Handball | WM 2025 Torhüter David Späth ist auf dem Weg zum Handball-Superstar
David Späth gilt immer noch als Torhüter-Talent - und zwar als eines der größten weltweit. Mit 22 Jahren ist der Pfälzer von den Rhein-Neckar Löwen aber auch schon eine feste Größe in der Nationalmannschaft.
Eines vorne weg: David wird englisch ausgesprochen, also "Dejvid". Seinen Eltern erschien das irgendwie passender und schicker. Er findet es auch prima. Ansonsten ist alles normal am gebürtigen Pfälzer, wenn man davon absieht, dass er 2,02 Meter lang, mit enormen Reflexen gesegnet, unglaublich beweglich, enorm dynamisch zwischen den Pfosten, extrem ehrgeizig und ein brodelnder Vulkan an Emotionen ist. Soweit so normal, oder wie er sagt: "Jeder ist ein bisschen verrückt auf seine eigene Art und Weise."
Keiner zeigt solche Emotionen
"Der Junge ist on fire", sagt der Torhüter-Kollege Andreas Wolff über den 22-jährigen Youngster. Die Beobachtung ist absolut passend angesichts der Bilder, die sich einem einprägen, wenn die "Krake" zwischen den Pfosten wieder einmal einen Wurf entschärft hat. Die 2,02 Meter zu einer Pirouette hochgeschraubt, mit ausgebreiteten Armen, der Mund weit offen, die ganze Anspannung bei der erfolgreiche Abwehr herausgebrüllt, für jeden Zuschauer sichtbar. Jeder soll teilhaben an der Freude über die Aktion mit einem blitzartigem Reflex.
Allerdings findet das mittlerweile nicht mehr jeder so mitreißend. Er selbst merkt, wie er sagt, "dass viele meine Emotionen als theatralisch, aufgesetzt, als Show oder peinlich finden". Klar, nicht jeder kehrt nach einem großen Coup sein Innerstes nach außen. Aber zum 22-Jährigen gehört es einfach dazu und die Kritik bewegt ihn: "Es tut halt einfach nur weh, aber ich bin auch noch sehr jung und muss das lernen, dass ich nicht alles nachlese und es mir zu Herzen nehme."
Viele Fußballer haben sich einen besonderen Tor-Jubel einfallen lassen, da beschwert sich keiner. Der fußballerische Emotionsausbruch nach Toren kommt allerdings nicht so häufig vor, wie der Jubel nach den Paraden eines David Späth.
Die klare Nummer zwei in Deutschland
Auf Position zwei hinter Andreas Wolff wird der gebürtige Pfälzer in der Bundesliga-Statistik der gehaltenen Würfe geführt. 155 Paraden in 16 Spielen zeigt die Statistik bei Späth gegenüber den 176 parierten Würfen seines Nationalmannschafts-Kollegen in 17 Partien. Andreas Wolff greift dann auch ins oberste Regal, wenn es um die Einschätzung des Potentials seines Torhüter-Kumpels geht: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass er in mittelfristiger Zukunft einer der besten Torhüter der Welt sein wird."
Aus Kaiserslautern-Dansenberg zu den Rhein-Neckar Löwen
Mit seinem älteren Bruder Mike hat er in seiner Geburtsstadt bei der TSG Kaiserslautern zunächst im Rückraum angefangen. Nach dem TV 03 Ramstein, bei dem er bis 2012 spielte und auf die Torhüterposition wechselte, ging er zum TuS 04 Kaiserslautern-Dansenberg. Dann, 2018, der große Schritt ins NLZ des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen. Als in der Saison 2020/21 Stammtorhüter Mikael Appelgren verletzungsbedingt ausfällt, wird der damals 18-Jährige ins kalte Wasser geworfen und lernt schnell schwimmen. Nach 26 Einsätze gibt es viel Lob für den Ersatzmann.
Ende März 2021 unterschreibt Späth seinen ersten Profi-Vertrag bei den Löwen, mittlerweile ist dieser bis 2027 verlängert. Kurz danach, im Drittliga-Spiel in Zweibrücken, prallt er so unglücklich gegen den Pfosten, dass er sich das Kreuzband reißt. Die Rückkehr erfolgt knapp ein Jahr später im Bundesligaspiel gegen den HSV Hamburg. Der Rest ist Geschichte. Er selbst meint dazu: "Es ist alles so wahnsinnig schnell gegangen, natürlich muss ich mich da kneifen."
Großer Anteil an der Olympischen Silbermedaille in Paris
Es sind die letzten drei Sekunden der Verlängerung im Viertelfinale gegen Frankreich, David Späth taucht nach unten ab, lenkt mit dem ausgestrecken rechten Bein den Wurf der Franzosen um den rechten Pfosten. Es bleibt beim 35:34, Deutschland steht im Halbfinale des Olympischen Handball-Turniers. Ein 22-Jähriger hüpft wie ein Flummi übers Spielfeld, die Faust nach oben gereckt, bis er von den Mannschaftskollegen eingefangen wird. Die letzte Großtat von David Späth, der schon davor die 'Équipe Tricolore' zur Verzweiflung gebracht hatte. Der letzte große Höhepunkt für das junge Supertalent. "Wenn mir einer vor einem Jahr erzählt hätte, dass ich bei Olympia dabei bin und das so einen Verlauf nimmt, [den hätte ich für verrückt erklärt]. Es ist jetzt schon mein drittes großes Turnier, das ist schon unglaublich."
Vorfreude auf die WM 2025
Jetzt, bei der Weltmeisterschaft 2025, wird sich wieder der Fokus der gesamten Nation auf ihn richten. Wie viele Emotionsausbrüche werden wir erleben? Wird er etwas ändern? Sehen wir einen gebremsten David Späth, der nach einem gehaltenen Ball nur kurz lächelt? Mit ziemlicher Sicherheit nicht, denn er ist selbstbewusst genug, wenn er erklärt: "Ich denke mir, der Weg den ich gegangen bin, ist okay. Also warum soll ich jetzt was ändern? Deswegen bleibe ich bei mir, bleibe derselbe Typ und mache einfach alles gleich. Und dann geht's hoffentlich genauso weiter."
Sendung am Di., 14.1.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW