aufsichtsrat der ausgegliederten Aktiengesellschaft des VfB.
Seit Allgaiers Übernahme herrscht Ruhe beim VfB
Dietmar Allgaier war am 1. August nach der Abwahl des früheren Präsidenten Claus Vogt vom Vereinsbeirat als Interimspräsident berufen worden. Im September übernahm er zudem den Vorsitz des Aufsichtsrates. Ein Vorgang, den auch viele Anhänger der Schwaben wohlwollend zur Kenntnis nahmen, stärkte er doch den Einfluss des eingetragenen Vereins.
Allgaier hatte zunächst geplant, nur interimsweise zur Verfügung zu stehen. Doch der Landtrat des Landkreises Ludwigsburg - in seinem Büro hängt ein gerahmtes VfB-Trikot - hat offenbar Gefallen an dem Job gefunden und kandidiert nun als "echter" Präsident. Nicht zuletzt, weil seit seiner Ernennung Ruhe in den Klub eingekehrt ist, darf er sich gute Chancen ausrechnen, sich gegen Pierre-Enric Steiger und Jochen Haas - den Sohn von Ehrenpräsident Manfred Haas - durchzusetzen. Steiger war bei der letzten Wahl gegen Vogt angetreten und unterlag deutlich.
Steiger will die Mitbestimmung der Mitglieder des VfB Stuttgart durch eine Aktienausgabe stärken, Allgaier den Klub langfristig im oberen Tabellendrittel der Fußball-Bundesliga etablieren. Haas setzt vor allem auf seine langjährige Finanzexpertise und plant - anders als Allgaier zuletzt - den Job in Vollzeit auszuüben. Finanzielle Stabilität und eine verbesserte Infrastruktur haben sich alle drei Kandidaten auf die Fahne geschrieben. Neben dem Präsidenten und den beiden weiteren Präsidiumsmitgliedern wird am Samstag auch der Vereinsbeirat der Schwaben gewählt.
- Präsident Claus Vogt wurde mit 86,03 Prozent der Stimmen abgewählt
- Für eine Abwahl von Vize-Präsident Rainer Adrion votierten 70,02 Prozent der Mitglieder. Für eine Abwahl wären 75 Prozent nötig gewesen. Wegen der mangelnden Vertrauensbasis trat Adrion wenige Tage später dennoch zurück
- Andreas Grupp wurde als Nachfolger von Christian Riethmüller ins Präsidium gewählt. Riethmüller hatte im April seine Ämter in Aufsichtsrat und im Präsidium niedergelegt. Damit war Grupp bis zur Benennung von Dietmar Allgaier zum Interimspräsidenten das einzigen Mitgleid des Gremiums
- Über eine Satzungsänderung wurde der Wahlausschuss als Gremium neugeschaffen. Dieser ist für die formale Prüfung der Kandidaturen für das Präsidium zuständig und hat Anfang Januar die Kandidatinnen und Kandidaten nominiert.
VfB auf der Suche nach Kontinuität abseits des Platzes
Sportlich läuft es seit dem Amtsantritt von Trainer Sebastian Hoeneß rund für die Schwaben - auch wenn der VfB in den letzten Wochen eine "Ergebnisdelle" hinnehmen musste. Und dennoch: Die Stuttgarter stehen im Halbfinale des DFB-Pokals (2. April gegen RB Leipzig) und haben auch in der Bundesliga weiter intakte Chancen, nach der Champions-League-Saison erneut das internationale Geschäft zu erreichen.
Mit den Wahlen am Samstag soll nach den turbulenten Jahren seit den ersten Ausgliederungsgerüchten 2016 nun auch auf Führungsebene Kontinuität einziehen. Neben der Frage, wer Präsident wird und ins Präsidium einzieht, stehen einige Satzungsänderungen zur Abstimmung. So wird unter anderem darüber entschieden, unter welchen Voraussetzungen die Mitgliederversammlung in Zukunft als hybride Veranstaltung durchgeführt werden darf.
Nach einer Gesetzesänderung 2023 kann aktuell das Präsidium alleine darüber entscheiden. Wird die Satzungsänderung angenommen, wäre dies nur noch auf Antrag und mit einer Dreiviertelmehrheit auf der unmittelbar vorherigen Mitgliederversammlung möglich oder wenn eine Präsenzversammlung durch höhere Gewalt nicht oder nur unter erheblichen Einschränkungen stattfinden könnte.

Jubellauf zum Klassenerhalt: Krassimir Balakov nach dem 1:0-Siegtreffer gegen den FC Schalke 04 im Mai 2001.
Daneben soll § 3, Absatz 3 der Satzung ergänzt werden. Dort heißt es bislang "Die Vereinsfarben sind weiß-rot". In Zukunft soll der Passus ergänzt werden um "Erkennungszeichen des Vereins ist der Brustring als Symbol der Verbundenheit des Vereins mit seinen Mitgliedern und Fans". Was wie eine Marginalie klingt, ist vielen Anhängern tatsächlich wichtig. Ein Trikotsfauxpas wie in der Saison 1975/1976, als Dieter Hoeneß und Co. im schneeweißen Dress aufliefen, würde damit auch in Zukunft ausgeschlossen werden. Schließlich lässt es sich mit Brustring auch viel schöner jubeln - so wie Krassimir Balakov es am 12. Mai 2001 getan hat. Bernadette Martini kann sich noch ganz genau daran erinnern.
Sendung am Sa., 22.3.2025 14:00 Uhr, Stadion, SWR1