Schiedsrichterin Fabienne Michel

Fußball "Unverschämtheit": Profis verurteilen sexistische Gesänge gegen Schiedsrichterin Michel

Stand: 13.04.2025 11:54 Uhr

Bei einem Drittliga-Spiel wird Schiedsrichterin Fabienne Michel aus Rheinland-Pfalz mit sexistischen Gesängen beleidigt. Nun äußern sich Profis wie Lea Schüller von Bayern München.

Triggerwarnung: In diesem Artikel zitieren wir Aussagen, die Frauen herabwürdigen sowie sexualisierte Gewalt beinhalten.

Beim Spiel zwischen Rot-Weiss Essen und dem SC Verl in der 3. Fußball-Liga vor gut zwei Wochen prallt Schiedsrichterin Fabienne Michel unglücklich mit einem Essener Spieler zusammen, der dadurch ein Gegentor nicht verhindern kann. Im Anschluss stimmen die Essener Fans sexistische Gesänge an, beleidigen die Schiedsrichterin aus dem rheinhessischen Gau-Odernheim unter anderem als "Hure".

Nationalspielerin Lea Schüller mit deutlichen Worten

Bereits unter der Woche hatte Nationalspielerin Lena Oberdorf mit deutlichen Worten auf diesen Vorfall reagiert: "Da frage ich mich echt, wer den Leuten ins Gehirn geschissen hat", sagte die 23-Jährige im Podcast "Popcorn und Panenka".

Nach dem Topspiel in der Bundesliga der Fußballerinnen zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern München am Samstag (12.04.2025) äußerten sich nun weitere prominente Spielerinnen wie Münchens Lea Schüller. Auch wenn sie nicht wisse, wie man so etwas verhindern könne, sprach sie am Sportschau-Mikro von einer "Unverschämtheit: Ich verstehe nicht – generell – wie man Hass anderen Menschen gegenüberbringen kann, nur weil mal eine Fehlentscheidung getroffen wurde. Das finde ich einfach unverständlich."

Nationalspielerin Lea Schüller: "Unverschämtheit"

Klare Kante auch von der Eintracht

Frankfurts Mittelfeldspielerin Tanja Pawollek schlug derweil vor, den Schiedsrichterinnen mehr Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen: "Ich glaube, die Schiedsrichterinnen müssen einfach ein bisschen mehr Hilfe bekommen, auch vielleicht mit dem Videobeweise oder sonstiges. Aber dennoch: Wenn eine Fehlentscheidung passiert, dann ist es ja nicht so, dass sie das extra machen. Deshalb müssen wir darauf aufmerksam machen und versuchen, die Dinge anders zu lösen."

Tanja Pawollek: Fehler passieren nicht extra

Eintracht-Trainer Niko Arnautis ergänzte kopfschüttelnd, so ein Vorfall gehe "gar nicht". Jede Schiedsrichterin und jeder Schiedsrichter habe sich entsprechend qualifiziert: "Sie machen auch mal Fehler, wie wir auch, wie ich, wie auch die Menschen, die dann beleidigende Worte von sich geben. Fehler passieren und deswegen finde ich das einfach schrecklich, wenn so Situationen entstehen - unabhängig, ob sie jetzt eine Frau ist oder ein Mann."

Fabienne Michel äußert sich bislang nicht

Die Unparteiische selbst möchte sich zu dem Vorfall bislang nicht äußern, sagte sie auf die Anfrage von SWR Sport. Noch ist unklar, ob und wenn ja wie sie die Gesänge während des Spiels wahrgenommen hat. Der Stadionsprecher hatte während der Situation nicht eingegriffen. Weder der anwesende Schiedsrichterbeobachter noch Michel selbst dokumentierten den Vorfall im Spielbericht. Erst die ARD-Sportschau machte den Deutschen Fußball-Bund (DFB) überhaupt auf den Skandal aufmerksam. 

Der Verband wurde aktiv, der Kontrollausschuss habe "auf Grundlage der vorliegenden Video- und Tonaufnahmen vergangene Woche Ermittlungen aufgenommen", hieß es auf Anfrage des Sport-Informations-Dienstes. Wegen des laufenden Verfahrens werde sich der DFB aber "zum konkreten Fall aktuell nicht weiter äußern". Rot-Weiss Essen sei "zu einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert worden".

Diese war öffentlich erst am Dienstag (08.04.2025) erfolgt, Vorstandschef Alexander Rang entschuldigte sich im Namen des Vereins, sagte jedoch auch: "Wir sind ein leidenschaftlicher und hochemotionaler Verein, der stolz auf seine Historie und grundsätzlich auch auf seine Fankultur ist – von der getätigten Wortwahl distanzieren wir uns jedoch in aller Deutlichkeit." Von Sexismus ist in dem Statement keine Rede.

Sendung am Sa., 12.4.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP