Heidenheim kassiert spätes 3:3 Spektakel in Stuttgart - Undav-Tor kontert Kleindienst-Show
Der VfB Stuttgart und der 1. FC Heidenheim trennen sich nach einem hoch unterhaltsamen Spiel unentschieden. Ein Tor in letzter Sekunde sorgte für die Punkteteilung.
Der 1. FC Heidenheim spielt 3:3 (0:1) beim VfB Stuttgart. Der VfB sah nach einer 2:0-Führung bereits wie der sichere Sieger aus. Serhou Guirassy (41.) und Angelo Stiller (53.) hatten den VfB in Führung gebracht. Ein Eigentor von VfB-Torhüter Alexander Nübel sorgte in der 63. Minute für den Anschlusstreffer. Dann drehte Tim Kleindienst die Partie mit zwei Treffern innerhalb kurzer Zeit (84. und 85.) in Richtung der Heidenheimer. Für den Schlusspunkt sorgte der VfB mit einem Ausgleichstor von Deniz Undav in letzter Sekunde (90.+8). Der VfB befindet sich mit 57 Punkten weiterhin auf dem dritten Tabellenplatz. Heidenheim ist mit 30 Punkten elfter der Bundesliga-Tabelle.
Undav nach Abpfiff verärgert - Kleindienst muss mit Punkt leben
Nach dem Schlusspfiff zeigten sich Vertreter beider Mannschaften unzufrieden mit dem Ergebnis der Partie. VfB-Stürmer Deniz Undav machte im Interview mit SWR Sport seinem Ärger Luft. Nach der 2:0-Führung hätte der VfB "arrogant" gespielt. "Das passt gar nicht zu uns", sagte der Torschütze zum 3:3. Jeder hätte nur noch für sich selbst und nicht mehr zusammen gespielt. "Wenn du so ein Spiel bis zur 60. so kontrollierst, darfst du nicht 3:2 hinten liegen." Das Unentschieden fühle sich an wie eine Niederlage, im nächsten Spiel gegen Dortmund (6.4., 18:30 Uhr) müsse man es besser machen. VfB-Trainer Sebastian Hoeneß zeigte sich trotz aller Enttäuschung "mit gemischten Gefühlen" zur Partie. Er sei "auch froh, dass wir hier noch mit einem Punkt rausgehen". Die Mannschaft hätte sich aber zu sehr von der "Party-Stimmung" im Stadion anstecken lassen.
Auch Heidenheims Doppelpacker Tim Kleindienst sprach nach dem Abpfiff mit gemischten Gefühlen über das Spiel. "Wir müssen ja damit leben", sagte er im Interview. "Am Ende haben wir gegen eine Spitzenmannschaft gespielt, die höchstwahrscheinlich, wenn sie so weiterspielt, nächstes Jahr in der Championsleague unterwegs ist." Daher könne man zwar glücklich sein, "aber am Ende fühlt es sich halt nicht so an", gab der Stürmer zu. Heidenheims Trainer Frank Schmidt lobte im Interview die "unnachahmliche Energie", mit der seine Mannschaft die Partie in der zweiten Halbzeit gedreht habe. "Am Ende ist der VfB nicht glücklich, weil sie ein Spiel mit Dominanz nicht gewonnen haben und wir sind nicht glücklich, weil wir nach 95 Minuten 3:2 geführt haben und das Spiel nicht gewonnen haben", fasste der Trainer die Partie zusammen.
Protest der VfB-Fans gegen Machtkampf
Vor 60.000 Zuschauern in der ausverkauften Stuttgarter Arena ließ der vermeintlich erste Treffer für die Hausherren nicht lange auf sich warten. Serhou Guirassy stand nach einem Pass von Deniz Undav aber hauchdünn im Abseits, Schiedsrichter Felix Zwayer nahm den Treffer nach Beratung mit dem Videoschiedsrichter zurück (8.). Anschließend war das Spiel einige Minuten unterbrochen, da Fans des VfB Stuttgart mit Bannern und Pyrotechnik gegen den Machtkampf in der Führungsriege des Vereins protestierten. Wenig später tauchte dann Undav frei vor dem Heidenheimer Tor auf. FCH-Torhüter Kevin Müller konnte den Schuss des Nationalspielers aber entschärfen (13.). Und auch einen Kopfball von Guirassy in der 17. Minute konnte Müller parieren.
Guirassy trifft spät in der ersten Hälfte
Nach der schwungvollen Anfangsphase machte der VfB weiter das Spiel, klare Torchancen blieben aber dank der kompakten Verteidigung der Heidenheimer vorerst aus. In der 26. Minute zeigten sich die Gäste erstmals in der Offensive. Nach einem unsauberem Rückpass des Stuttgarters Maximilian Mittelstädt konnte Heidenheim-Stürmer Tim Kleindienst den Ball erobern und auf das Tor der Gastgeber zulaufen. VfB-Kapitän Waldemar Anton bereinigte die Situation aber, als er Kleindiensts Querpass auf Marvin Pieringer zur Ecke klärte.
Wer glaubte, dass die Heidenheimer nun offensiver werden würden, sah sich getäuscht. Der VfB war weiterhin spielbestimmend. In der 39. Minute scheiterte Chris Führich erneut am starken Müller. Zwei Minuten später war der Heidenheimer Keeper dann aber überwunden. Nach tollem Zusammenspiel mit Undav fand Angelo Stiller mit einem sehenswerten Querpass Guirassy. Dieser musste den Ball aus kurzer Distanz nur noch über die Torlinie drücken (41.). Die erste Hälfte komplettierte eine Glanztat von VfB-Torhüter Nübel. Dieser spitzelte dem durchgebrochenen Jan-Niklas Beste in letzter Sekunde den Ball vom Fuß und verhinderte damit den Ausgleich (45.).
Stiller mit Premieren-Tor für Stuttgart - Nübel mit kuriosen Eigentor
Wie schon in der ersten Halbzeit dauerte es auch in der zweiten Hälfte nur acht Minuten, bis der Ball im Heidenheimer Tornetz zappelte - dieses Mal zählte der Treffer aber. Der starke Angelo Stiller wurde von Undav mit einem perfekten Pass bedient und konnte aus 14 Metern Müller überwinden (53.). Für Stiller war es das erste Tor für den VfB. Er veredelte seine starke Leistung mit dem Tor.
Die Zwei-Tore-Führung für die Gastgeber hielt aber nur knapp zehn Minuten. In der 62. Minute leistete sich VfB-Torhüter Nübel einen dicken Fehler, als er einen eigentlich harmlosen Kopfball von Tim Kleindienst fallen ließ. Das Spielgerät rollte zum 1:2 über die Torlinie. In der Folge hatten die Heidenheimer etwas mehr vom Spiel, Stuttgart wirkte verunsichert. Klare Torchancen spielten sich die Gäste von der Ostalb aber nicht heraus, stattdessen verhinderte der Pfosten nach einem Schuss des eingewechselten Silas die Vorentscheidung zu Gunsten der Stuttgarter (74.).
Kleindienst-Wahnsinn in Stuttgart - Undav gleicht in letzter Sekunde aus
Zehn Minuten später glich Kleindienst die Partie aus. Beste flankte stark auf den frei stehenden Stürmer, der am langen Pfosten technisch stark abschloss und Nübel überwand. Und für den VfB kam es kurze Zeit später dann noch schlimmer, denn Heidenheim drehte die Partie durch Kleindienst. Dieses Mal flankte Eren Dinkci in den Stuttgarter Strafraum. Dort setzte sich Kleindienst gegen Anton durch und traf per Kopfball zur Heidenheimer Führung. Tief in der Nachspielzeit sah der Heidenheimer Nikola Dovedan die Rote Karte, als er an der Eckfahne den Ball sichern wollte und mit seiner Grätsche Mittelstädt traf (90. +6). Eine harte Entscheidung von Zwayer.
Der VfB konnte sich wenig später mit der letzten Aktion des Spiels noch einen Punkt sichern. Mittelstädt schlug einen langen Ball in den Strafraum der Heidenheimer, dort flückte ihn Undav mit dem Rücken zum Tor herunter. Mit dem letzten Schuss des Spiels traf der Stürmer zum 3:3-Endstand ins lange Eck des Heidenheimer Tores (90. +8).
Stuttgart jetzt gegen Dortmund, Heidenheim empfängt Bayern
Für den VfB Stuttgart steht am nächsten Samstag das Topspiel bei Borussia Dortmund an (6.4., 18:30 Uhr). Heidenheim empfängt am selben Tag den FC Bayern München (15:30 Uhr).
Sendung am So., 31.3.2024 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR